Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
Vom Netzwerk:
hatte.
    Frank Whittler war umgekehrt, auch wenn Maggies Söhne ihn noch nicht gesehen hatten. Er war nach Port Essington unterwegs und würde sich an ihr rächen, wenn sie nicht rechtzeitig an Bord des Dampfschiffes kamen. Bones hatte sie noch nie belogen. Sie vertraute ihm, mochte Alex ihn auch für eine Fata Morgana halten und sogar Maggie an ihrer Geschichte zweifeln, wenn sie ihr von ihrem vierbeinigen Schutzgeist berichtet hätte. Vielleicht hatte Alex ja recht, und er war tatsächlich eine Fata Morgana und lebte nur in ihrer Vorstellung und ihren Träumen, aber seine Warnungen nahm sie ernst. Wenn er ihr mitteilte, dass Gefahr drohte, glaubte sie ihm.
    Sie setzte sich auf und trank von dem kühlen Wasser, das sie neben ihrem Bett stehen hatte. Von Unruhe erfüllt, stand sie auf und trat ans Fenster. Es war bereits weit nach Mitternacht. Der Schneeregen hatte nachgelassen, und sie hatte einigermaßen klare Sicht. Der Hügelkamm, auf dem sie Bones in der vergangenen Nacht gesehen hatte, lag verlassen in der Dunkelheit. Im schwachen Licht des Mondes, der zwischen zwei Wolken auftauchte, glänzte der Schnee.
    In dem Teil der Stadt, den sie überblicken konnte, waren alle Lichter erloschen, nicht mal im Saloon brannte noch Licht. Draußen auf dem Meer, ungefähr eine halbe Meile vor der Küste, zeichneten sich die Umrisse eines großen Frachters gegen das Mondlicht ab, bestimmt eines der Schiffe, die zwischen Vancouver und Asien verkehrten. Mit Japan und China trieben die Kanadier regen Handel. Manchmal ankerten die Schiffe vor der Küste, um heimliche Fracht aus den Indianerdörfern auf die Queen Charlotte Islands aufzunehmen.
    Wenn nur das Dampfschiff nach Alaska endlich käme, dann könnten sie schon mal an Bord gehen. Dort wären sie zwar nicht sicherer, denn Whittler würde nicht davor zurückschrecken, auf dem Schiff nach ihnen zu suchen, aber zumindest außer Sichtweite. Noch einen Tag mussten sie überstehen. Maggie hatte ihr versprochen, einen befreundeten Indianer, der einige Meilen außerhalb der Stadt in einer Blockhütte wohnte, nach Hazelton zu schicken. Für alle Fälle, wie sie sagte, und damit du besser schlafen kannst. Wenn er tatsächlich Whittler begegnete, würde er versuchen, ihm weiszumachen, dass Alex und sie nach Nordwesten gezogen waren. »Mach dir keine Sorgen!«, hatte Maggie sie beruhigt. »Wenn es darum geht, einen Mann wie ihn von einer guten Freundin abzuhalten, halten alle Indianer zusammen.«
    Besser schlafen konnte sie deswegen nicht, im Gegenteil, sie fühlte sich ihrer Freundin gegenüber schuldig, weil sie ihr so viel abverlangte. Sie würde Maggie vermissen, Maggie und Mary und all die anderen, sogar den Schmied, der sie jeden Morgen mit seinem Hämmern genervt hatte, und Edward und seine Frau Joscelyn, die fast ständig gestritten hatten. Sie würden genauso in ihren Gedanken bleiben wie ihre Eltern, die viel zu früh gestorben waren, und ihre Freunde und Bekannten in Vancouver, meist Fischer wie einst ihr Vater und die gleichaltrigen Männer und Frauen, die sie von der Highschool kannte.
    Sie wartete, bis der Mond wieder hinter den Wolken verschwand, und kehrte ins Bett zurück. Mit dem Gedanken an Alex, der keine fünfzig Schritte von ihr entfernt im Krankenzimmer des Doktors lag, schlief sie ein. In ihrem Traum sah sie Alex und sich an der Reling des Dampfschiffes stehen, den Blick auf die zerklüftete Küste von Alaska gerichtet und ein hoffnungsvolles Lächeln im Gesicht. Ein Bild, das ihr Mut machte und sie einigermaßen gut gelaunt aufstehen ließ. Noch ein Tag und eine Nacht, dann würde ihr Dampfschiff vor der Küste ankern. Normalerweise kam es schon am frühen Morgen und fuhr dann gegen neun Uhr weiter nach Norden. Mit den vielen Goldsuchern, die diesmal an Bord sein würden, vielleicht sogar eine Stunde früher.
    Noch vor dem Frühstück kümmerte sie sich um Smoky. Der Husky hatte sich etwas erholt und leckte an dem Wasser, das sie ihm hinstellte, doch den Brei lehnte er ab und zog sich gleich wieder auf sein Lager zurück. Clarissa hatte ihm die Medizin, die ihr der Doktor für ihn gegeben hatte, ins Wasser gemischt und nickte zufrieden, als er die Augen schloss und wieder einschlief. Sie hatte selbst mal einen Zahn verloren und erinnerte sich noch gut an die Schmerzen, die sie damals gehabt hatte. Eine Woche lang hatte sie ausschließlich von Hühnerbrühe gelebt. »Keine Angst«, tröstete sie den dösenden Husky, »wir kriegen dich wieder hin. So schlimm ist

Weitere Kostenlose Bücher