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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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den Showroom, wobei er sowohl Kunden wie
Angestellte ignorierte, eilte am Schreibtisch seiner Sekretärin
vorbei, ohne sie einer Antwort auf ihr schüchternes »guten Morgen, Sir« zu würdigen, betrat sein Privatbüro und knallte die Tür
hinter sich zu.
    Als er sich an seinen Schreibtisch setzte und sich in den
prächtigen Ledersessel zurücklehnte, verschwand der finstere
Ausdruck und machte einer besorgten Miene Platz.
    Er ließ den Blick durch das Büro schweifen, nahm das Ambiente in sich auf, das er sich geschaffen hatte: die mit feinstem
Leder bezogenen Sofas und Sessel; die Bilder, die ihn ein Vermögen gekostet hatten; die Plastiken, die nach Aussage seines
Beraters in Kunstfragen museumswürdig waren… Aber dank
Neeve Kearney hatte er alle Aussicht, jetzt mehr Zeit vor Gericht als in seinem Büro zu verbringen. Oder sogar im Gefängnis, wenn er sich nicht vorsah.
    Steuber stand auf und ging zum Fenster. Die 37. Straße. Sie
hatte die hektische Atmosphäre der Straßenhändler bewahrt. Als
Junge war er gleich nach Schulschluß ins Kürschneratelier seines Vaters gekommen, um dort zu helfen. Sie verarbeiteten billige Felle. Mit schöner Regelmäßigkeit hatte sein Vater alle
zwei Jahre Bankrott angemeldet. Mit fünfzehn wußte Gordon
genau, daß er nicht gewillt war, für den Rest seines Lebens Kaninchenhaare in der Nase zu haben und einfältigen Frauenzimmern einzureden, sie sähen in schäbigen Tierfellen wundervoll
aus.
    Das Innenfutter. Darauf war er schon gekommen, ehe er alt
genug war, um sich zu rasieren. Das war die Konstante. Ob man
eine Jacke oder einen Mantel, eine Stola oder ein Cape verkaufte
– es brauchte ein Futter.
    Diese einfache Erkenntnis, zusammen mit einer nur zögernd
gewährten Anleihe seines Vaters, war der Anfang der Firma
»Steuber Enterprises« gewesen. Die jungen Leute, die er frisch
von den besten Mode- und Designschulen anheuerte, brachten
Phantasie und Flair mit. Seine Futter mit den aufregenden Mustern hatten eingeschlagen.
    Aber in einer Welt, die auf Anerkennung aus ist, kann man
sich mit Futterstoffen keinen wirklich großen Namen machen.
Daher hatte er begonnen, Nachwuchskräfte zu engagieren, die
Kostüme entwerfen konnten. Sein Ehrgeiz war, berühmt wie
Coco Chanel zu werden.
    Und wieder hatte er Erfolg gehabt. Seine Kostüme wurden in
den feinsten Geschäften verkauft. Doch er war nur einer unter
einem oder zwei Dutzend Herstellern, die sich alle um dieselben,
wohlsituierten Kundinnen bemühten. Darin lag nicht genug Geld.
    Steuber nahm sich eine Zigarette. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag sein goldenes Feuerzeug mit den in Rubinen eingelegten Initialen. Er drehte es, nachdem er die Zigarette angezündet
hatte, einen Augenblick in der Hand hin und her, ehe er es zurücklegte. Die Steuerfahnder brauchten bloß zusammenzuzählen, wieviel die Einrichtung dieses Zimmers und das Feuerzeug
gekostet hatten, um ihre Nase noch tiefer in seine Bücher zu
stecken, bis sie genug gefunden hatten, um ihn wegen Steuerhinterziehung anzuklagen.
    Die verdammten Gewerkschaften waren schuld, daß man keinen wirklichen Gewinn erzielen konnte, redete er sich ein. Das
war allgemein bekannt. Immer wenn Steuber die Werbespots der
Textilarbeitergewerkschaft sah, hätte er am liebsten den Bildschirm zerschmettert. Sie waren doch nur auf immer mehr Geld
aus. Stoppt die Importe! Engagiert uns!
    Erst vor drei Jahren hatte er mit etwas begonnen, was auch alle anderen taten, nämlich nicht registrierte Werkstätten für Immigranten ohne Arbeitserlaubnis einzurichten. Warum auch
nicht? Die Mexikanerinnen waren gute Näherinnen.
    Dann hatte er entdeckt, wo das wirklich große Geld lag. Er
war bereits entschlossen, die Schwarzarbeitateliers aufzulösen,
als Neeve Kearney deren Existenz aufgedeckt hatte. Dann hatte
auch die verrückte Ethel Lambston begonnen, überall herumzuschnüffeln. Er sah die aufdringliche Person wieder vor sich, die
am vergangenen Mittwoch abend hier hereingeplatzt war. May
saß noch im Vorzimmer. Sonst hätte er sie an Ort und Stelle…
Er hatte sie buchstäblich rausgeschmissen, sie an den Schultern gepackt, durch den ganzen Showroom bis zum Ausgang
geschoben und ihr einen Stoß versetzt, daß sie gegen den Aufzug taumelte. Selbst dadurch hatte sie sich nicht unterkriegen
lassen. Als er die Tür zuschlug, rief sie zurück: »Falls Sie es
noch nicht wissen, Sie werden nicht nur wegen Steuerhinterziehung in Schwierigkeiten kommen, sondern auch

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