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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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der Wirtin und legte einen Arm um Dollys Schultern. »Leider doch, Dolly. Mrs Buchanan kennt den Reverend. Er gehört zur Bande von Soapy Smith, einem Verbrecherkönig, der hier in Skaguay so ziemlich alles und jeden kontrolliert und die Neuankömmlinge reihenweise ausnimmt. Auch der junge Mann, der euch ins Skaguay Hotel geführt hat, steckt mit ihm unter einer Decke. Als ich euch heute Nachmittag vor der Bande warnen wollte, kam mir der Reverend in die Quere und hinderte mich daran, euer Hotel zu betreten. Vor dem Eingang saßen zwei bärtige Burschen mit Gewehren. Ihr seid einem Verbrecher auf den Leim gegangen, Dolly!«
    Sie ließ die Worte wirken und fügte rasch hinzu: »Wenn es ganz schlimm kommt, haben sie Luther bewusstlos geschlagen und ihm das Geld abgenommen. Ich glaube aber eher, dass sie ihn betrunken gemacht und ihm einen unverschämt hohen Preis gemacht haben. Soapy Smith ist kein Dummkopf. Er geht immer nur so weit, dass man ihm nichts nachweisen kann.«
    »Das stimmt«, sagte die Wirtin leise.
    Dolly brauchte eine Weile, um die schlechte Nachricht zu verdauen, doch sie hatte an diesem Abend schon genug geweint und entdeckte ihren angeborenen Kampfgeist wieder. »Wir müssen ihn suchen!«, entschied sie. Sie warf das Taschentuch aufs Bett und stand auf. »Wenn er irgendwo bewusstlos in einer Ecke liegt, müssen wir ihn suchen. Ihm kann sonst was passiert sein!« Ihre Verzweiflung verwandelte sich in wilde Entschlossenheit. »Außerdem lasse ich nicht zu, dass man Luther und mich so schäbig behandelt! Wenn dieser Pastor uns betrogen hat, soll er uns das Geld zurückgeben!«
    Bevor Clarissa und Mrs Buchanan sie zurückhalten konnten, war sie aus dem Zimmer und unterwegs zur Tür. Clarissa zog sich in Windeseile an und folgte ihr. Mrs Buchanan blieb sprachlos zurück und schüttelte den Kopf.

17
    Clarissa lief aus dem Haus und sah gerade noch, wie Dolly im Schatten eines Vorbaudaches verschwand. Auch spätnachts war in Skaguay noch einiges los, besonders in den Kneipen und Saloons, in denen so mancher Goldsucher seine Ersparnisse verlor, noch bevor er im Laden eines Ausrüsters gewesen war. Das Klimpern der Walzenklaviere und die lauten Stimmen der Männer und leichten Mädchen waren bis auf die Straße zu hören. Dort herrschte weniger Verkehr als tagsüber, nur einige Unentwegte und die Goldsucher, die so wenig Zeit wie möglich verlieren wollten, waren im trüben Schein der Gaslaternen unterwegs. Aus der Ferne drang das vielstimmige Heulen einiger Huskys.
    Im Laufen knöpfte Clarissa ihren Mantel zu. Mit hastigen Schritten folgte sie Dolly über den Gehsteig, rief »Dolly! Warte!« und fing sich das schadenfrohe Gelächter einiger leichter Mädchen ein, die selbst im kalten Nachtwind ihre Beine mit den Strumpfbändern zeigten, um so noch einige der eiligen Goldsucher in ihr Zelt zu locken. »Steht es schon so schlimm um dich, dass du hinter Weibern herlaufen musst?«, lästerte eine von ihnen. Sie war höchstens fünfzehn oder sechzehn. »Hier gibt’s doch genug Männer!«
    Clarissa ignorierte sie. Sie überquerte eine Querstraße mit gerafftem Rock und Mantel und beobachtete aus der Ferne, wie Dolly von zwei Betrunkenen vor einem Saloon belästigt wurde, sie aber abschütteln konnte und hastig weiterlief. Bei ihr versuchten es die Männer erst gar nicht. Wahrscheinlich wirkte sie so ernst und entschlossen, dass kein Mann es gewagt hätte, sie in diesem Augenblick auch nur anzusprechen.
    »Dolly!«, rief sie wieder. »Warte auf mich, Dolly! Das bringt doch nichts! Bleib stehen!«
    Aber Dolly war viel zu aufgebracht, um ihr zu gehorchen, und hörte sie vielleicht auch gar nicht. Aus einem der Saloons schallte »The Yellow Rose of Texas« mit solcher Lautstärke, dass man nicht einmal die Schritte auf dem hölzernen Gehsteig hörte. Wahrscheinlich ein Texaner, der sich in den Hohen Norden verirrt hatte. Clarissa erinnerte sich an einen texanischen Fischer aus Galveston, der seiner Verlobten nach Vancouver gefolgt und sie nach wenigen Tagen im Stich gelassen hatte, weil sein Heimweh zu groß gewesen war.
    Sie hastete mit raschen Schritten an dem Saloon vorbei und war nur noch wenige Schritte hinter Dolly, die von einem unbändigen Zorn beseelt war, seitdem sie gehört hatte, was in Skaguay vor sich ging und welche schrecklichen Verbrechen in der Stadt ungesühnt blieben. Aus der verzweifelten Braut, die um ihren frisch angetrauten Mann geweint hatte, war eine zu allem entschlossene Frau geworden, die

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