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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gesundheit und auf die Vermählung mit der hübschen Rumänin trinken. Er ist als Betrüger gereist, das weiß ich wohl, und wenn es die Groß-Transasiatische Bahndirection wüßte … doch die wird nichts davon erfahren.
    Während des Aufenthalts ergehen sich der Seigneur Farusklar und Ghangir auf dem Perron längs des Zuges. Diesmal erregt nicht der Wagen mit dem Kaiserschatze ihre Aufmerksamkeit; sie betrachten vielmehr den ersten Packwagen mit größtem Interesse.
    Daß sie eine Ahnung von der Anwesenheit Kinkos hätten, ist doch kaum anzunehmen. Vielmehr scheinen der Heizer und der Maschinenführer sich ihrer ganz besonderen Beachtung zu erfreuen. Es sind das zwei kreuzbrave Chinesen, die hier die Leitung des Zuges übernehmen, und der Seigneur Farusklar ist wahrscheinlich nicht böse darüber, zu sehen, welchen Leuten neben dem kaiserlichen Schatze das Leben von einem Hundert Passagieren anvertraut ist.
    Um Mitternacht schlägt die Abfahrtsstunde und mit lautem Pfeifen zieht die Maschine ächzend an.
    Wie ich schon sagte, ist die Nacht sehr finster, ohne Mond oder Sterne. Durch die tieferen Schichten der Atmosphäre wälzen sich lange Wolken hin. Es wird mir leicht werden, unbemerkt in den Packwagen zu schlüpfen. Während der zwölf Fahrtage hab ich überhaupt nicht allzuviel Besuche darin abgestattet.
    Da spricht mich eben Popof an.
    »Nun, wollen Sie denn nicht schlafen, Herr Bombarnae?
     

    »Da ist das Signal!« sagt Ghangir ziemlich laut. (S. 243.)
     
    – Das soll nicht lange dauern, geb’ ich zur Antwort. Nach diesem Nebeltage, der uns in die Waggons einschloß, hab ich das Bedürfniß, ein wenig frische Luft zu athmen. Wo wird der Zug anhalten?
    – In Fuen-Choo nach Passirung der Brücke, von der aus sich die Linie nach Nanking abzweigt.
    – Gute Nacht, Popos.
     

    Ich sehe noch, wie er mit beiden Händen nach den Sicherheitsventilen greift. (S. 246.)
     
    – Gute Nacht, Herr Bombarnac.«
    Da steh’ ich nun allein.
    Es fällt mir ein, einmal bis zum hintern Theile des Zuges zu spazieren und ich bleibe einen Augenblick auf der Plattform stehen, die sich vor dem Wagen mit den Millionen befindet.
    Alle Reisenden mit Ausnahme der chinesischen Gendarmen liegen im letzten Schlafe, d.h. dem letzten auf der Groß-Transasiatischen Bahn.
    Nach dem Vordertheile des Zuges zurückgekehrt, nähere ich mich dem Dienstcoupé Popof’s, der mir fest eingeschlummert scheint.
    Dann öffne ich die Thür des Packwagens, schließe sie wieder vorsichtig und gebe mich Kinko in gewohnter Weise zu erkennen.
    Die Schiebewand gleitet hernieder; die kleine Lampe beleuchtet uns Beide. Im Austausch gegen das Backwerk und die Flasche Wein erhalte ich den Dank des wackern Burschen, und wir trinken auf das Wohlsein Zinca Klork’s, deren Bekanntschaft ich nun morgen machen soll.
    Es ist um zwölf Uhr fünfzig Nachts. Nach weiteren zehn Minuten werden wir, wie Popof sagt, an der Stelle vorübergekommen sein, wo sich die Linie nach Nanking abzweigt. Diese bis jetzt nur in der Länge von fünf bis sechs Kilometern fertiggestellte Bahnstrecke führt nach einem Viaduct durch das Thal des Tju.
    Genannter Viaduct ist ein sehr bedeutendes Werk – ich kenne die Einzelheiten darüber aus Mittheilungen Pan-Chao’s – und die chinesischen Ingenieure haben davon bisher erst die, etwa hundert Fuß über die Thalsohle emporragenden Pfeiler aufgerichtet. An der Verbindungsstelle dieser Nebenlinie mit der Groß-Transasiatischen Bahn befindet sich schon eine Weiche, um die Bauzüge nach der Nankinger Linie überzuleiten; die ganze Arbeit selbst wird vor drei bis vier Monaten nicht beendet sein.
    Da ich weiß, daß wir in Fuen-Choo Halt machen werden, nehm’ ich von Kinko mit freundschaftlichem Händedruck Abschied und erhebe mich zum Fortgehen ….
    Da glaub’ ich Schritte auf der Plattform hinter dem Packwagen zu vernehmen …
    »Nehmen Sie sich in Acht, Kinko!« raune ich diesem noch zu.
    Die kleine Lampe erlischt und wir rühren uns Beide nicht von der Stelle
    Ich habe mich nicht getäuscht … irgend Jemand sacht die Packwagenthür zu öffnen.
    »Ihre Schiebewand …,« sag’ ich
    Der bewegliche Vorderwandtheil steigt in die Höhe, der Kasten ist wieder geschlossen, und ich befinde mich allein in der Finsterniß.
    Offenbar kann es nur Popof sein, der jetzt herein will …. Was wird er denken, wenn er mich hier findet? …
    Beim erstenmale, als ich den jungen Rumänen besuchte, hab’ ich mich schon einmal zwischen den Frachtstücken

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