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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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zwei oder drei Häuser weit
von ihm wohnte, aber er konnte sich nicht an den Namen erinnern.
    Seine Stimme mußte verärgert geklungen haben. Der Jogger
wirkte verlegen. »Na, jedenfalls freue ich mich, daß Sie wieder
da sind.« Das Lächeln war jetzt gezwungen. »Toller Tag heute,
nicht wahr? Ein bißchen kühl, aber man spürt den Frühling
schon.«
    Wenn ich die Wetterlage wissen will, stelle ich das Radio an,
dachte Nicky und hob dann die Hand zum Gruß. »Ja, ja«, murmelte er und ging rasch weiter, bis er zur Strandpromenade kam.
    Der Wind hatte das Meer zu einer wogenden, schaumigen
Masse aufgepeitscht. Nicky lehnte sich an das Geländer und
dachte daran, wie er es als Kind genossen hatte, sich von den
Wellen tragen zu lassen. Seine Mutter schimpfte ständig mit
ihm. »Schwimm nicht so weit raus. Du wirst ertrinken!«
    Ruhelos raffte er sich wieder auf, um noch ein Stück weiter
am Strand entlangzulaufen. Er wollte bis zu der Stelle gehen,
von der aus er die Berg-und-Tal-Bahn des Vergnügungsparks
sehen konnte, und dann umkehren. Seine Kumpel wollten ihn zu
Hause abholen, zuerst mit ihm in den Klub gehen und dann seine Rückkehr mit einem Mittagessen in der Mulberry Street feiern. Es war eine Achtungsbezeigung ihm gegenüber, aber er
machte sich keine Illusionen. Siebzehn Jahre waren eine zu lange Zeit, um wegzubleiben. Sie hatten sich inzwischen auf Dinge
eingelassen, die er ihnen nie gestattet hätte. Es hatte sich herumgesprochen, daß er krank war. So würden sie nur das vollenden,
womit sie in den letzten Jahren bereits begonnen hatten: ihn
langsam aus seiner führenden Rolle zu verdrängen. Und er
konnte sich nur damit abfinden.
    Joey war zusammen mit ihm verurteilt worden. Zum selben
Strafmaß. Aber Joey kam nach sechs Jahren raus. Jetzt hatte
Joey das Ruder in der Hand.
    Myles Kearney. Bei ihm konnte er sich für die zusätzlichen
elf Jahre bedanken.
Nicky lief mit gesenktem Kopf gegen den Wind und versuchte immer noch, zwei bittere Pillen zu schlucken. Mochten seine
Kinder behaupten, daß sie ihn liebten. In Wirklichkeit schämten
sie sich seinetwegen. Wenn Marie sie besuchte, gab sie sich
ihren Freunden gegenüber als Witwe aus.
Tessa. Mein Gott, wie verrückt war sie als Kind nach ihrem
Vater! Vielleicht war es falsch gewesen, nicht zuzulassen, daß
sie ihn in all diesen Jahren besuchte. Marie fuhr regelmäßig zu
ihr. Dort, bei ihrer Tochter, aber auch bei dem Sohn in Connecticut nannte sie sich Mrs. Damiano. Er hätte so gerne Tessas
Kinder gesehen, doch ihr Mann fand, er solle damit noch warten.
Marie. Nicky spürte, daß sie ihm die vielen Jahre nachtrug,
die sie auf ihn gewartet hatte. Es war ein tiefsitzender Groll.
Zwar tat sie so, als freue sie sich, ihn wieder bei sich zu haben,
aber ihr Blick war kalt und verschleiert. Er konnte ihre Gedanken lesen: »Durch das, was du getan hast, Nicky, sind wir selbst
für unsere Freunde zu Ausgestoßenen geworden.« Marie war
erst vierundfünfzig, aber sie sah zehn Jahre älter aus. Sie arbeitete im Personalbüro eines Krankenhauses. Sie hätte es nicht
nötig gehabt, aber als sie die Stelle bekam, hatte sie ihm erklärt:
»Ich kann nicht im Haus herumsitzen und die Wände anstarren.«
Marie. Nick junior, nein, Nicholas, Tessa, nein, Theresa.
Wären sie wirklich traurig gewesen, wenn er im Gefängnis
einen Herzschlag bekommen hätte? Vielleicht wäre es nicht zu
spät gewesen, wenn man ihn wie Joey nach sechs Jahren rausgelassen hätte. Jetzt war es für alles zu spät. Wegen Myles Kearney hatte er länger sitzen müssen, und er würde noch immer
sitzen, wenn sie eine Möglichkeit gefunden hätten, ihn zu behalten.
Nicky war schon ein ganzes Stück zu weit gegangen, ehe er
sich bewußt wurde, daß er das Gerüst der ehemaligen Berg-undTal-Bahn gar nicht gesehen hatte. Erschrocken stellte er fest,
daß es abgebrochen worden war. Er kehrte um und machte sich
auf den Rückweg. Die klammen Hände in den Taschen vergraben, stemmte er sich mit hochgezogenen Schultern gegen den
Wind. Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund und spürte
jetzt nicht mehr die salzige Frische der Meeresluft auf seinen
Lippen…
Der Wagen wartete bereits auf ihn, als er nach Hause kam.
Louie saß am Steuer. Louie, der einzige, dem er restlos vertrauen konnte. Louie, der Wohltaten nicht vergaß. »Sobald Sie bereit sind, Don Sepetti«, sagte Louie. »Schön, daß ich das wieder
zu Ihnen sagen kann.« Louie meinte es ehrlich.
Nicky sah den

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