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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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ihrem Vater ins Boot zog, zu schwer wurden, und nach dem Tod ihrer Eltern, als sie nur ein paar Dollar besessen hatte und gezwungen war, ein vollkommen neues Leben zu beginnen. Selbst in der verschneiten Wildnis, als sie mit dem Hundeschlitten verunglückt und Bones ihr den Weg gewiesen hatte, war die Rettung nicht von selbst gekommen. Nur ihrer Bereitschaft zu kämpfen und niemals aufzugeben, auch nicht in scheinbar auswegloser Situation, hatte sie ihr Leben zu verdanken. Es gab immer einen Weg, wenn man nur daran glaubte.
    Ihr Glaube an das scheinbar Unmögliche wurde belohnt. Im Schein einer Positionslampe entdeckte sie eine Strickleiter über der Reling hängen, weit genug vom Bug entfernt und außerhalb des Blickfeldes der Männer auf der Brücke.
    Von neuer Hoffnung erfüllt, ruderte sie mit kräftigen Schlägen näher an das Schiff heran. Ihr Boot prallte gegen den eisernen Rumpf und wurde zurückgeschleudert. Sie ließ die Ruder los und hielt sich mit beiden Händen fest, um nicht über Bord geschleudert zu werden, griff erneut danach und steuerte das Boot unter die Strickleiter. Eine Welle trieb sie darunter hinweg, sie ruderte zurück und streckte die Hände nach der untersten Sprosse aus … Vergeblich.
    Durch den Nebel drangen die Stimmen ihrer Verfolger immer lauter zu ihr. Weit konnten sie nicht mehr entfernt sein. Sie zwang sich zur Ruhe und versuchte es erneut, steuerte das Boot unter die Strickleiter, wartete geduldig, bis es von einer Welle nach oben getragen wurde, und bekam die Leiter mit beiden Händen zu fassen. Sie schaffte es mit ihrem linken Fuß auf die unterste Sprosse, zog den rechten nach und beobachtete erleichtert, wie ihr leeres Boot von der Strömung davongetragen wurde und im Nebel verschwand. Mit etwas Glück war es außer Sichtweite, wenn ihre Verfolger das Dampfschiff erreichten.
    Ohne lange zu zögern, kletterte sie die Strickleiter hinauf. Als Tochter eines Fischers war sie daran gewöhnt, und auch auf einem Hundeschlitten war man ständig bemüht, sein Gleichgewicht zu halten. Dennoch atmete sie angestrengt, als sie die Reling erreichte. Die Stimmen im Nebel waren inzwischen so laut und nahe, dass sie nicht wagte, sich umzudrehen, und rasch an Deck kletterte.
    Im Schatten einer dicken Taurolle verharrte sie. Das Deck war leer. Alle Passagiere schienen zu schlafen, und selbst auf der Brücke brannte nur eine flackernde Laterne. Rechts von ihr zog sich ein überdachter Gang zum Heck, von dem die Klapptüren der größeren und teuren Kabinen abgingen. Die preiswerten Unterkünfte lagen auf den Decks unter ihr, dort hielten sich wohl die vielen Glücksritter auf, die am Klondike nach Gold suchen wollten.
    Ihre Dankbarkeit, auf das richtige Deck geklettert zu sein, wo die Gefahr, dass man sie erwischte, wesentlich geringer war als auf dem überfüllten Zwischendeck, währte nur kurz. Vom Wasser schallte Whittlers Stimme herauf: »Ich gehe jede Wette ein, dass sie sich ein Boot geschnappt hat. Das Miststück ist mit allen Wassern gewaschen. Sie hat eines der Ruderboote gestohlen und denkt wohl, sie könnte mich reinlegen.« Ein kurzer Augenblick, in dem man nur das Plätschern der Wellen hörte, und dann wieder seine Stimme, diesmal laut und fordernd: »Hey … Ist da jemand? Wo steckt der Kapitän?«
    Eine andere männliche Stimme war trotz des teilweise böigen Windes zu verstehen, sie gehörte wohl dem Fischer, der ihn zum Dampfschiff gebracht hatte: »Clarissa Carmack soll mit einem Ruderboot hier rausgefahren sein? Mitten in der Nacht und bei dem Nebel? Glaube ich nicht. Oder sehen Sie ein Ruderboot? Die kann vielleicht mit einem Hundeschlitten umgehen, aber dafür ist sie nicht gebaut. Wie ich sie kenne, ist sie mit dem Schlitten geflohen.«
    »Unsinn!«, erwiderte Whittler. »Ihr Vater war Fischer, die weiß, wie man rudert. Sehen Sie die Strickleiter? Da ist sie hoch. Die hat schon ganz andere Sachen gemacht, oder was meinen Sie, warum ich so darauf versessen bin, sie zu fangen? Diese Frau schreckt vor nichts zurück! Solange die nicht hinter Gittern sitzt, haben wir keine Ruhe.« Und dann wieder lauter: »Hey … Warum meldet sich niemand? Sollen wir vielleicht ewig hier unten warten? Ich bin Frank Whittler von der Canadian Pacific und komme im Auftrag der Polizei!«
    Clarissa erkannte, dass ihr keine Zeit mehr blieb. Sie rannte zu dem Gang, der auf das oberste Deck führte, und lief zu einem der Rettungsboote, die an stabilen Auslegern hingen und mit Planen abgedeckt waren.

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