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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Wette, dass jeder einen Revolver dabeihat.«
    Nur ich nicht, dachte Clarissa betrübt.

25
    Soapy Smith war überpünktlich. Weil ein leichter Buggy im Schlamm der Hauptstraße stecken geblieben wäre, fuhr er mit einem Frachtwagen vor und wartete, bis einer seiner Männer einen Gehsteig aus einigermaßen trockenen Planken bis zu Mrs Buchanan’s Boarding House gelegt hatte. Er kletterte vom Kutschbock, zog in aller Ruhe seinen teuren Maßanzug glatt und klopfte an die Tür.
    Clarissa hatte ihn durchs Wohnzimmerfenster kommen sehen, erschrak aber dennoch, als sie ihn hörte. Sie warf einen ängstlichen Blick zu der Wirtin, die gerade das Abendessen für die anderen beiden Gäste servierte und ihr aufmunternd zunickte, als sie die Schüssel mit dem Elcheintopf an ihr vorbeitrug. »Fitz ist in der Stadt«, flüsterte Mrs Buchanan ihr zu, »er passt auf.«
    Ohne ihren Mantel, wie Soapy Smith verlangt hatte, öffnete Clarissa die Tür. Jeder sollte sehen, was für ein kostbares Kleid sie trug. Sie raffte es mit beiden Händen, um es nicht über die Planken schleifen zu lassen, und musterte den Verbrecherkönig mit eisiger Miene. »Sie sind pünktlich, Soapy Smith.«
    Soapy Smith ignorierte die Beleidigung, die in seinem Spitznamen lag, und empfing sie lächelnd wie ein Kavalier, der seine Dame zu einem Ausflug abholt. »Guten Abend, Clarissa«, begrüßte er sie. »Sie sehen wunderbar aus!«
    Sie verzog keine Miene. »Gehen wir?«
    »Das Kleid ist wie für Sie gemacht«, erging er sich weiter in übertriebenen Komplimenten. »Ich wette, der Schneider in Paris hatte Ihr Bild vor Augen, als er das Kleid entwarf. Waren Sie jemals in Frankreich, Clarissa?«
    »Nein«, erwiderte sie kühl, »und ich habe auch nicht die Absicht, in nächster Zeit dort hinzufahren.« Sie blickte demonstrativ an ihm vorbei und musterte das Zugpferd und den Wagen, als würden sie über einen Kaufpreis für das Fuhrwerk verhandeln. »Wollten Sie mich nicht zum Essen ausführen?«
    »Natürlich, Clarissa.« Er ließ sich auch durch ihre ablehnende Haltung nicht von seinem Lächeln abbringen. »Ich habe bereits einen Tisch bestellt.«
    Er wollte ihr auf den Wagen helfen, doch sie wich ihm aus und kletterte allein auf den Kutschbock. Dabei blieb sie mit ihrem Kleid am Trittbrett hängen und hörte, wie es riss. Sie hob den Saum und schüttelte mit unveränderter Miene den Kopf. »Nur ein kleiner Riss … Nicht der Rede wert … Den sieht keiner.«
    Soapy Smith setzte sich neben sie und nahm die Zügel auf. Für ein paar Sekunden verschwand sein Lächeln. »Ich warne Sie, Clarissa! Benehmen Sie sich wie eine Lady, der es Freude bereitet, mit dem reichsten Mann Alaskas auszugehen. Oder wollen Sie die nächsten paar Jahre im Gefängnis verbringen? Ich biete Ihnen die Gelegenheit, sich wie eine Königin in dieser Stadt zu fühlen, also benehmen Sie sich entsprechend. Haben wir uns verstanden?«
    »Sicher«, erwiderte sie, ohne seinen Blick zu erwidern.
    Er schaltete sein Lächeln ein und trieb das Zugpferd an. Bis zum Restaurant waren es keine hundert Schritte, doch Clarissa kam sich selbst auf dieser kurzen Strecke wie bei einem Spießrutenlaufen vor und fühlte sich von der ganzen Stadt beobachtet. Zu beiden Seiten des Broadways waren die Leute stehen geblieben und bestaunten das festlich gekleidete Paar, als würden ein König und seine Gemahlin an ihnen vorbeifahren. Sie erkannte US Marshal Tanner, der scheinbar lässig an einem Vorbaubalken lehnte und sie wohl festnehmen sollte, falls sie nicht so spurte, wie Soapy Smith es verlangte, auch die bärtigen Männer, die sie vor dem Hotel gesehen hatten, waren in der Nähe. Sie waren wohl seine Leibwächter und hatten stets ihre Revolver dabei.
    Was für ein schäbiger Versager, dieser Verbrecherkönig, ging es ihr durch den Kopf, betrügt ahnungslose Goldsucher und sogar deren unschuldige Ehefrauen, schreckt weder vor Mord noch vor Diebstahl zurück, und braucht bezahlte Männer wie US Marshal Tanner und die beiden Bärtigen, um sich einigermaßen sicher in Skaguay bewegen zu können. Er kauft sich seine Anerkennung mit den ergaunerten Dollars und dem gestohlenen Gold, zeigt sich in einem überteuren Maßanzug, um wenigstens einigermaßen aufzufallen, und würde ohne seinen Reichtum wahrscheinlich allein und unbeachtet bleiben.
    Und die einzige anständige Frau brachte er nur dazu, sich mit ihm zu zeigen, indem er sie auf schäbige Weise erpresste. Nur die leichten Mädchen, die von ihm mit Geld und

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