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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Pagnell ihr den Arm auf dem Rücken, daß er ihr fast aus dem Gelenk sprang.
    Als sie die dunkle kalte Steintreppe erreichten, die in die Tiefe führte, stieß er Clarissa so heftig, daß sie gegen die Wand taumelte und vier Stufen hinunterrutschte, ehe sie ihre Balance wiederfand. Sie hielt einen Moment inne, die Hand schützend auf ihren Leib gelegt, und versuchte, Luft zu schöpfen.
    »Vorwärts«, schnaubte Pagnell und stieß sie abermals.
    Clarissa gelang es, den Fuß der Treppe ohne einen weiteren Sturz zu erreichen. Der Raum dort war kalt und stockdunkel, die Decke sehr niedrig. Fässer und Säcke mit Vorräten bedeckten den Boden. Sie schwang herum, als sie das Knarren einer Tür hörte.
    Pagnell stand vor einer schweren Tür, hinter der ein schwarzes Nichts gähnte. »Hier hinein«, fauchte er.
    »Nein. « Sie wich zurück, doch der Raum war voller Hindernisse, die jede Flucht verstellten.
    Er packte sie bei den Haaren und schleuderte sie in die Dunkelheit hinein.
    Sie kauerte in einem Winkel, umgeben von kalter Schwärze, sah, wie die Tür geschlossen wurde und die letzten Lichtstrahlen abschnitt. Dann hörte sie, wie schwere Eisenriegel vorgeschoben wurden.

Kapitel 13
    Der schreckliche kleine Raum schien der Inbegriff aller Alpträume zu sein. Da war kein Licht, und selbst nach einer Stunde konnte sie noch nicht die Hand vor den Augen sehen. Lange blieb sie in der Ecke hocken, in die Pagnell sie geschleudert hatte, weil sie sich vor Angst nicht zu bewegen wagte.
    Wenn sie auch nichts sehen konnte, vermochte sie doch die Geräusche der Insekten an den Wänden und am Fußboden zu hören, die laut und gefährlich klangen. Als sie schließlich aus ihrer Erstarrung aufschreckte, war da etwas, was über das weiche Leder ihrer Schuhe huschte. Mit einem leisen Schrei fuhr sie in die Höhe und versuchte, mit den Händen die Steine der Wand hinter sich zu erfassen.
    »Beruhige dich, Clarissa«, sagte sie laut, und ihre Stimme hallte von den Wänden wider. Es würde bald Morgen sein, und Jocelin würde nach ihr suchen — wenn er noch am Leben war. Nein, sie konnte sich nicht darauf verlasen, daß sie jemand hier herausholte. Sie mußte selbst nach einer Möglichkeit der Flucht suchen. Vorsichtig, die Hände vor sich hingestreckt wie eine Blinde, machte sie einen Schritt und stürzte fast über eine niedrige Bank. Sie kniete sich nieder und tastete mit den Händen darüber hin, froh, daß sie wenigstens die Umrisse zu spüren vermochte. Als sie mit der Erkundung der Bank zu Ende war, bewegte sie sich zu den Wänden und tastete sich zur Tür vor. Aber sie hätte sich ebensogut gegen eine Steinwand stemmen können, um diese Tür von der Stelle zu bewegen.
    Das Verließ maß ungefähr sechs Fuß im Quadrat, und seine Wände bestanden aus Steinquadern, der Fußboden war schmutzig, und das einzige Möbel darin war diese kurze Bank. Da war kein Fenster in der Tür, und durch die Kanten sickerte kein Licht durch. Die niedrige Decke erlaubte ihr, jeden Zoll des Raumes zu erforschen. Da gab es keine Fenster, keine Gitter, nirgendwo eine schwache Stelle. Als sie mit ihrer Untersuchung zu Ende war, war die obere Hälfte ihres Körpers mit Spinnweben bedeckt, und Tränen netzten ihr Gesicht. Wütend versuchte sie die klebrigen Fäden von ihrem Gesicht und den Kleidern zu entfernen, während sie unter Tränen Pagnell und Männer seinesgleichen verfluchte.
    Stunden vergingen, bis sie sich auf die Bank setzte, die Knie an den Leib gezogen, den Kopf daraufgelegt. Gedankenabwesend schob sie den Fuß des Babys von der Stelle weg, wo es gegen ihre Rippen trat, und als das Kind noch regsamer und ruheloser wurde, begann sie, ihm ein Lied vorzusingen. Allmählich beruhigte es sich und mit ihm Clarissa.
    Über ihrem Kopf hörte sie Leute auf-und abgehen und wußte, daß die Decke der Fußboden der Halle sein mußte. Irgendwo dort oben versuchte Jocelin sie zu finden. Sie überlegte sich wieder Fluchtmöglichkeiten, wünschte, sie könnte ein Feuer anzünden und sich vielleicht einen Weg ins Freie brennen. Doch der Rauch würde sie vermutlich umgebracht haben, ehe das Feuer die Zellentür verbrannte.
    Als die Tür sich öffnete, erschreckte sie der Knall, der in dem stillen engen Raum besonders laut wirkte, so sehr, daß sie fast von der Bank gefallen wäre. Kerzenlicht überflutete das Verlies und blendete sie förmlich.
    »Da bist du ja«, sagte eine Stimme, die Fiona Chatworth gehörte.
    Clarissa dachte keinen Moment an ihren

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