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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Findling und setzte
sich, um sich auszuruhen. Ich habe doch gesponnen, entschied
sie. Zum Glück habe ich mich nicht noch vollends lächerlich
gemacht und die Polizei angerufen. Sie wollte kurz verschnaufen und dann heimfahren und eine schöne heiße Dusche nehmen. »Ich begreife nicht, was die Leute am Wandern finden«,
sagte sie laut zu sich selber. Als ihr Atem wieder gleichmäßig
ging, wischte sie sich die Hände an ihrem hellgrünen Trainingsanzug ab. Dann stützte sie sich mit der rechten Hand auf den
Rand des Steins, um aufzustehen. Und spürte, daß sie etwas berührte.
    Kitty blickte hinunter. Sie wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus, nur ein unterdrücktes, ungläubiges Stöhnen.
Ihre Finger streiften andere, manikürte, dunkelrot lackierte Finger, die aus einem rings um sie verteilten Haufen Steine emporragten, eingerahmt von der blauen Manschette, die sich in Kittys
Unterbewußtsein festgesetzt hatte. Ein schwarzer Plastikfetzen
umschlang wie ein Trauerflor das schmale, reglose Handgelenk.
    Als Trinker verkleidet bezog Denny Adler am Freitag früh um
sieben Uhr Posten und hockte sich an die Hauswand gegenüber
dem »Schwab House«. Es war sehr frisch und windig, und er mußte sich sagen, daß Neeve Kearney wohl kaum zu Fuß zur Arbeit
gehen würde. Er hatte jedoch vor langer Zeit, als er auf jemanden
angesetzt worden war, gelernt, geduldig zu sein. Big Charley hatte
erwähnt, daß Neeve Kearney sich für gewöhnlich schon früh in ihr
Geschäft begab, etwa zwischen halb acht und acht.
    Ungefähr um Viertel vor acht begann der große Auszug. Kinder wurden von einem Bus abgeholt, der sie in eine der exklusiven Privatschulen brachte. Ich war auch in einer Privatschule,
dachte Denny, nämlich der Besserungsanstalt von Brownsville
in New Jersey.
    Junge Geschäftsleute strömten aus den Häusern. Alle in den
gleichen Regenmänteln – nein, Burberrys, dachte Denny. Bitte
keine Verwechslungen! Dann kamen die schon leicht ergrauten
höheren Angestellten, Männer und Frauen, alle gepflegt und
wohlhabend aussehend. Von seinem Platz aus konnte er sie sehr
gut beobachten.
    Um zwanzig vor neun war Denny klar, daß er keinen glücklichen Tag erwischt hatte. Wenn er etwas nicht riskieren durfte,
so war es, daß der Geschäftsführer des Delikatessenladens sich
über ihn ärgerte. Angesichts seiner Vorgeschichte konnte er sicher sein, daß sein Chef verhört würde, sobald der Kontrakt erfüllt war. Er wußte aber auch, daß sein Bewährungshelfer sich
für ihn verwenden würde. »Einer meiner besten Leute«, würde
Toohey sagen. »Kommt nicht einmal zu spät zur Arbeit. Der ist
in Ordnung.«
    Widerwillig erhob Denny sich, rieb die Hände aneinander und
sah an sich hinunter. Er trug einen vor Schmutz starrenden, weiten Mantel, der nach billigem Wein stank, eine viel zu große
Mütze mit Ohrenschützern, die praktisch sein ganzes Gesicht
bedeckte, und zerlöcherte Turnschuhe. Was man nicht sah, war,
daß er unter dem Mantel seine korrekte Arbeitskleidung anhatte:
eine ausgeblichene Jeansjacke mit Reißverschluß und Blue
jeans. In einer Tragtasche hatte er seine normalen Turnschuhe
sowie einen feuchten Waschlappen und ein Handtuch bei sich.
Ein Stellmesser befand sich in der rechten Manteltasche.
    Sein Plan war, zur nächsten U-Bahn-Station zu gehen, ganz
bis ans Ende des Bahnsteigs zu laufen, Mantel und Mütze in die
Tragtasche zu stopfen, die schmutzigen Turnschuhe gegen die
guten auszutauschen und sich Gesicht und Hände mit dem
Waschlappen zu reinigen.
    Wenn doch Neeve Kearney gestern abend bloß nicht in ein
Taxi gestiegen wäre! Er hätte schwören können, daß sie im Begriff gewesen war, zu Fuß nach Hause zu gehen. Es wäre die
beste Gelegenheit gewesen, sie im Central Park zu überfallen…
    Fest davon überzeugt, daß er seinen Auftrag erledigen würde,
wenn nicht an diesem Vormittag, dann vielleicht am Abend,
wenn nicht heute, dann vielleicht morgen, faßte Denny sich in
Geduld und machte sich auf den Weg. Er achtete darauf, beim
Laufen zu schwanken und die Einkaufstasche zu schlenkern, als
sei er sich gar nicht bewußt, daß er sie trug. Die wenigen Leute,
die ihm überhaupt einen Blick schenkten, machten mit angewidertem oder mitleidigem Gesicht einen Bogen um ihn.
    Beim Überqueren der West End Avenue stieß er mit einer alten Hure zusammen, die mit gesenktem Kopf, ihre Handtasche
fest umklammernd, daherkam. Sie hatte einen bösen, schmalen
Mund. Es hätte

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