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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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leid, Kapitän«, antwortete einer für alle. »Wir haben keine blinde Passagierin gefunden. Wir haben alles abgesucht.«
    »Auch den Maschinenraum?«, fragte Whittler.
    »Selbst den«, bestätigte der Matrose.
    »In Ordnung«, zeigte sich der Kapitän zufrieden. Er wartete, bis die Matrosen verschwunden waren, und wandte sich an Whittler. »Sie müssen sich geirrt haben, Sir.« Diesmal klang das »Sir« etwas spöttischer. »Die Straftäterin, nach der Sie suchen, hat sich wohl doch an Land versteckt. Gute Nacht, Sir.«
    Whittler fügte sich nur widerwillig, erkannte aber wohl, dass er alle Möglichkeiten ausgereizt hatte. »Gute Nacht, Kapitän. Ich erwarte, dass Sie mir sofort Bescheid geben, falls die gesuchte Frau sich doch an Bord befindet.«
    »Aye, Sir«, sagte der Kapitän.
    Clarissa fielen tausend Steine vom Herzen, als Whittler über die Strickleiter verschwand, und der Kapitän auf die Brücke zurückkehrte. Sie war ihrem Verfolger noch einmal entkommen und vorerst in Sicherheit. Aber wie lange?

10
    Die Stunden vergingen quälend langsam. Obwohl das Rettungsboot groß genug war, lag sie äußerst unbequem und spürte alle Knochen. Der kühle Nachtwind drang durch die Lücken zwischen der Plane und dem Bootsrand und drang bis auf ihre Haut. Auf dem Boden stand eine Wasserlache. Doch solange die S. S. California vor Anker lag, durfte sie ihr Versteck auf keinen Fall verlassen. Die Gefahr, vom Captain oder einem Matrosen entdeckt und an Land zurückgeschickt und Whittler ausgeliefert zu werden, war zu groß.
    Noch immer saß ihr der Schreck in allen Gliedern. Frank Whittler war für sie der Inbegriff des Bösen, arrogant und selbstherrlich und von einer fanatischen Rachsucht beseelt. Seine Nähe hatte ihr so zugesetzt, dass sie erst nach einer ganzen Weile wieder einigermaßen ruhig atmen konnte.
    Sie schob die Plane am Bug ein wenig nach oben, um mehr Luft zu bekommen, und sog sie gierig in die Lungen. Erwartungsvoll blickte sie zum östlichen Horizont, wo sich der erste helle Schimmer zeigte und sich wie fernes Wetterleuchten mit dem Nebel vermischte. Auf dem Wasser der Bucht zeigten sich die ersten hellen Flecken, und sie hatte den Eindruck, als wäre die Sonne schon dabei, den lästigen Nebel aus ihrer Nähe zu vertreiben. Noch immer war es still auf dem Schiff, und das Plätschern der Wellen, die in unregelmäßigen Abständen gegen den Schiffsrumpf wogten, war deutlich zu hören.
    Nach Alex hielt sie vergeblich Ausschau. Ihre Hoffnung, er würde noch vor der Abfahrt des Schiffes wieder auftauchen und an Bord kommen, erfüllte sich nicht. Er blieb spurlos verschwunden, und sie konnte nur hoffen, dass er sich an Land vor Whittler versteckt hatte und nachkommen würde, sobald Whittler nach Vancouver zurückgekehrt war.
    Oder folgte ihr Frank Whittler nach Alaska? Auch wenn er von seiner Idee, sie ins Gefängnis zu bringen, besessen war, konnte sie sich das nicht vorstellen. So lange konnte er seine Geschäfte nicht im Stich lassen, wenn er es sich nicht wieder mit seinem Vater verderben wollte. Sein letzter Versuch, ihrer habhaft zu werden, würde wohl darin bestehen, Alex festzunehmen und sie auf diese Weise zur Rückkehr zu zwingen. Ein schrecklicher Gedanke, wusste sie doch sehr genau, dass sie nach diesem Köder schnappen und Alex auf keinen Fall allein lassen würde.
    Ihr einziger Trost war, dass Alex sein ganzes Leben in der Wildnis verbracht hatte und dort jedem Städter überlegen war, selbst wenn der einen indianischen Führer verpflichtet hatte. So leicht würde er sich nicht einfangen lassen. Wie sie ihn kannte, verbarg er sich irgendwo in einer versteckten Hütte, oder er wartete in der freien Natur, bis Whittler die Gegend verlassen hatte. Sobald der Frühling endgültig die Macht über das Land ergriffen hatte, kam Whittler mit dem Hundeschlitten sowieso nicht mehr weit. Dann musste er auf ein Pferd umsteigen, und diese Art der Fortbewegung war für einen verwöhnten Städter wesentlich anstrengender als in Decken gehüllt auf einem Schlitten zu sitzen, auch wenn er mit seinen vornehmen Freunden in Vancouver gerne ausritt.
    Sie machte sich natürlich etwas vor. Der Stiefel, den sie auf den Klippen gefunden hatte, ließ eigentlich darauf schließen, dass Alex etwas passiert war, er vielleicht sogar den Tod gefunden hatte und in der Brandung ertrunken war, auch wenn ihr kein vernünftiger Grund dafür in den Sinn kam. Auch die Möglichkeit, dass Whittler so fanatisch war, dass er ihr mit dem

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