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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verborgen … Nun also, das wird auch noch ein zweitesmal angehen. Wenn ich hinter den Kisten Fulk Ephrjuell’s versteckt bin, kann mich Popof, selbst beim Scheine seiner Laterne, gewiß nicht wahrnehmen.
    Nachdem ich mich verkrochen, blick’ ich nach der Thür …
    Das ist Popof nicht, der hätte seine Laterne mitgebracht.
    Ich bemühe mich, zu erkennen, wer die eintretenden Personen sein mögen … das ist nicht so leicht …. sie schleichen nur zwischen den Frachtstücken hindurch, öffnen die vordere Thür des Packwagens und schließen sie wieder hinter sich ….
    Das sind ohne Zweifel Reisende aus dem Zuge … doch warum hier … und zu dieser Stunde? …
    Ich muß das wissen …. Mich beschleicht die Ahnung, daß hier irgend etwas im Werke sei ….
    Vielleicht wenn ich horche …
    Ich nähere mich der Vorderwand des Packwagens, und trotz des Geräusches vom Zuge vernehme ich ganz deutlich eine Stimme …
    Tausend und zehntausend Teufel, ich irre mich nicht! … Das ist die des Seigneur Faruskiar … er spricht mit Ghangir russisch … ja, ja, er ist es! … Die vier Mongolen haben ihn begleitet …. Doch, was machen sie hier? … Aus welchem Grunde haben sie sich nach der Plattform dicht hinter dem Tender begeben … und wovon sprechen sie? …
    Hier will ich es mittheilen. Von den Fragen und Antworten, die zwischen dem Seigneur Farusklar und seinen Begleitern gewechselt wurden, hab’ ich kein Wort verloren.
    »Wann werden wir bei der Abzweigung sein?
    – In einigen Minuten.
    – Ist es sicher, daß Kardek sich an der Weiche befindet? …
    – Ja; das ist so ausgemacht.«
    Was ist denn ausgemacht, und wer mag jener Kardek sein, von dem sie reden?
    Das Gespräch geht weiter.
    »Wir werden warten müssen, bis das Signal sichtbar geworden ist, sagt der Seigneur Farusklar.
    – War das nicht ein grünes Licht? fragt Ghangir.
    – Ja … es bedeutet, daß die Weiche umgelegt ist.«
    Ich weiß nicht, ob ich den Verstand noch beisammen habe … Die Weiche umgelegt? … Welche Weiche denn? …
    Eine halbe Minute verrinnt. Wär es nicht angezeigt, Popof zu benachrichtigen? Ja, das muß geschehen ….
    Eben will ich mich nach der Rückseite des Packwagens begeben, da hält mich ein Ausruf zurück.
    »Das Signal … da ist das Signal! sagt Ghangir ziemlich laut – Und jetzt geht der Zug nach der Nankinger Linie hinüber!« erwidert der Seigneur Farnsklar.
    Auf die Linie nach Nanking! … Doch dann sind wir verloren! … Fünf Kilometer von hier befindet sich der in Bau begriffene Viaduct von Tju, und der Zug braust auf einen Abgrund zu ….
    Entschieden hat sich der Major Noltitz über diesen Seigneur Farnsklar doch nicht getäuscht …. Ich durchschaue das Vorhaben der Schurken …. Der Verwaltungsrath der Groß-Transasiatischen Bahn ist nur ein Verbrecher allerschlimmster Sorte …. Er ist auf die Anerbietungen der Gesellschaft nur eingegangen, um die Gelegenheit zur Ausführung eines Schurkenstreichs abzulauern …. Diese Gelegenheit hat sich ihm mit den Millionen des Sohnes des Himmels geboten …. Ja, der ganze abscheuliche Plan liegt mir nun klar vor Augen. Wenn Farnsklar den kaiserlichen Schatz gegen Ki-Tsang vertheidigt hatte, so geschah das nur, um ihn dem Räuberanführer, der den Zug zum Stehen gebracht hatte, zu entreißen, da dieser Angriff sein eignes verbrecherisches Vorhaben zu vereiteln drohte. – Deshalb also hatte er sich so tapfer geschlagen! Deshalb das Leben dran gewagt und die Rolle eines Helden gespielt! Und Du, armer Tropf Claudius, Du hast Dich betölpeln lassen
! –
Noch eine Dummheit auf dem Kerbholz! – Da wirst Du die Folgen noch abzuwarten haben, mein Freund!
    Immerhin, jetzt gilt es, dem Schufte die Ausführung seines Planes zu vereiteln … gilt es, den Zug zu retten, der mit aller Schnelligkeit dem unvollendeten Viaducte, dem Verderben entgegenjagt … jetzt gilt es, die Passagiere zu retten, denen die entsetzlichste Katastrophe bevorsteht …. Der Schatz, dessen sich der Seigneur (?? jetzt verdient er zwei Fragezeichen!) Farusklar nebst seinen Helfershelfern bemächtigen will, kümmert mich so wenig, wie ein Stück Maculatur! … Die Passagiere aber und ich selbst … ja, das ist ein ander’ Ding!
    Ich will Popof aufsuchen …. Unmöglich! Es erscheint mir, als wär’ ich an den Fußboden des Packwagens genagelt …. Mir schwinden die Sinne …
    Es ist also wahr, daß wir auf den Abgrund zufahren …. Nein, ich bin ja ein Narr! … Farnsklar und seine Begleiter würden da ja

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