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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Geschenken überhäuft wurden, aber auch einige Prügel zu ertragen hatten, wie gemunkelt wurde, ließen sich ansonsten mit ihm ein.
    Vielleicht war er deshalb darauf aus, sie auch zu demütigen, weil er sich an anständigen Frauen wie ihr dafür rächen wollte, dass sie ihn missachteten.
    Sie hatten das Flagler’s erreicht, und sie kletterte auch dort vom Kutschbock, ohne seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auf dem Gehsteig stand Fitz, sein Gewehr wie zufällig in beiden Händen und anscheinend bereit, sofort einzugreifen, falls sie in Gefahr geriet. Es tat gut, verlässliche Freunde wie Fitz und Frank Reid und Freundinnen wie Mrs Buchanan zu haben, die auch in schweren Zeiten zu einem hielten. Ob sie die Hoffnung schon aufgegeben hatten, dass Alex mit einem der nächsten Dampfschiffe kam? Als sie vor dem Eingang auf Soapy Smith wartete und zu den nahen Gletschern emporblickte, kam ihr in den Sinn, dass während des langen Winters überhaupt kein Schiff anlegte und sie beinahe ein halbes Jahr in Skaguay ausharren musste, falls Alex im Sommer nicht erschien. Was hatte sie nur getan, um nach zwei ruhigen Jahren auf so eine schwere Probe gestellt zu werden?
    Soapy Smith hatte den Frachtwagen geparkt und nickte einigen Vertrauten zu, als er den Gehsteig betrat. Mit unverändertem Lächeln öffnete er die Tür. Clarissa war schon mal im Flagler’s gewesen und hatte dort Dolly besucht, aber das war tagsüber gewesen, und das Lokal hatte einen gepflegten, aber nicht übermäßig vornehmen Eindruck gemacht. Jetzt erstrahlte es im Licht zahlreicher Petroleumlampen und eines massiven Kronleuchters, der ebenfalls mit Petroleumleuchten bestückt war, und die mit weißen Tischtüchern und kostbarem Porzellan und Silber gedeckten Tische noch festlicher aussehen ließ. »Ah … Mister Smith und seine bezaubernde Begleitung!«, begrüßte sie der Inhaber, ein untersetzter Mann mit Halbglatze. »Ich habe Ihnen, wie gewünscht, den Ecktisch reserviert. Darf ich Ihnen einen Aperitif bringen?«
    Soapy Smith bestellte Champagner und erlaubte sich auch, das Essen für sie auszusuchen: Austern, einen Salat mit Tomaten und Walnüssen, beides erst kürzlich mit der California gekommen, und gebratene Forelle mit Kartoffeln und Gemüse. Als Nachtisch gab es Pfirsichkuchen mit Schlagsahne. Clarissa fühlte sich wie in eine andere Welt versetzt, erinnerte sich an die festlichen Abendessen in der Villa der Whittlers und daran, wie wenig ihr schon damals diese vornehmen Dinner gefallen hatten. Sie mochte weder Champagner noch Austern, hätte viel lieber mit Alex in ihrer Blockhütte oder an einem Lagerfeuer gesessen und gebratene Elchsteaks mit Biskuits gegessen.
    »Ich freue mich sehr, dass Sie mich heute Abend begleiten, Clarissa«, verkündete Soapy Smith feierlich, als er sein Glas erhob. »Auch wenn Sie heute Abend noch nicht … Wie soll ich sagen … mit ganzem Herzen dabei sind, hoffe ich doch sehr, dass sich das schon bei unserer nächsten Verabredung ändert.«
    »Ich glaube kaum«, erwiderte sie.
    Soapy Smith trank einen Schluck, hob anerkennend die Brauen und stellte das Glas auf den Tisch zurück. »Seien Sie nicht so streng, Clarissa! Sie werden sehen, ich bin nicht der gemeine Betrüger, für den mich manche Leute in Skaguay halten. Ich mag einige … nun … unkonventionelle Methoden anwenden, das tun andere Geschäftsleute auch, aber ich würde niemals Gewalt anwenden. Mit dem Mord an dem Mann Ihrer Freundin hatte ich nichts zu tun.«
    »Mag sein, dass Sie ihn nicht geprügelt haben«, erwiderte Clarissa und tat so, als würde sie an ihrem Champagner nippen, »aber Sie haben ihn zumindest gebilligt. Oder wollen Sie bestreiten, dass Reverend Ike zu Ihrer Bande gehört und das Geld von dem armen Luke Kinkaid in Ihren Taschen landete?«
    Soapy Smith wartete, bis der Ober die Austern gebracht hatte, dann gefror sein Lächeln, und seine Stimme klang plötzlich streng und gefährlich. »Ich habe Ihnen schon mal gesagt, Clarissa … Lassen Sie diese lächerlichen Anschuldigungen, oder ich erinnere mich an den Haftbefehl, der gegen Sie besteht, und lasse Sie ins Gefängnis sperren. Eine Frau, die wegen Diebstahls und versuchten Mordes gesucht wird, sollte sich solche Reden sparen. Genießen Sie Ihre Austern und lächeln Sie. Zeigen Sie mir, wie hübsch Sie sind.«
    Clarissa hätte ihm am liebsten den Champagner ins Gesicht geschüttet und wäre aus dem Lokal gelaufen, erkannte aber auch, dass sie bereits zu weit gegangen war und besser

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