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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Hotel abbremste, einem soliden zweistöckigen Gebäude, blickte sie ihn erstaunt an. Das Pacific Hotel, so hatte man ihr bereits in Skaguay erzählt, war eines der besten Hotels der Stadt.
    Er verankerte den Schlitten und half ihr von der Ladefläche. »Die erste Nacht schlafen Sie im Hotel«, verkündete er leise. »Ich habe noch einen Gefallen bei dem Besitzer gut. Das Frühstück und das Mittagessen können Sie aufs Zimmer schreiben lassen.« Er zögerte etwas, bevor er weitersprach. »Ich werde mich inzwischen im Fort melden und nachsehen, ob Ihr Haftbefehl noch besteht. Wenn wir Glück haben, hat der vermeintliche Zeuge widerrufen. Ein Meineid ist keine Kleinigkeit.« Sein Tonfall verriet wenig Hoffnung.
    »Und wenn nicht?« Sie wagte gar nicht an diese Möglichkeit zu denken.
    »Wir werden eine Lösung finden.« Er griff nach ihrem Rucksack und half ihr auf den Gehsteig. Einige Männer blieben respektvoll stehen, als sie das Abzeichen der North West Mounted Police auf der Büffelfelljacke des Mounties sahen, und waren erstaunt, eine Frau bei ihm zu sehen, eine attraktive Frau, auch wenn sie die Kleidung eines Fallenstellers trug. In Dawson waren vor allem leichte Mädchen zu haben. »Haben Sie keine Angst, Clarissa. Wenn Sie die Verbrechen nicht begangen haben, passiert Ihnen auch nichts. Die Wahrheit können selbst reiche Leute wie die Whittlers nur zeitweise verdrehen.«
    Clarissa wusste, dass es anders war, sagte aber nichts und folgte dem Mountie ins Hotel. Es war besser ausgestattet, als sie gedacht hatte, ein weinroter Teppich in der Eingangshalle, schmiedeeiserne Petroleumlampen an den Wänden, ein Empfangspult wie in einem Hotel in Vancouver. Der Angestellte holte sofort den Besitzer, einen korpulenten Mann mit Halbglatze, der Sherburne überschwänglich begrüßte. Anscheinend war der Gefallen, den er dem Mountie schuldete, ziemlich groß. »Oh natürlich, Inspector«, erwiderte er. Er sprach mit ausländischem Akzent. »Die Lady kann so lange bei uns bleiben, wie sie will, und bekommt das beste Zimmer. Und selbstverständlich kommen wir auch für die Speisen auf, die sie im Restaurant zu sich nimmt.« Er rief den Angestellten herbei und reichte ihm den Schlüssel. »Bring die Tasche der Dame auf Zimmer 2 … Ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf.« Und zu Clarissa: »Willkommen im Pacific Hotel!«
    Sherburne war ein wenig verlegen, weil der Besitzer in der Nähe blieb und ihn hören konnte, dennoch sagte er: »Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie heute Abend zum Essen einladen dürfte, Clarissa.« Er errötete leicht, als er sie zögern sah. »Im Klondike Restaurant gegenüber gibt es die besten Steaks, die ich jemals gegessen habe. Würden Sie mir die Ehre erweisen?«
    Sie hätte beinahe gelacht, nicht weil sie sich über ihn lustig machen wollte, sondern weil sie es komisch fand, dass ein ranghoher Inspector der Mounties eine steckbrieflich gesuchte Diebin zum Essen einlud. »Sehr gerne, Paul«, erwiderte sie stattdessen. »Ich warte gegen sechs hier in der Lobby auf Sie.«
    »Vielleicht weiß ich dann schon mehr«, machte er ihr Hoffnung.
    Clarissa verabschiedete sich von ihm und folgte dem Angestellten, der mit der Tasche unter dem Arm auf der Treppe gewartet hatte, in den ersten Stock. Das Zimmer war fürstlich eingerichtet, es gab ein breites Himmelbett, das wohl für Hochzeitsgäste vorgesehen war, einen Waschtisch, eine Kommode, einen Schrank und ein rundes Tischchen mit zwei Stühlen. Die Petroleumlampe auf der Kommode war randvoll. Das einzige Fenster ging auf eine dunkle Gasse raus, nicht gerade ein schöner Ausblick, aber besser als die laute Front Street, auf der auch im Winter allerhand Verkehr herrschte. Vor mehreren Läden und Saloons parkten Hundeschlitten oder größere, mit Pferden bespannte Schlitten, und auf den Gehsteigen drängten sich die Goldsucher, die im Herbst zu plötzlichem Reichtum gekommen waren und alles daransetzten, das mühsam geschürfte Gold wieder unter die Leute zu bringen. Vor allem die leichten Mädchen, die am Ortseingang vor ihren Zelten standen, und denen es erlaubt war, ihre Reize offen anzubieten, profitierten von den Männern.
    Clarissa zog ihre gefütterte Jacke, die Fellmütze und die Handschuhe aus und ließ sich aufs Bett fallen. Die lange Fahrt, vor allem aber der Zwischenfall mit dem Kopfgeldjäger und ihre Entdeckung in der Blockhütte hatten sie mehr mitgenommen, als sie gedacht hatte. Sie hatten großes Glück gehabt, vor allem

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