Clarissa - Wo der Himmel brennt
eine Gehirnerschütterung, die ihn wohl noch einige Tage behindern wird, und zahlreiche Prellungen im Brustbereich und an den Armen. Die sind meist schmerzhaft. Die Platzwunde an der Stirn habe ich genäht.« Hinter ihm erklang ein leises Stöhnen, und er drehte sich zu seinem Patienten um. »Ich glaube, er kommt zu sich. Wollen Sie mit ihm reden, bevor ich ihm etwas Laudanum gebe? Nur bitte nicht zu lange. Er braucht jetzt viel Ruhe.«
Clarissa drängte sich an ihm vorbei und blieb vor Alex stehen, der immer noch auf der Trage lag. Doktor Weinbauer hatte ihn bis auf die Unterwäsche ausgezogen und bis zur Brust mit einem Leintuch zugedeckt. Über der Platzwunde wölbte sich ein dickes Pflaster, die blutigen Schrammen hatte er mit einer übel riechenden Salbe eingerieben. Er griff sich stöhnend an den Kopf und erkannte sie erst, als sie dicht vor ihm stand. »Clarissa! Bist du … Bist du okay? Was … Was ist mit den … den Hunden? Wie konnte das nur passieren?«
»Keine Ahnung …. Wir haben wohl versucht, einige Bäume mitzunehmen.« Sie beugte sich über ihn und spürte, wie ihre Augen feucht wurden, als sie bemerkte, wie er gegen den Schmerz ankämpfte. Mit einer Hand strich sie ihm zärtlich über die Wange. »Ich bin okay, Alex. Ich hatte Glück, mir ist nichts passiert. Aber viel wichtiger ist, dass du wieder gesund wirst. Du hast eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde an der Stirn.« Sie lächelte zaghaft. »Das wird eine hübsche Beule geben. Die Prellungen an den Armen und der Brust könnten etwas wehtun, sagt der Doc. Ich nehme an, er will dich eine Weile hierbehalten. Tu, was er sagt, Alex! Wir haben noch genug Zeit.«
»Die Hunde? Was … Was ist mit den Hunden?«
»Smoky hat zwei Zähne verloren, und sein rechter Vorderlauf … Ich glaube, er ist verstaucht. Der Doktor kümmert sich um ihn.« Sie griff nach seiner Hand. »Werde wieder gesund, Alex! Werde wieder ganz gesund, hörst du?«
»Ich werde mich anstrengen. So schnell zwingt man mich nicht in die Knie, das weißt du doch.« Seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig und deuteten ein schwaches Lächeln an, bevor er wieder ernst wurde. »Du wirst sehen, spätestens morgen bin ich wieder auf den Beinen. Ich habe schon ganz andere Schläge weggesteckt. Hab ich dir schon von dem Grizzly erzählt, der mich vor ein paar Jahren angegriffen hat? Der Bursche hatte riesige Pranken wie …«
»… wie Bratpfannen, ich weiß«, erwiderte sie erleichtert. Wenn er von seinem Grizzly erzählte, war er schon wieder fast der Alte. »Aber wenn du nicht auf den Doktor hörst, brummt dein Schädel doppelt so lange, und ich muss mir ständig dein Gejammer anhören.« Ihre Augen funkelten. »Ich fahre inzwischen zur Hütte und hole unsere Sachen. Bis spätestens heute Abend bin ich wieder hier, dann sehe ich gleich nach dir. Ich quartiere mich bei Mary ein.«
»Und wenn Whittler inzwischen kommt?«, gab Alex zu bedenken.
»Er darf nicht kommen. Wenn es noch ein bisschen Gerechtigkeit auf dieser Welt gibt, kommt er erst, wenn wir mit dem Schiff nach Alaska abdampfen.«
»Hoffen wir’s«, erwiderte er.
Doktor Weinbauer, der sich inzwischen um Smoky gekümmert hatte, kehrte in den Behandlungsraum zurück. »So, das reicht fürs Erste«, sagte er zu ihr. »Ihr Mann braucht dringend etwas Schlaf, wenn er schnell gesund werden soll.« Er goss etwas Laudanum in einen Teelöffel und flößte es Alex ein. »Das lindert die Schmerzen und lässt Sie wie ein Neugeborenes schlafen, glauben Sie mir. Schmeckt wie der schlechte Wein, den sie im Saloon verkaufen. Ich habe etwas Zimt dazu gemischt, das macht es etwas erträglicher.«
Nachdem der Doktor das Laudanum weggestellt hatte, verließ Clarissa das Zimmer. »Wir sehen uns heute Abend«, rief sie Alex zu, doch der hatte sich bereits umgedreht und die Augen geschlossen. Das Laudanum wirkte schnell.
Smoky wartete im Flur auf sie. Der Doktor hatte seine Wunde versorgt und den verstauchten Vorderlauf mit einem festen Verband stabilisiert, so wie sie es vor zwei Jahren mit Bones gemacht hatte. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte Doktor Weinbauer, »aber ich bezweifle, dass Sie ihn weiterhin als Leithund einsetzen können. Seine Top-Form wird er nie wieder erreichen.« Er zog den Gürtel um seinen Morgenmantel fester und führte sie zur Tür. »So, und jetzt brauche ich dringend etwas Schlaf. Gestern Abend war es spät, wie Sie wissen, und ich bin nicht gerade ein Frühaufsteher. Bis
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