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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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hatte diese Männer absichtlich getötet.
    Auf einmal war ihm sehr kalt. Er nahm einem Wikinger den Mantel ab und brachte vorsichtshalber auch noch das Schwert, die Scheide und den Gürtel des großen Mannes auf dem Stuhl in seinen Besitz. Es war eine gute fränkische Klinge. Die Menschen trieben Handel mit den Eindringlingen, ganz egal, welche Strafen ihnen die Adligen androhten.
    Bevor er ging, legte er eine Hand auf die Truhe, die in den Stuhl eingebaut war. Sie enthielt die sterblichen Überreste des heiligen Moritz. Den Grund wusste er selbst nicht genau, doch er nutzte den Augenblick der Klarheit, um mit Gott zu sprechen.
    »Gib mir Kraft«, betete er. »Offenbare mir deinen Willen. Mache mich zu deinem rechten Arm, Gott, auf dass ich dir diene.«
    Es half ihm nicht. Sein Kopf wurde nicht klar, und er wusste immer noch nicht, was zu tun war. Seine Verstandeskräfte ließen ihn im Stich. Er konnte nur noch an den Hunger denken. Daneben verblasste sogar das Schicksal der Mönche. Aber worauf hatte er Hunger?
    Er verließ den Wärmeraum und ging in die Krankenstation. Vielleicht gab es dort ein Brechmittel, das ihm half, das eigenartige Gefühl aus seinem Kopf zu vertreiben. Er öffnete die Tür und spähte hinein. Der metallische Geruch von geschnittenem Fleisch empfing ihn. Fünf oder sechs Mönche lagen schlafend in den Betten, auf den Tonsuren spiegelte sich das Kerzenlicht, als erstrahlte eine Reihe seltsamer rosafarbener Blüten in der Dunkelheit. Jehan war erleichtert, bemerkte aber zugleich, dass etwas fehlte. Kein Schnarchen war zu hören, niemand atmete. Sein Herz, das in den Ohren pochte, war das lauteste Geräusch. Erst dann sah er genauer hin. Die beiden vorderen lagen normal da, die anderen aber seltsam verdreht, einige Gliedmaßen hingen aus den Betten. Jemand hatte sie abgeschlachtet.
    Gern hätte er ihnen geholfen, aber es war zu spät, zu spät. Er musste eine Botschaft zum nächsten Kloster schicken. Wo lag es überhaupt?
    Er ging weiter bis zum anderen Ende der Krankenstation. Lebte hier wirklich niemand mehr? Dann sah er ihn. Im Kerzenschein tauchte eine Gestalt auf, die ihn beobachtete. Er erschrak. Am anderen Ende des Raumes stand stocksteif ein Mann und starrte ihn schweigend an.
    »Was ist hier geschehen, Bruder?«, fragte Jehan.
    Als der Mann nicht antwortete, ging Jehan einen Schritt auf ihn zu.
    »Bruder?«
    Sobald er näher heran war, erkannte Jehan, dass mit dem Mann etwas nicht stimmte. Das Gewicht war falsch verteilt. Er war vorgebeugt, als hinge er halb über einem hohen Geländer. Jehan überwand die letzten Schritte, bis er vor ihm stand. Es war ein Mönch, so viel war an der Tonsur zu erkennen, doch nicht das erregte die Aufmerksamkeit des Beichtvaters.
    Die Schlinge, die den Hals zuschnürte, war an einem Deckenbalken befestigt. Jehan berührte die Wange des Mannes: kalt wie ein Fisch auf dem Schneidebrett. Es wäre sinnlos gewesen, ihn zu befreien. Jehan betrachtete die Seilschlinge. Sie sah seltsam aus, es waren drei ineinander verschränkte Knoten, die feste Dreiecke bildeten. Jehan schluckte. So etwas hatte er schon einmal gesehen. Er zog das Schwert und berührte dabei sein Gewand. Der Stoff war feucht von dem dünnen Strom von Speichel, der ihm ständig von den Lippen tropfte.
    Wie viele Mönche hatten in Saint-Maurice gelebt? Fünf Tote allein in diesem Raum. Blieben noch fünfzig oder sechzig weitere. Was war mit ihnen geschehen? Wo waren die Laufburschen, die Gelehrten, die Novizen? Jehan konnte nur hoffen, dass sie dank der Gnade Gottes unten im Tal lebten oder aus einem anderen Grund abwesend waren.
    Die toten Männer fand er aus irgendeinem Grund sehr anziehend. Der Mund floss ihm über vor Speichel. Jehan schüttelte voller Entsetzen den Kopf und mochte nicht anerkennen, welche Gedanken ihm kamen. Er musste aus der Krankenstation raus. So stolperte er zur Tür und ließ den Kerzenhalter fallen.
    Das Pferd in der Kirche wieherte. In der stillen Luft hörte Jehan ein Wort in der nordischen Sprache, das er kannte: »Ruhig.« Irgendjemand beruhigte das Tier. Er verzichtete darauf, wieder Licht zu machen, und ließ die Kerzen liegen.
    Jehan packte das Schwert fester und schlich über den Hof, dann über die Nachttreppe zu der Tür, die er im Zwielicht gerade eben erkennen konnte. Sie stand offen, wie er sie zurückgelassen hatte. So leise wie möglich huschte er in die Kirche und zog den Vorhang, der den Eingangsbereich nach innen hin abschloss, zur Seite.
    Eine

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