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Claustria (German Edition)

Claustria (German Edition)

Titel: Claustria (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Régis Jauffret
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Joghurtbecher zu kratzen, wenn er ihr so eine Leckerei überhaupt gönnte.
    Draußen war Morgen. Fritzl trank in der Küche Kaffee, als er aus dem Erdinneren ein Ticken aufsteigen hörte. Als würde ein kleiner Vogel, der sich im Keller verirrt hatte, mit dem Schnabel an eine Leitung hacken.
    ,,Hörst du das?“
    Indem er Anneliese diese Frage stellte, erlaubte er ihr, hinzuhören.
    ,,Was?“
    ,,Da hat sich wohl ein kleines Tier verirrt.“
    ,,Hört sich eher an wie eine große Uhr.“
    Am Abend sagte Anneliese ihm, dass das Tierchen noch immer Lärm schlage.
    ,,Da, horch!“
    Ein regelmäßiges Geräusch, das nur verstummte, um kurz darauf von Neuem zu beginnen.
    ,,Auf lange Sicht ist das nervtötend.“
    Als Angelika geschrien hatte, hatte Fritzl seiner Frau eingeredet, dass sie eigentlich gar nichts gehört hätte. Anneliese hatte sich sofort überzeugen lassen.
    ,,Du hast recht. Die Kinder zanken viel, und ihr Geschrei verfolgt mich noch, selbst wenn sie nicht da sind.“
    Doch nachdem er ihr einen Blankoscheck ausgestellt hatte, um dieses Geräusch zu hören, durfte sie es auch weiterhin hören.
    ,,Ich werde mal nachsehen.“
    Er ging hinunter. Das Tierchen suchte er vergebens. Er lauschte an ein paar Rohren, bevor er begriff, woher dieses Klicken kam. Er zog die Schuhe aus, um leiser zu sein als das Geräusch in der Leitung, und öffnete ganz langsam die erste Schleuse und die Türen.
    Angelika hörte ihn erst kommen, als sie den klackenden Riegel der Stahlbetonschleuse wahrnahm. Instinktiv wollte sie fliehen, aber beim ersten Sprung knallte sie mit dem Kopf an die Wand. Unter Schlägen kam sie wieder zu sich.
    ,,Womit hast du geklopft, hä? Womit?“
    Er zog sie an den Haaren. Ihre Oberlippe war geschwollen und blutete. Er hob sie mit dem Finger an. Ein Eckzahn war abgebrochen, beim anderen fehlte ein Stück. Sie war zwar kein Vogel, hatte aber ihren Schnabel eingesetzt.
    ,,Das machst du nie wieder!“
    Er drückte ihren Kopf an die Wand. Er schlug damit zu wie mit einem Hammer. Ausgebrochene, abgebrochene, zerbrochene Zähne. Löcher, in denen Bakterien nisten konnten.
    Bei ihrer Aussage vor dem Landesgericht St. Pölten warf Angelika ihm diese Geschichte vor, die sie als Ursache ihrer zwanzig Jahre währenden Zahnfleischentzündung ansah.
    ,,Deine Zähne hättest du sowieso irgendwann verloren.“
    Der Anwalt überbot dies noch:
    ,,Mein Mandant zeigt sich überaus großherzig, indem er sich noch an diesen so lange zurückliegenden Vorfall erinnert. Wer sollte ansonsten wissen, ob er überhaupt jemals stattgefunden hat?“
    Fritzl senkte den Kopf und überspielte ein dünnes Lächeln. Angelika weinte. Die Vorsitzende Richterin schlug eine Aussetzung der Verhandlung vor, Angelika lehnte ab. Sie hob den Blick zum Videobildschirm und sah sich die Wiederholung ihrer Aussage an.
    Angelikas Augen tränten – das automatische Resultat der Arbeit ihrer Tränendrüsen, aber sie war sich nicht einmal mehr bewusst, dass sie weinte. Fritzl schlug sie weiterhin, sie verbarg ihr Gesicht, aber aus Reflex nahm sie die Hände weg, wenn er sie trat.
    Er löschte das Licht, ließ sie in einer Lache aus Blut und Tränen liegen.
    Mit Seilen und einer Rolle Klebeband kam er wieder. Er fesselte und knebelte sie und zog ihr wieder das Halsband an.
    ,,Du kannst dich immer noch bis ans Ende der Kette wälzen, wenn du dich am Waschbecken frisch machen willst.“
    Sie spürte nichts mehr über den Schmerz, die Angst, die Vorhölle hinaus, wo man zermalmt wird, nur noch ein Punkt, eine Abwesenheit ist. Fritzl kam jeden Tag, riss das Klebeband ab, kippte ihr eine Flasche Wasser in den Mund, das sie ganz trank, um trotz des Gefühls, ihr Magen würde gleich platzen, nicht zu ersticken.
    Die Fesseln schnürten ihr den Bauch ein, sie drückten ihr die Schenkel so zusammen, dass sie kaum die Beine spreizen konnte. Der Urin konnte fließen, sich ausbreiten. Der Rest war eine Tortur, sie schaffte es nur mit Mühe. Wenn er die Fesseln anzog, meinte sie, zu sterben, weil sie nicht mehr ausscheiden konnte.
    Er hockte sich hin, schob ihr seinen Penis vors Gesicht. Doch ihr Gestank störte ihn, seine Erektion ließ nach.
    Nach einer Woche band er sie los.
    ,,Wenn ich wiederkomme, bist du gefälligst sauber.“
    Er schleuderte ihr eine kleine Seife in Goldpapier hin, im Licht der Glühbirne glänzte sie wie ein Goldbarren.

Zwei Monate nach ihrem Transport in den Keller stellte Fritzl ihr eine Haftentlassung in Aussicht.
    ,,Wenn du zahm bist, darfst

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