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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zum Lager zurück. Hinter sich hörte sie Raine mit unnötig ärgerlicher Stimme mit den Reitern reden.

Kapitel 20
    »Zu was es auch gut sein mag«, sagte Joan, während sie Clarissas Locken auskämmte, »die Leute sind Euch jetzt nicht mehr so böse. Doch wann werdet Ihr aufhören, Eure Zeit zu vergeuden und Euch um Lord Raines Gunst bemühen? Wir sind nun zwei geschlagene Wochen hier, und immer noch funkelt er Euch nur böse an. Ihr solltet Eure Kleider ablegen und zu ihm ins Bett schlüpfen. «
    »Damit ihm der Kamm schwillt vor Schadenfreude? « erwiderte Clarissa und knöpfte die Manschetten ihres purpurfarbenen Wollkleides zu. »Ich werde ihm nicht die Befriedigung eines leichten Sieges verschaffen. Er hat ein paar schreckliche Dinge zu nur gesagt. «
    Darüber lachte Joan nur. »Was hat das, was ein Mann sagt, schon zu bedeuten? Ihr Verstand reicht doch nur dazu, sich gegenseitig umzubringen. Legt ein Schwert in die Hand eines Mannes, und er ist glücklich. Eine Frau muß das ihre tun, um einem Mann beizubringen, daß es noch andere Dinge im Leben gibt als Krieg. «
    »Vielleicht hast du recht. Raine sorgt sich mehr darum, ob ich ihn verraten habe als um sein Kind und ob es ihm gut geht ohne seine Mutter. Vielleicht sollte ich zu meiner Catherine zurückkehren und Raine seinen brütenden Zweifeln überlassen. «
    »Brüten ist richtig«, sagte Joan. »Wißt Ihr, daß er noch mit keiner Frau geschlafen hat, seit er von Lord Gavin zurückkam? «
    Clarissas Lächeln begann in den Mundwinkeln und endete bei den Ohren.
    »Er liebt Euch, Clarissa«, sagte Joan leise.
    »Warum zeigt er es dann nicht? Warum sieht er mich finster an oder lächelt höhnisch? Wenn ich mit Rosamund arbeite, brauche ich nur einmal hochzusehen, und da steht er und beobachtet mich mit seinen kalten Blicken. Das gibt mir das Gefühl, als schüttete er eiskaltes Flußwasser über meinem Körper aus. «
    Joan lachte entzückt. »Er zeigt Euch doch, daß er an Euch hängt! Was erwartet Ihr sonst von ihm — Entschuldigungen? « Joan lachte noch lauter bei dieser Vorstellung. »Der Herrgott hat die Frauen stärker gemacht als die Männer, damit sie deren Schwächen ertragen können. Ihr sagtet, Ihr hättet früher die Leute in diesem Wald nicht richtig behandelt. Also habt Ihr Euren Fehler offen zugegeben und seid hierhergekommen, um ihn gutzumachen. Glaubt Ihr etwa, ein Mann hätte die Kraft, so zu handeln? «
    »Raine hat mich beschuldigt, eine Verräterin zu sein«, sagte sie starrköpfig.
    »Der König hat gesagt, Lord Raine ist ein Verräter. Der König hat unrecht; doch will er das zugeben? Genausowenig, wie Euer Mann zu Euch kommen und Euch um Verzeihung bitten wird. «
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Clarissa, die Unterlippe vorgeschoben. »Ich habe Raine nichts getan. Roger Chatworth… «
    »Tod und Verdammnis über Chatworth! « unterbrach Joan sie. »Raines Stolz ist verletzt. Ihr bliebt an der Seite eines anderen Mannes, statt für Euren eigenen Partei zu ergreifen. Männer erwarten vor allem von ihren Frauen blinde Loyalität. «
    »Ich bin loyal, doch… «
    Sie verstummte, als Jocelin atemlos ins Zelt gestürzt kam.
    »Du solltest gleich mit mir kommen«, sagte er zu Clarissa. »Vielleicht kannst du einen Mord verhindern. «
    Clarissa stand sofort auf und folgte Joss aus dem Zelt. »Um wen geht es? «
    »Brian Chatworth hat soeben Zutritt zum Lager begehrt. Raine wappnet sich gerade, um ihm entgegenzutreten. «
    »Aber Judith sagte doch, Brian habe Mary geliebt und ihre Leiche der Familie zurückgebracht. «
    »Vielleicht liegt es an dem Namen Chatworth. Der allein genügt, daß Raine rot sieht vor Zorn. «
    Jocelin zog Clarissa auf ein Pferd und galoppierte los, während er sich unter den Zweigen hinwegduckte. Als sie endlich anhielten, sah Clarissa voll Staunen auf die kleine Lichtung, die von der frühen Morgensonne beglänzt war. Dort stand ein junger Mann, klein, zierlich, fast zerbrechlich. Doch er trug die Züge von Roger Chatworth. Hätte Clarissa ihn zufällig irgendwo anders getroffen, hätte sie in ihm Rogers Sohn vermutet.
    Clarissa glitt vom Pferd, ehe Joss sich aus dem Sattel schwingen konnte.
    »Darf ich Euch willkommen heißen? « fragte sie, auf den Jungen zugehend. »Ich bin Clarissa Montgomery, Lord Raines Frau. Ich habe Euren Bruder vor einiger Zeit getroffen. «
    Brian richtete sich zu seiner vollen Länge auf. »Ich habe keinen Bruder«, sagte er mit einer überraschend männlichen Stimme. »Ich bin

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