Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
Vom Netzwerk:
auch Ihrem halbwüchsigen Enkel überlassen? Worauf warten Sie noch, Marshal?«
    »Ihrem Mann ist bestimmt nichts passiert«, erwiderte Marshal Tanner, ohne sich von der Stelle zu rühren. Und dann musste sich Clarissa ungefähr die gleichen Worte anhören, die ihr der Constable in Port Essington gesagt hatte: »Vielleicht hat er sich zu einem Spielchen hinreißen lassen oder einen über den Durst getrunken … Was meinen Sie, wie viele Männer hier verschwinden und nach einigen Tagen wieder auftauchen. Machen Sie sich keine Sorgen, Ma’am, und lassen Sie mich endlich schlafen, sonst muss ich Sie noch wegen Ruhestörung und Erregung öffentlichen Ärgernisses einsperren lassen.«
    Clarissa wollte die Engländerin aus dem Zimmer ziehen, scheiterte jedoch an ihrer Hartnäckigkeit. Wahrscheinlich würde ich genauso handeln, gestand sie sich innerlich ein. »Mein Mann liegt vielleicht irgendwo bewusstlos in einer Gasse«, sagte Dolly. Ihr Ton war schärfer geworden. »Also bewegen Sie endlich Ihren müden Hintern und kommen Sie! Oder muss ich annehmen, dass Sie tatsächlich mit diesem Soapy Smith unter einer Decke stecken?«
    »Wer sagt das?«, erwiderte er streng.
    »Kommen Sie jetzt?«
    Der Marshal hatte sichtlich Mühe, sein Temperament im Zaum zu halten. »Ich will diesen ungeheuerlichen Vorwurf überhören, weil Sie eine Frau und wahrscheinlich sehr nervös sind, aber es wäre besser, Sie verschwinden jetzt und lassen mich endlich in Ruhe.« Er erkannte wohl, dass Dolly keine Ruhe geben würde, und rief: »Matt! Bist du da unten?« Und als der Junge mir einem leisen »Ja« antwortete: »Hilf der Lady, nach ihrem Mann zu suchen!«
    Dolly zog die Tür zu und stieg wütend nach unten. Clarissa folgte ihr, erstaunt über die Hartnäckigkeit und das Temperament der Engländerin, die sich auch von einer Autoritätsperson, die Marshal Tanner zweifelsfrei war, selbst wenn er gemeinsame Sache mit Soapy Smith machte, nicht einschüchtern ließ und alles daransetzte, ihren Mann zu finden. Irgendwie waren sie seelenverwandt, die unerschrockene und etwas derbe und sehr direkte Engländerin und sie, auch wenn sie wesentlich ruhiger und bedachter als Dolly vorging, eine Kunst, die sie von Alex gelernt hatte. »In der Wildnis darfst du nichts überstürzen«, hatte er ihr geraten, »sonst bist du schneller am Ende, als du denken kannst. Hier draußen hast du es mit mächtigen Feinden zu tun, vor allem mit Naturgewalten und wilden Tieren, und gegen die kommst du nur an, wenn du genau abwägst, was du tust.« So wie sie es damals gemacht hatte, als sie mit ihrem Hundeschlitten vor Frank Whittler in die Wildnis geflohen war.
    Auf dem Gehsteig vor dem Marshal-Büro wandte sich Dolly an den immer noch verstörten Jungen. Sie erklärte ihm in ein paar Worten, was geschehen war, und fragte: »Welchen Ausrüster kann der Reverend gemeint haben? Einen befreundeten Händler, der meinem Mann die Sachen billiger geben würde.«
    Der Junge schien sie nicht zu verstehen und blickte ratlos in die Dunkelheit. Clarissa hatte den Eindruck, dass er mehr wusste, als es den Anschein hatte, und nur aus Furcht schwieg. Der vorsichtige Blick, den er nach oben zum Fenster des Zimmers warf, in dem sein Onkel schlief, bestätigte diesen Eindruck. »Ich … Ich weiß nicht. Es gibt so … so viele Händler in der Stadt …«
    »Er soll etwas außerhalb der Stadt wohnen«, schaltete sich Clarissa ein. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Du brauchst keine Angst zu haben. Dein Onkel hat dir doch gesagt, dass du uns beim Suchen helfen sollst. Also überleg mal … Wer könnte dieser Händler sein? Sag uns nur seinen Namen, und zeige uns, wo er wohnt, dann kannst du meinetwegen hier bleiben.« Sie wechselte einen raschen Blick mit Dolly, um zu verhindern, dass sie sich einmischte.
    Der Junge zögerte immer noch.
    »Es passiert wohl nicht zum ersten Mal in Skaguay, dass ein Mann verschwindet?« Clarissa blickte ihn misstrauisch an. »Nun sag schon, Matt …«
    »Nein … nein …«, antwortete er leise und mit einem erneuten Blick zum Fenster im ersten Stock. »Und wenn ich Sie wäre, Ma’am …« Sein Blick richtete sich auf Dolly. »Ich würde mir große Sorgen machen. Der letzte Tote, den wir in Skaguay hatten, sollte seine Ausrüstung auch billiger bekommen … Beim selben Händler, nehme ich an. Willie Dunn … ein Engländer wie Sie, Ma’am … hat eine Hütte ungefähr zwei Meilen westlich von hier …«
    Die wenig einfühlsamen Worte des Jungen ließen

Weitere Kostenlose Bücher