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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Jehan missbilligte solche Opfergaben. Diese Tradition ging auf die Römer zurück und war deshalb nicht weit von der Anbetung von Götzen entfernt. Das war seine letzte Kindheitserinnerung, ehe die Jungfrau ihm das Augenlicht genommen hatte.
    Er hörte ein Geräusch, jemand atmete. Nein, kein Mensch, sondern ein Tier. Hinter dem Altar regte sich etwas. Er spähte in die Finsternis. Das Licht verblasste weiter, bis die Fenster nur noch verschwommene Flecken waren. Im Inneren der Kirche konnte er nicht viel erkennen.
    Er trat an einen mehrarmigen Kerzenhalter und nahm den Feuerstein und den Zunder, die dort bereitlagen. Nach wenigen Augenblicken hatte er eine Flamme entfacht und zündete die erste Kerze und dann die anderen an, bis alle vier Lichter im Halter brannten. Dann ging er weiter. Wieder eine Bewegung und ein Schnauben, und auf einmal schimmerte neben dem Gold des Altars noch etwas anderes. Es war dunkelbraun. Hinter dem Altar und neben einem Taufbecken war ein Pferd angebunden. Es war ruhig, regte sich aber ab und zu, wie es alle Pferde taten. Das Schnauben und Stampfen war in der Kirche derart fehl am Platze, dass er es nicht sofort erkannt hatte. Auf dem Boden lagen ein Sattel mit hohem Knauf im Stil der Franken und ein großer Haufen Pferdeäpfel. Jehan wurde wütend. Irgendjemand hatte das Gotteshaus als Stall missbraucht. So etwas hätte ein fränkischer Ritter nie getan.
    Er spielte mit dem Gedanken, das Pferd nach draußen zu führen, doch hier stimmte etwas nicht. Sollte er die Wikinger holen? Er betrachtete das Gold auf dem Altar. Nein, sie würden nur alles abreißen und hätten am nächsten Morgen schon mit den restlichen Schätzen des Klosters den halben Weg zur Küste zurückgelegt.
    Er nahm den Kerzenhalter mit und ging weiter nach hinten. Das Pferd kümmerte sich nicht um ihn und starrte ins Leere. Die Tür der Nachttreppe, die zum Dormitorium der Mönche führte, lag direkt vor ihm, auch sie war offen. Er trat in die kalte Luft hinaus. Das Dormitorium war ein großer zweistöckiger Bau, den er im Kerzenschein gerade eben erkennen konnte. Dort drang kein Licht heraus, aber das war nicht weiter überraschend. Er würde dumm dastehen und sich sehr unbeliebt machen, wenn er die Mönche weckte. Vielleicht war es ein burgundischer Brauch, Tiere in der Kirche einzustellen, aber er bezweifelte es.
    Er ging die Treppe hinunter, die Kerzen spuckten im Luftzug. Er fror und beschloss, der beste Ort, um jemanden zu finden, sei der Wärmeraum. Dies war abgesehen von der Küche der einzige Raum im ganzen Kloster, wo ein Feuer brennen durfte. Mönche sollten entsagungsvoll leben, doch bei großer Kälte wie dieser wäre es nicht ungewöhnlich, das halbe Kloster am Feuer schlafend vorzufinden. Er nahm an, der Wärmeraum müsse sich im Erdgeschoss des Dormitoriums befinden, damit die Wärme auch in die Schlafräume drang.
    Rechts befand sich ein niedriges Gebäude mit einer winzigen Tür. Instinktiv erkannte er, dass dies die Sakristei sein musste, wo die heiligen Gefäße für die Messe aufbewahrt wurden. Der Schnee vor der Tür hatte eine andere Farbe, er war im schwachen Kerzenlicht fast schwarz. Jemand hatte etwas aus der Sakristei geschleppt und eine dunkle Spur im weißen Schnee hinterlassen. Es roch kräftig und säuerlich. Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus und hob ein wenig auf. Der Schnee schmolz in den Fingern und hinterließ ein klebriges Gefühl. Jehan leckte sich die Finger ab. Ein kalter Schauer durchlief ihn. Der Schnee schmeckte köstlich. Hatte hier jemand Essen verschüttet? Es war Nahrung, aber von keiner Art, die er jemals gekostet hatte. Sie schien einen Hauch von Frost in sich zu tragen und jagte ihm eine Gänsehaut über Arme und Rücken.
    Er sah sich um und atmete tief ein. Der Geschmack des Schnees erfüllte ihn, die Nackenhaare richteten sich auf, er schluckte schwer und spürte einen Ruck in sich, als sei er am Feuer eingeschlafen und plötzlich wieder aufgefahren.
    Jehan ging weiter und folgte der Spur. Abseits der Mauern war Neuschnee auf die Flecken gefallen, doch der Geruch hielt sich. Er schob die Hand in den fingertiefen Schnee. Das klebrige Zeug war darunter. Er stellte den Kerzenleuchter ab. Dann breitete er die Arme aus und krabbelte auf dem Boden herum. Es schien, als sei der ganze Innenhof mit diesem dunklen Zeug bedeckt, das direkt unter der Decke aus frisch gefallenem Schnee auf ihn wartete.
    Jehan schmierte es sich ins Gesicht und stopfte es sich mit beiden

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