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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Fehler. «
    »Das ist gut«, sagte Clarissa. »Sie mußte ja eine Heilige sein, um deine Sturheit aushalten zu können, und zweifellos sind deine Brüder genauso schlimm. «
    Raines Hand packte sie an der Kehle, als er sich auf sie stürzte, und sein Schemel polterte in eine Ecke. »Mary war ein Engel«, schrie er ihr ins Gesicht.
    »Du wirst mich noch umbringen«, sagte sie mit resignierender Stimme und rang nach Luft. »Trotzdem holst du damit Mary nicht mehr ins Leben zurück. «
    Nach einer Weile ließ er sie wieder los, umfing sie mit seinen Armen und drückte sie an seine Brust. Langsam begann er sie auf seinem Schoß wie ein Kind zu wiegen und streichelte ihr das Haar.
    »Erzähle mir von deinem Engel. Erzähle mir von deinen Brüdern. Was für ein Mensch ist deine Schwägerin Judith? Und Alicia? «
    Es war nicht einfach, ihn zum Reden zu bringen; doch als die ersten Worte über seine Lippen kamen, entfaltete sich vor ihr das Bild einer liebenswerten, in sich fest zusammengefügten Familie. Mary war die Älteste der fünf und wurde von ihren jüngeren Brüdern verehrt. Raine sprach von ihrer Selbstlosigkeit und wie sie jüngst zusammen mit Alicia ihr Leben riskiert hatte, um das Leben eines Leibeigenen-Kindes zu retten. Er sprach von Judith und wie schlimm ihr Bruder sie behandelt habe, doch ihre Liebe zu ihm war so groß, daß sie ihm verzieh.
    Clarissa, die in ihrer kleinen, von Mauern geschützten Stadt nie über das Familienleben von Edelleuten nachgedacht hatte, war in der Vorstellung groß geworden, daß sie ein sorgenfreies Dasein hatten. Als sie nun Raine zuhörte, erfuhr sie von Seelenschmerzen und Trauer, von einem harten Leben und einem schlimmen Tod. Sie war froh, daß sie Gavins Botschaft Raine nicht laut vorgelesen hatte. Roger Chatworth hatte die jungfräuliche Mary vergewaltigt, und vor Entsetzen war sie aus einem Turmfenster in den Tod gesprungen.
    »Clarissa«, murmelte Raine, »begreifst du nun, warum ich nicht zum König gehen kann? Chatworth gehört mir. Ich werde mir seinen Kopf holen, ehe ich mich von den Geächteten trenne. «
    »Was? « keuchte sie und wich vor ihm zurück. »Du sprichst von Rache? «
    »Er hat Mary ermordet. «
    »Nein! Das tat er nicht! « Sie sah zur Seite, sich für diese Worte verdammend.
    Er zwang sie, ihn wieder anzusehen. »Du hast mir nicht alles ausgerichtet, was Gavin schrieb. Wie ist Mary gestorben? «
    »Sie… «
    Seine Finger preßten ihre Wangen zusammen, daß ihr die Tränen kamen. »Sag es mir! « befahl er.
    »Sie nahm sich selbst das Leben«, flüsterte Clarissa.
    Raines Blick bohrte sich in ihre Augen. »Sie hat ihr Leben der Kirche geweiht und würde sich nie selbst getötet haben, wenn sie keinen Grund dafür besaß. Was hat er ihr angetan? «
    Sie konnte sehen, daß er die Wahrheit erriet, sie jedoch mit den Augen anflehte, ihm zu sagen, daß er sich irrte. Sie konnte ihn nicht belügen. »Roger Chatworth… nahm sie in sein Bett. «
    Raine stieß sie heftig von sich, daß sie durch das Zelt schlidderte. Er stand da, warf den Kopf in den Nacken und stieß einen Schrei von solcher Verzweiflung, solcher Wut und solchem Haß aus, daß Clarissa sich auf dem Boden wand.
    Draußen war es unnatürlich still. Selbst der Wind hatte zu wehen aufgehört.
    Clarissa sah zu ihm hoch, und während er dastand, begann er zu zittern. Dann ließ er den Kopf hängen und bebte am ganzen Körper. Sie sah, daß purer Haß diese Muskelzuckungen verursachte. Sogleich war sie vom Boden hoch und warf die Arme um seinen Hals.
    »Nein, Raine, nein! « bettelte sie. »Du kannst nicht über Chatworth herfallen. Der König… «
    Er stieß sie erneut von sich. »Der Mann wäre froh, wenn er weniger Edelleute hätte. Er wird Chatworth’ Ländereien genauso kassieren wie meine. «
    »Raine, bitte. « Sie preßte sich wieder an ihn. »Du kannst nicht alleine gegen ihn zu Felde ziehen, und deine Brüder suchen gerade nach Alicia. Und was soll aus den Leuten dort draußen werden? Du kannst nicht zulassen, daß sie sich gegenseitig ermorden. «
    »Seit wann kümmern dich die Leute? «
    »Seit ich um dein Leben bange«, erwiderte sie ehrlich. »Wie willst du gegen Chatworth bestehen? Deine Lehnsleute sind nicht bei dir. Du hast doch Soldaten, nicht wahr? Und hat Chatworth nicht auch Ritter? «
    »Hunderte«, sagte Raine durch zusamengepreßte Zähne. »Er ist stets von Männern umringt, immer von Bewaffneten geschützt. «
    »Und wenn du zu ihm gingst, würde er fair gegen dich

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