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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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lachend. »Er kann mir helfen, dich von deiner Rüstung zu befreien. Und du, Clarissa, kommst du auch mit? «
    »Falls ich eingeladen bin? « sagte sie und sah Raine fest an.
    »Ich lade dich ein«, sagte Stephen, legte einen Arm um Clarissas Schultern und führte sie zum Pferd. »Folg uns, Brian«! rief er über die Schulter.
    »Bist du immer so beherzt? « fragte Clarissa, zu Stephen hinaufsehend.
    Stephens Gesicht war ernst geworden. »Wie lange ist er schon in diesem Zustand? «
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was du meinst. «
    »Verbittert, zornig, mit Blicken, die jeden erdolchen wollen. So kenne ich Raine gar nicht. «
    Sie dachte einen Moment nach, ehe sie antwortete: »Seit Marys Tod ist er so. «
    Stephen nickte. »Raine traf ihr Tod besonders hart. Das ist der Grund, weshalb ich Brian hierherbrachte. Sie sind sich so ähnlich. Brian wird vom Haß auf seinen Bruder verzehrt. Und wie ist es mit dir? Die galligen Launen meines Bruders scheinen dich nicht zu schrecken, oder? «
    »Er glaubt, ich hätte ihn verraten. «
    »Ja, Gavin und Judith erzählten es mir. «
    Ihre Stimme wurde lauter. »Er will nicht auf mich hören. Ich versuchte, es ihm zu erklären; doch er schickte meine Briefe ungeöffnet zurück. Und vor Gavin verschließt er auch die Ohren. «
    Stephen drückte ihre Schulter. »Gavin wird Raine und Miles immer wie Kinder behandeln. Raine und Gavin können nicht zwei Minuten lang in einem Zimmer zusammen sein, ohne zu streiten. Halte dich an mich, und ich werde sehen, ob ich ihn nicht zur Vernunft bringen kann. «
    Clarissa bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln, und Stephen lachte: »Meine Alicia wird sich dein Herz auf einem Tablett servieren lassen, wenn du mich immer so anschaust. Kannst du wirklich so gut singen, wie Judith behauptet? «
    »Besser«, sagte Clarissa mit solcher Überzeugung, daß Stephen aus dem Lachen nicht mehr herauskam.
    Sie hielten vor Raines Zelt, und Stephen murmelte etwas von Geldverschwendung, was Clarissa nicht verstand. Wie ein verstockter Junge folgte Raine ihnen in seine Behausung, und nachdem er Clarissa einen übellaunigen Blick zugeworfen hatte, wandte er sich Stephen zu. »Was hat dich dazu gebracht, so weit nach Süden zu reisen? Haben diese Schotten dich vor die Tür gesetzt? «
    »Ich kam wegen meiner neuen Schwägerin. Ich wollte sie natürlich kennenlernen. «
    »Erzähle ihr nur, du wärst ein Chatworth. «
    Stephen betrachtete Raines Helm in seiner Hand. »Ich kann nicht zulassen, daß du solche Dinge sagst«, sagte er ruhig. »Willst du auch Streit mit mir haben? Willst du mich verstoßen, weil ich einen Chatworth in dein Lager mitbrachte? «
    »Du bist mein Bruder«, sagte Raine barsch.
    »Du meinst, deswegen kannst du mir trauen? « entgegnete er mit einem unterschwelligen Lachen. »Sag mir, Bruder, was störte dich eigentlich mehr — daß deine Frau mit einem Chatworth sprach, oder daß sie es wagte, mit einem hübschen Mann zu sprechen? «
    »Chatworth! « sagte Raine laut mit einem Seitenblick aut Clarissa, die ihre Fingernägel betrachtete.
    »Hab’ ich dir eigentlich schon von dem dummen Streich erzählt, den Hugh Lasco mir spielte? « Stephen kniete vor Raine hin, um ihn von seinen Beinschienen zu befreien.
    Während Stephen anfing, eine langatmige, etwas phantastisch anmutende Geschichte zu erzählen, beobachtete Clarissa ihren Mann. Nach einer Weile begann sie zu begreifen, worum es Stephen dabei ging. Stephen hätte um ein Haar seine Frau verloren, weil er ihr allerlei Niederträchtigkeiten zugetraut hatte.
    »Clarissa«, wandte sich Stephen ihr unvermutet zu, »bist du in Roger Chatworth verliebt? Hast du vor, Raine seinetwegen zu verlassen? «
    Dieses Ansinnen war so lächerlich, daß Clarissa vor Lachen herausplatzte — bis sie das düstere Licht in Raines Augen flackern sah. »Roger Chatworth verdient den Tod für das, was er Mary angetan hat; den er aber nicht aus den Händen meines Mannes empfangen darf. Er ist es nicht wert, daß wir uns ansehen müssen, wie Raine wegen Mordes gehängt wird. «
    Einen Moment glaubte Clarissa, Raine würde ihr zuhören; doch der Augenblick ging vorbei, und er setzte sich auf den Rand seiner Koje und fing an, die Baumwollpolster zu entfernen, die seine Haut gegen das Scheuern des Panzers schützten. »Frauen haben glatte Zungen«, murmelte er.
    Stephen sah, wie Clarissas Augen Feuer sprühten. »Du hast meine Erlaubnis, ihm mit der Axt auf den Kopf zu schlagen«, sagte er voller

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