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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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eine pompöse Art angenommen, seinen christlichen Glauben zur Schau zu stellen. Er hatte sich ein Kreuz geschnitten, das er vor sich hertrug. An der Kleidung, an den Haaren, an den Äxten konnte man erkennen, dass die Männer Dänen waren, aber nicht jeder Wikinger im Land war auf Plünderungen aus. Die fränkischen Herren hatten viele Söldner in Dienst genommen, die bereit waren, für klingende Münze gegen die anderen Nordmänner zu kämpfen. Der Anblick von Dänen, die unter dem christlichen Kreuz durch das Land zogen, weckte daher großes Misstrauen, aber keine unmittelbare Feindseligkeit.
    Zwischen den Bergen, deren steile Felsflanken sich bis zu den Wolken erhoben, senkte sich das Flusstal hinab. Hier und dort klammerten sich winzige Siedlungen an die Hänge, an einem tosenden Wasserfall begegneten sie Banditen. Die zerlumpten Gestalten, die unversehens aus dem Dunst erschienen, hätten gern angegriffen, wurden aber nervös, als sie die Rüstungen und Waffen der Wikinger bemerkten. Ofaeti stieg ab, zog das Schwert und tat so, als wollte er seinerseits angreifen. Die Männer rannten sofort weg. Die Festungen waren schwerer zu umgehen. Dort gab es Ausfälle von Bewaffneten, die es ernst meinten. Allerdings hatten sie das Gold unter burgundischen Mänteln versteckt, und Jehan beherrschte seine Stimme und seinen Verstand lange genug, um zu erklären, dass die Waräger seine Leibwächter seien, mit denen er von Saint-Maurice zu den heidnischen Wikingern im Osten reiste, um sie zu bekehren und gegen die Eroberer einzusetzen, die den Norden ausplünderten.
    War das eine Lüge? Es war nicht die ganze Wahrheit, so viel war klar, aber Jehan war nicht mehr er selbst, und der Kampf gegen das, was in ihm tobte, raubte ihm die ganze Kraft. Immer wieder gingen ihm die Worte im Kopf herum: Diese sechs Stücke hasst der Herr, und am siebenten hat er einen Gräuel: hohe Augen, falsche Zunge, Hände, die unschuldig Blut vergießen, Herz, das mit böser Tücke umgeht, Füße, die behänd sind, Schaden zu tun, falscher Zeuge, der frech Lügen redet und wer Hader zwischen Brüdern anrichtet.
    Er wusste, was er war – ein Sünder. Sie hatten ihn einen Heiligen genannt, aber sie irrten sich. Mit der gleichen Sicherheit, mit der er vorhergesagt hatte, dass Rouen brennen würde, konnte er nun erkennen, dass er zur Hölle fahren würde. Er war sicher, unter einem Zauberbann zu stehen. Dabei galt schon der Glaube an solche Dinge als Ketzerei. Was aber hatte diese Raserei in seinen Adern und diese Erregung hervorgerufen? Die Nächte verbrachte er in innerem Aufruhr. Er sah sie, die Jungfrau, wie sie ihm in den Feldern erschien, doch es waren keine Felder, die er kannte. Er befand sich auf dem Hang eines Bergs und blickte über eine Wasserfläche, und sie war neben ihm und trug Blumen im Haar. Sie hatte ein schwarzes Gewand an, nicht blau und nicht weiß, und als sie es von den Schultern gleiten ließ, war sie darunter nackt.
    Wer bist du?
    Erkennst du mich nicht an meinem Gewand?
    Du bist die Herrin des Kummers.
    Dann nahm er sie in die Arme und küsste sie, berührte ihren nackten Körper und lag bei ihr. Als er erwachte, schwitzte er, und auf seinem Bauch klebte der Samen.
    Das Erwachen der Lust war für Jehan schwierig. Odo hatte ihm gesagt: »Es ist leicht, rein zu bleiben, wenn die natürlichen Gefühle in dir abgestorben sind.« Jetzt war er nicht mehr rein. Er dachte an die Berührung der Edelfrau Aelis im Wikingerlager. Es war fast, als habe sie die Kräfte in ihm freigesetzt, damit er vom Krankenbett aufstehen, gehen und letztlich in die Hölle verdammt werden konnte. Wenn er jetzt von der Heiligen Jungfrau träumte, wenn sie am Ufer lagen, wenn die Sonne auf dem Wasser schimmerte, wenn sie sich Kornblumen ins Haar steckte, dann sprach sie wie Aelis.
    Sie zogen weiter nach Norden, verscheuchten Banditen, entrichteten Wegezoll und liefen Stunde um Stunde durch die terrassenförmig angelegten Weinberge an dem Fluss entlang, der sich durch das Tal wand. In einer kleinen Stadt konnten sie endlich die Pferde gegen ein Boot eintauschen. Es war ein Flussboot mit flachem Kiel, aber die Wikinger waren erfreut.
    »Jetzt werden wir das Meer erreichen, ehe vier Tage vergangen sind«, verkündete Ofaeti.
    »Du weißt nicht einmal, wo wir sind«, wandte Fastarr ein.
    »Nicht sehr weit landeinwärts«, entgegnete Ofaeti. »Schau nur.«
    Über ihnen flogen große Seemöwen.
    »Der Winter geht zu Ende, sie können sich weit vom Meer entfernt

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