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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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wurden. Aelis kroch unter das schwere Hanftuch. Der modrige Geruch erinnerte sie an den Garten in Loches, in dem sie und ihre Cousinen im Sommer manchmal geschlafen hatten. Abgesehen von der Abgeschiedenheit für Aelis gewährten die Zelte allen etwas Schutz vor den Raben. Nur die Wachen hielten sich draußen auf.
    Sindre war ein Barbar und musste im Freien unter den Sternen schlafen. Wenigstens war es eine trockene Nacht. Aelis versorgte ihn mit einer Pferdedecke. Auch Leshii bekam keinen Unterschlupf und hielt für den Wolfsmann das Feuer in Gang. Sie warnte den Händler, er solle dem Verletzten ja nicht die Decke wegnehmen.
    In den Mantel des Wikingerkönigs gehüllt, sank Aelis in den Schlaf und träumte. Sie war wieder in Loches, und die anderen Mädchen waren sehr aufgeregt. In dem kleinen Zelt, in dem sie sonst spielten, steckte irgendetwas. Sie stellte sich daneben und lauschte. Ein wildes Flattern – dort hatte sich ein Tier verfangen. Was für ein Tier erzeugte so einen Lärm? Sie wusste es. Das Geräusch stammte von panisch schlagenden Vogelschwingen.

37
    Was in Saint-Maurice geschah
    J ehan hielt das Kreuz hoch und wanderte zu dem Kloster unter der gewaltigen Klippe, zu den Mauern und Stützpfeilern der Kirche, die sich über ihm erhob wie eine Landzunge im Meer.
    Niemand kam, ihn zu begrüßen. Die gedrungene Villa vor den Mauern, die als Gästehaus diente, war verlassen. Nur einige Hühner hatten dort Schutz vor der Kälte gesucht. Das war in dieser Jahreszeit nicht so ungewöhnlich. Die Pilger kamen erst, wenn die Unbilden des Winters vorbei waren. Nur sehr, sehr heilige oder ebenso verrückte Menschen reisten vor der Schneeschmelze durch das Land. Da im Land Krieg herrschte – im Westen und Norden waren die Nordmänner eingefallen, im Osten lehnten sich die Bayern und Slawen auf, zwischen Kaiser und Neffen gab es Machtkämpfe – , waren sogar noch weniger als sonst unterwegs.
    Er ging zu dem Tor, das in die Klostermauer eingelassen war. Es war stark, dick und breit genug, um einen Wagen durchzulassen. Darin befand sich eine kleinere Pforte für Fußgänger. Jehan klopfte an. Niemand antwortete. Er drehte den Knauf herum und stieß die Tür auf. Sie war nicht abgesperrt. Dies fand er beunruhigend, aber andererseits gab es auch keinen Grund, die Tür zu verschließen. Das Kloster lag weit von der Küste entfernt inmitten eines gut verteidigten Landes. Die Tür wurde wohl nur bei drohender Gefahr abgesperrt.
    Er blickte zu den Wikingern zurück, die im Nebel kaum noch zu sehen waren. Wahrscheinlich würden sie bald unruhig werden und sich in das Gästehaus begeben. Männer wie sie waren nicht bereit, den Kältetod zu sterben, nur um ja niemanden zu beleidigen. Er trat durch die Pforte. Direkt vor ihm lag die Kirche, links erstreckten sich die Bögen des Kreuzgangs. In der Nähe des Tors war niemand zu entdecken. Erschreckend fand er aber vor allem die Tatsache, dass er keinen Gesang hörte. Das ewige Lied sollte doch aus der Kirche dringen. Dieser Bau aus hellem Stein hatte zwei Türme, und in der Wand, vor der Jehan stand, gab es vier mit kostbarem blauem Glas ausgestattete Spitzbogenfenster. Jehan erinnerte sich, wie reich die Mönche von Saint-Maurice angeblich waren, und schloss hinter sich die Tür.
    Auch der Eingang der Kirche stand offen. Er ging hinüber und trat ein. Seine Augen brauchten eine Weile, um sich an die Dunkelheit im Inneren zu gewöhnen. Der Geruch war wieder da – stark und säuerlich, appetitlich. Jehan konnte ihn nicht einordnen. Was war das? Eine Art Teig? Weihrauch? Es gab noch einen anderen Geruch, der nicht recht zu passen schien – beinahe wie von Pferden.
    Er durchquerte den schlichten und ungeschmückten Vorraum. Offenbar war dies der Zugang für die Armen. Der Haupteingang für die Adligen befand sich auf der anderen Seite der Kirche. Er wanderte weiter durch den Innenraum. Von draußen fiel nur schwaches Licht herein, und die Bögen der Fenster wirkten zunächst wie Tore aus Licht in tiefster Schwärze. Links führte ein Bogengang hinter dem Altar entlang, davor waren die Sitzreihen der Mönche dem mit Gold und Silber und einem Christusbild geschmückten Altar zugewandt. Auf dem Gold schien das schwache Licht zu tanzen und zu verschwimmen wie helle Münzen in einem Brunnen.
    Wie kam er auf diesen Vergleich? In seinem Kloster gab es einen Brunnen, und die Besucher ließen es sich meist nicht nehmen, kleine Münzen hineinzuwerfen. Die Mönche hatten es geduldet, doch

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