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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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lächelte freundlich. »Dürfte ich Ihnen behilflich sein, Ma’am?« Er griff nach ihrer Reisetasche. »Ich kenne ein sauberes Hotel, in dem sich eine Lady wie Sie bestimmt wohlfühlt.« Er benahm sich wie ein College-Junge, sprach gepflegtes Englisch und ließ nicht den geringsten Verdacht aufkommen, ein falsches Spiel zu betreiben.
    Clarissa war angenehm überrascht und wollte bereits dankend zustimmen, als Fitz neben ihr auftauchte und dem jungen Mann die Reisetasche aus der Hand nahm. »Der Letzte, der sich auf diese Weise an eine hübsche Lady rangemacht hat, war mein Bruder, und der hatte nichts anderes im Sinn, als sie in sein Bett zu locken und anschließend wie einen alten Koffer in die Ecke zu stellen«, bremste er ihn ungewohnt resolut. »Die Lady braucht keine Hilfe, schon gar nicht von einem falschen Fünfziger wie dir, also such dir gefälligst ein anderes Opfer, bevor ich dir deine abstehenden Ohren langziehen muss!«
    »Wo denken Sie hin, Mister?« Der junge Mann spielte den Entrüsteten. »Ich möchte der Lady doch nur helfen. Ich hatte nicht der geringsten Hintergedanken und schon gar nicht wollte … Für so was bin ich doch viel zu jung!«
    Der alte Goldsucher kicherte. »Mag sein, aber du warst schon hier, als ich das erste Mal nach Skaguay kam, und siehst mir nicht wie der geborene Kavalier aus. Du führst irgendeine Gemeinheit im Schilde, und wenn ich wüsste, was du vorhast, würde ich dich übers Knie legen und dir ordentlich den Hintern versohlen. Also lass gefälligst die Lady in Ruhe und troll dich!«
    Der Junge zeigte keine Lust, sich weiter mit dem alten Goldsucher auseinanderzusetzen, und verschwand wortlos in der Menge. Clarissa beobachtete, wie er Luther und Dolly ansprach und auf ein Hotel schräg gegenüber deutete. Sicher bekam er eine Belohnung, wenn er ihnen neue Gäste brachte.
    »Haben Sie eine Ahnung«, erwiderte Fitz, als sie ihren Verdacht äußerte, »ich glaube eher, der Bengel arbeitet für Soapy Smith. Er treibt die zahlungskräftigen Kunden in die Hotels, die seinem Boss gehören, und überredet sie wahrscheinlich auch, ihre Ausrüstung bei ihm zu kaufen … zu stark überhöhten Preisen, versteht sich. Ich hab sogar den Verdacht, dass er sie beklaut.«
    »Aber …« Clarissa suchte verzweifelt nach Luther und Dolly in der Menge, konnte sie aber nicht mehr entdecken. Zu dicht war der Menschenstrom, der von der S.S. California an Land strömte. »Aber Luther und Dolly haben ihre ganzen Ersparnisse bei sich. Wenn er ihnen das Geld stiehlt, haben sie gar nichts mehr. Sie wollten ihre Ausrüstung in Skaguay kaufen. Wir müssen zur Polizei! Ich hab gehört, hier gibt es einen US Marshal. Wir müssen zu ihm!«
    »Deputy J. M. Tanner?« Fitz schüttelte den Kopf. Wäre er nicht in Gegenwart einer Lady gewesen, hätte er wohl verächtlich ausgespuckt. »Der steckt doch selbst mit Soapy Smith unter einer Decke. Fast jeder in dieser Stadt macht gemeinsame Sache mit ihm. Hier dürfen Sie keinem trauen.«
    Sie nahm ihm die Tasche aus der Hand und blickte ihn ungeduldig an. »Worauf warten Sie dann noch? Wenn der Marshal schon nichts tut, müssen Sie die beiden zurückhalten! Gehen Sie ihnen nach, und verjagen Sie den Bengel, bevor er sie Soapy Smith und seinen Männern in die Arme treibt! Luther und Dolly … Der Ire und die Engländerin, die an Bord geheiratet haben.«
    »Ich erinnere mich«, antwortete er grinsend. »Hab gesehen, wie sie sich an Deck geküsst haben. Wie ich den Jungen kenne, bringt er die beiden ins Skaguay Hotel, das ist der vornehmste und teuerste Laden in diesem Nest. Aber zuerst begleite ich Sie zu Mrs Buchanan.« Er grinste wieder. »Keine Angst, ich kriege keine Prozente von ihr, aber ich kenne die Dame von früher. Genauer gesagt, seit dreißig Jahren. Wir sahen damals noch passabel aus, wir beide, und wenn sie diesen Buchanan nicht getroffen hätte, wären wir vielleicht sogar verheiratet. Aber er kam jeden Tag mit frischen Wildblumen …«
    »Die Geschichte können Sie mir später erzählen«, unterbrach sie ihn. Sie schob ihn mit einer Hand von sich weg. »Kümmern Sie sich um Luther und Dolly, bevor sie diesem Betrüger auf den Leim gehen. Beeilen Sie sich!«
    Clarissa wartete, bis Fitz in der Menge verschwunden war, und bahnte sich einen Weg zu der Pension. Auf den schmalen Plankenwegen standen sich die Menschen gegenseitig im Weg, und es fiel ihr mit ihrer vollen Tasche schwer, das Gleichgewicht zu halten. Die Passagiere, die mit ihr von Bord

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