Claw Trilogy 01 - Fenrir
das Kloster, liefen durch einen kurzen Flur und erreichten den Kreuzgang, den kleinen Innenhof mit dem rundherum verlaufenden überdachten Wandelgang. Aus dem Abzug im Dach der Küche kräuselte sich ein dünner Rauchfaden in den Himmel. Vier Kettenhemden und verstärkte Jacken, Schilde und Helme lagen auf dem Boden. Speere und Bogen lehnten an den Wänden, zwei Wikinger saßen in der Sonne und schärften die Äxte. Mitten auf dem Platz war ein schlanker Mann in goldgelbem Rock und blauem Seidenhemd in eine Debatte mit etwa zehn Kriegern vertieft. Aus der Aufmerksamkeit, die ihm die anderen schenkten, schloss Aelis, dass es sich um Giuki handelte.
Die Männer mit den Äxten legten die Wetzsteine weg, und das Gespräch, an dem der König beteiligt war, brach ab, sobald Aelis und Leshii aus den Schatten traten.
»Bringst du Sklaven, Krieger?«, sagte der Mann, den Aelis für Giuki hielt.
»Ich weiß es nicht, Herr. Der hier sagt, er kennt dich.«
Giuki beäugte Leshii. »Ich glaube nicht. Woher willst du mich kennen, Ostmann?«
»Aus Aldeigjuborg, Herr. Leshii ist mein Name, ich bin Händler und diene Helgi. Dank der Götter bin ich damit gesegnet, ihm seine Wünsche zu erfüllen.«
Giuki blickte zwischen Leshii und Aelis hin und her. »Und wer ist das?«
»Das weiß ich nicht, Herr, aber er hat gerade Brodir am Strand getötet«, erklärte der Wikinger.
Einer der Männer, die Giuki umringten, schrie auf und sprang mit gezogenem langem Messer Aelis an. Sie zog sofort das Schwert und erwartete ihn.
»Halt«, befahl Giuki. »Kylfa, du bist mein Verwandter und mein Gefolgsmann, und ich befehle dir innezuhalten.«
Der Mann mit dem Messer wiegte sich hin und her, als stemmte er sich gegen unsichtbare Fesseln.
»Es ist mein Recht, ihn zu töten«, erwiderte er.
»Nein. Es ist dein Recht, ihn zu töten, wenn es das Gesetz erlaubt. Sonst kannst du Wergeld verlangen, um eine Blutfehde zu vermeiden. Du dienst also Helgi, Händler?«
»Ja, Herr. Ich bin es, Leshii, der Seidenhändler. Ich habe dir Hemden verkauft.«
Giuki nickte. »Ihr Slawen seht für mich alle gleich aus. Wie viel habe ich bezahlt?«
»Nur drei Dirham pro Hemd, das war ein sehr günstiger Preis.«
Der Kriegsherr lachte. »Willst du jetzt mehr verlangen, oder gibst du mir das Geld zurück?«
»Keines von beidem, Herr. Können wir vertraulich miteinander sprechen?«
»Nein. Dies sind meine Gefährten, und was du zu sagen hast, können sie hören.«
»Herr.«
»Darf ich jetzt diesen Mörder töten?«, fragte Kylfa.
»Das klären wir noch.«
»Ich bin Edelfrau Aelis, die Tochter Roberts des Tapferen, die Schwester des Odo von Paris und die Braut von Helgi aus Ladoga«, erklärte Aelis. »Sag ihm das, Händler.«
»Edelfrau, das werde ich nicht tun. Du darfst die Männer so etwas nicht hören lassen. Sie würden dich auf der Stelle vergewaltigen. Überlass mir das Reden.«
»Ist das dein Leibwächter?«, fragte Giuki. »Anscheinend ist er etwa zehn Jahre alt. Kein Wunder, dass er so voller Kampfgeist ist, er dürfte ja kaum ein Gefecht erlebt haben.«
»Er hat meinen Bruder getötet und muss sterben«, verlangte Kylfa.
»Herr, ich bin im Auftrag Helgis hier. Dieser Junge ist ein Eunuchenmönch aus dem Westen, der Helgi sehr wichtig ist. Er wird gut für seine Rückkehr bezahlen. Ich bitte dich um sicheres Geleit nach Aldeigjuborg.«
Giuki nickte. »Ich habe Prinz Helgi die Treue geschworen. Er ist ein großer Mann und hat uns viel Beutegut und Land im Osten geschenkt. Ihm mache ich gern eine Freude, bei der ich obendrein noch ein paar Münzen verdienen kann. Wir kehren jetzt nach Birka zurück, die Reise wird nur drei Wochen dauern. Wir nehmen euch mit.«
Leshii warf sich flach auf den Boden. »Herr, dafür wirst du reich belohnt werden.«
»Was ist mit meiner Rache?«, fragte Kylfa. »Soll ich nicht mein Recht bekommen? Beschäme mich nicht, Herr.«
»Ich kann nicht zulassen, dass einer von Helgis Männern getötet wird.«
»Der Krieger hat den Jungen angegriffen, Herr. Er wollte ihn ausrauben«, sagte Leshii, der immer noch am Boden lag.
»Mein Bruder war ein ehrenhafter Mann, Händler«, erwiderte Kylfa. »Ich schneide dir die Kehle durch, um es dir zu beweisen.«
»Eigentlich würde ich es vorziehen, wenn du das nicht tun würdest«, erwiderte Leshii.
»Unsere Gesetze geben uns eine einfache Möglichkeit, diese Sache zu klären, und wenn Helgi davon erfährt, wird er nicht viel einwenden können. Du wirst vor dem Gesetz dein
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