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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Händen in den Mund, legte sich hin und leckte es auf wie ein Hund. So hungrig war er noch nie im Leben gewesen. Es war, als holten ihn auf einmal die letzten Tage ohne Essen ein, nachdem er ohne Interesse den Wikingern beim Braten von Fisch und Wild zugesehen hatte, und als sei jetzt ein unbändiger Hunger auf das erwacht, was unter dem Schnee lag.
    Er wusste nicht, wie lange er dort gelegen und das Zeug aufgeleckt hatte, doch schließlich riss ihn ein Geräusch in die Gegenwart zurück. Abermals waren es Pferde. Durchnässt und zitternd stand er auf. Allerdings zitterte er nicht vor Kälte, keineswegs. Sein Verstand schien in viele Teile zu zerfallen und funktionierte nicht mehr, die normale Denkweise war ausgeschaltet. So nutzlos wie ein Buch für einen Blinden. Er nahm den Kerzenhalter wieder in die Hand. Nur eine Kerze brannte noch, die er nun benutzte, um die anderen drei wieder zu entfachen. Dann betrat er durch eine weitere offene Tür das große Gebäude auf der rechten Seite. Es war das Refektorium, der große Speisesaal des Klosters. Die Bänke waren an eine Wand gerückt, ein langer Tisch war umgekippt. Er schüttelte den Kopf, um zu sich zu kommen, bat mit einem Gebet um Führung und Hilfe, damit er die richtigen Gedanken fassen konnte, und kehrte allmählich in die Gegenwart zurück. Tatsächlich, dort standen sechs Pferde. Obwohl die Pferde gute Reittiere waren, lagen in einer Ecke des Raumes ausnahmslos Packsättel auf einem Stapel. Genauer gesagt, es waren auch zwei gute fränkische Reitsättel darunter, die man umgerüstet hatte, um große Körbe zu tragen. Jehan hatte vor der Erblindung genug Pferde gesehen, um zu erkennen, dass diese Tiere für das Schleppen von Lasten viel zu schade waren. Für den Preis eines dieser Tiere konnte man fünf Klepper kaufen, um Waren zu befördern. Nordmänner waren allerdings keine guten Reiter und verstanden nichts von Pferden.
    Er verließ das Refektorium und kehrte ins Dormitorium zurück. Der Wärmeraum war gut eingerichtet und nach der Art der Römer mit einer Heizung unter dem Fußboden versehen. Die Lüftungsschlitze befanden sich direkt vor der Tür im Boden. Er bückte sich. Irgendjemand hatte die Schlitze mit Erde verstopft. Er öffnete die Tür und trat ein.
    Sofort fuhr er wieder zurück und stieß einen erschrockenen Schrei aus. Vierzig oder fünfzig Nordmänner waren in diesen kaum zehn mal zehn Schritte großen Raum gepfercht und kauerten vor dem kalten Herd des Wärmeraums. In der Luft waberte noch der Rauch vom erloschenen Feuer. Im Licht der Kerzen konnte er die Männer erkennen, die aufrecht saßen und aneinander oder an den Wänden lehnten. Zwischen ihnen lagen kostbare Teller und Leuchter herum. Einer, ein großer Mann mit drei Narben auf dem kahlen Kopf, saß auf einem prächtigen, mit Gold und Email verzierten Stuhl – die Reliquie des eiligen Moritz, welche die Gebeine des Heiligen enthielt. Niemand rührte sich. Die Nordmänner waren tot.
    Anscheinend hatte der Engel des Todes eine Feier jäh unterbrochen, überlegte Jehan. Sein Herz raste, er schwitzte trotz der Kälte, und der Speichelfluss war auf einmal so stark, dass ihm die Tropfen am Kinn herunterliefen. War dies der Beginn des Zustandes, von dem die Nordmänner betroffen waren? Er hatte einen unbändigen Hunger. Die Wikinger hatten offenbar die Küche heimgesucht und sich dann hierher zurückgezogen. Halb gegessenes Geflügel, Brot und Käse hielten sie noch in den Händen, ein Teil war ihnen auf den Schoß oder auf den Boden gefallen. Doch für dieses Essen interessierte Jehan sich nicht. Er war anscheinend krank. Zu verhungern und dennoch nichts essen zu können, das war sicherlich der Vorbote einer schlimmen Krankheit.
    Er hob den Kerzenhalter und trat ein, um einen toten Krieger näher zu untersuchen. Es war ein junger Bursche, höchstens fünfzehn Jahre alt, blond und bartlos. Der Mund roch nach Pech, vor den Lippen stand schwarzer Schaum. Bei dem Nächsten und dem Übernächsten sah es nicht anders aus. Im Schoß des Mannes mit den drei Narben entdeckte er eine große Schale mit dem trüben Bier der Mönche, aus der nichts verschüttet war. Hinter dem Mann befand sich ein Fass, in das sie ein Loch geschlagen hatten. Jehan schnüffelte. Auch dort entdeckte er den Geruch nach Pech. Gift. Aber warum hingen so viele Rauchschwaden in der Luft? Jehan blickte nach unten. Jemand hatte ein Loch in den Boden geschlagen. Der Rauch vom Feuer war so direkt in den Raum aufgestiegen. Jemand

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