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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Maßanzug und eine seidene Krawatte mit goldener Nadel, und seine Stiefel blitzten, als wäre er in einem Salon in San Francisco und nicht an Bord eines Alaska-Dampfers. Sein Haar war sorgfältig gescheitelt und duftete selbst im Freien.
    Sam Ralston, sie erkannte ihn sofort. Der Glücksspieler, der genauso schlecht wie sie auf die Whittlers zu sprechen war und ihr vor zwei Jahren geholfen hatte, Frank Whittler zu entkommen. Obwohl er seine Feinde nicht gerade mit Glacéhandschuhen anfasste und ein sehr unbequemer Charakter war, hatte er sich stets wie ein Gentleman benommen und war ihr nie zu nahegetreten. Auch ihr klares Nein, als man Alex für tot erklärt, und er ihr angeboten hatte, seine Stelle anzunehmen und sie später vielleicht sogar zu heiraten, hatte er widerwillig, aber wie ein Gentleman respektiert. Inzwischen wusste er sicher, dass Alex noch am Leben war. Sie blickte ihn sprachlos an.
    »Und du hast wieder vergessen, dass wir nicht in unserem Haus in San Francisco, sondern an Bord eines Dampfschiffes sind«, fuhr er fort. Sein Lächeln hatte etwas Spöttisches an sich. »Ich glaube manchmal, du schlafwandelst. Kaum ist Vollmond, scheinst du nicht mehr zu wissen, was du tust.«
    Sie ging auf sein Spiel ein. »Du weißt doch, wie nervös ich an Bord eines Schiffes bin, Schatz. Ich hab in der Eile vollkommen vergessen, wo ich bin.« Sie blickte an sich hinunter. »Die Hosen sind wirklich nicht sehr schick.«
    Ralston lachte ungeniert. »Habe ich nicht eine wunderbare Frau, Kapitän? Ich warte auf den Tag, an dem sie in diesem Aufzug in der Oper erscheint.«
    »Die Dame ist Ihre Gattin, Mister Montgomery?« Anscheinend hatte Sam Ralston einen Decknamen angenommen. »Ich dachte, Sie wären in San Francisco allein an Bord gekommen. Eine so bezaubernde Dame wäre mir doch aufgefallen.« Er glaubte wohl, Punkte bei Ralston gutmachen zu müssen.
    »Das stimmt«, bestätigte der Spieler. »Carla war noch bei ihrer Schwester auf Vancouver Island zu Besuch. Sie kam in Victoria an Bord. Tut mir leid, dass ich sie Ihnen noch nicht vorgestellt habe.« Er stutzte. »Bin ich Ihnen noch etwas schuldig, Kapitän?« Er gab vor, nach seiner Brieftasche zu greifen. »Ich glaube, ich habe bei der Buchung ihren Namen nicht angegeben.«
    Der Kapitän winkte ab. »Nein, nein, lassen mal stecken. Sie haben für eine Kabine auf dem Saloondeck bezahlt, das gilt ohnehin für zwei Personen.« Er wandte sich mit leicht gerötetem Gesicht an Clarissa. »Tut mir leid, wenn ich Sie mit meinen Worten verärgert habe, Mrs Montgomery. Ich hatte auf keinen Fall vor, Sie zu beleidigen. Diese Hosen sind sicher sehr praktisch bei diesem kühlen Wetter. Ich wollte auf keinen Fall damit sagen …« Er merkte, dass er sich mit seinen Worten in Teufels Küche manövrierte, und unterbrach sich. »Wenn Sie etwas brauchen, melden Sie sich bitte bei mir, Ma’am.«
    Der Kapitän entfernte sich und ließ Clarissa allein mit dem Spieler zurück. Ralston bot Clarissa lächelnd seinen Arm. »Mrs Montgomery? Ich glaube, wir haben einiges zu besprechen. Darf ich Sie in unsere Kabine einladen?«
    Sie hängte sich zögernd bei ihm ein. »Montgomery?«
    »Gefällt Ihnen der Name? So hieß der aufdringliche Bursche, den meine Großmutter zum Teufel jagte, weil er im Bürgerkrieg auf der falschen Seite kämpfte. Woher sollte sie auch wissen, dass er auf der Seite der Sieger stehen und so viel Gold erbeutet haben würde, dass er damit eine ganze Stadt kaufen konnte. Ich hielt den Namen für durchaus passend für meine Camouflage.«
    »Woher wussten Sie, dass ich an Bord bin, Sam?«
    Er führte sie in seine Kabine und schloss die Tür. »Ich hatte keine Ahnung. Anscheinend bin ich immer in der Nähe, wenn Sie in höchster Not sind.« Er löste sich von ihr und drückte seinen Zigarillo in den Aschenbecher auf der kleinen Kommode. »Wer ist denn diesmal hinter Ihnen her? Frank Whittler?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie werden staunen, was ich noch alles weiß«, antwortete er. »Setzen Sie sich doch.« Er deutete auf einen der beiden Sessel, die zu beiden Seiten eines Tischchens standen, und deren Lehnen mit weißen Spitzendeckchen verziert waren. »Ich lasse uns frischen Tee kommen. Einverstanden, mein Schatz?«
    Sie fluchte innerlich, sagte aber nichts.

11
    Nachdem ein Steward den Tee und etwas Gebäck gebracht hatte, gratis natürlich und mit den besten Wünschen des Kapitäns, setzte sich Ralston in den anderen Sessel und hielt fragend einen Zigarillo hoch,

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