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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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einen Morgenspaziergang von ihrem Heim entfernt, einen kleinen Wasserfall gegeben. Im Sommer hatten die Kinder dort gern gebadet und waren im schäumenden Wasser den Fluss hinabgeschossen, hatten sich mit Armen und Füßen von den Felsen abgestoßen und die Welt nur noch in kurzen grellen Blitzen wahrgenommen. Sie hatten zugleich Angst und Begeisterung verspürt. In einem Sommer aber war sie nach einem starken Regen mit ihrer Cousine Matilde dorthin gegangen. Matilde war nicht mutig genug gewesen, um in dieser Strömung zu schwimmen, doch Aelis war ins Wasser gestiegen. Rasch hatte sie erkannt, dass sie nicht richtig schwimmen konnte, weil die reißende Strömung sie mitzog. Sie hatte die Hände schützend zum Kopf gehoben und gehofft, sie werde es überleben. Genau das gleiche Gefühl hatte sie auch am Strand, nur um ein Vielfaches verstärkt. Es war, als steckte sie in einer schrecklichen Flut, die an ihr riss und zerrte und jeden Gedanken außer dem Überlebenswillen ausschaltete. Hier war es jedoch nicht das Wildwasser eines Flusses, sondern sechzehn verschiedene Strömungen warfen sie hin und her und folterten sie, und alle strebten in ihrem Kopf zusammen. Die Runen in ihr riefen die anderen, die in der Hexe gelebt hatten, und nun raste ein Ansturm heller Symbole durch die Dunkelheit auf sie zu. In diesem chaotischen Augenblick konnte sie Vision nicht mehr von Wahrheit unterscheiden, Vergangenheit nicht von der Gegenwart, und sie wusste auch nicht, was genau am Strand geschah.
    Sie fürchtete, der Wolf, dieses Untier, habe Moselle getötet. Der Ritter war im Sand zusammengebrochen, als Hugin seine eigene Schwester enthauptet hatte. Moselle hatte versucht, sich noch einmal aufzurichten und Hugin anzuspringen, denn der Ritter hatte den vermeintlichen Angriff des Hexers auf Aelis abfangen und seinen ausgemergelten, annähernd verhungerten Körper zwischen sie und das Schwert des Raben werfen wollen. Unversehens hatte ihn jedoch etwas anderes gepackt und ihn unter wildem Gestrampel, unter schäumendem Blut und Wasser, ins Meer gezogen. Der Wolf. Anscheinend hatte der Riss den Wolf stark erregt, denn er zerfleischte den toten Ritter ganz und gar, ohne auf irgendetwas anderes zu achten.
    Eine Gestalt schob sich in Aelis’ Blickfeld: Ofaeti. Seine Augen waren leer, der große Mann torkelte wie ein Volltrunkener, der an einem unbekannten Ort umherirrt. Am Strand wurden Rufe laut. Die verhexten Franken kamen allmählich wieder zu sich, strömten zum Strand und schwenkten schon die Schwerter. Auch Wikinger waren dort. Die Gefährten des dicken Anführers.
    Aelis blickte zu Boden. Im Sand lag der Kopf der Hexe wie ein wurmzerfressener Astknoten. Trotz ihres Widerwillens bückte sie sich und berührte ihn. Die Edelfrau war am ganzen Körper wund, alle Knochen taten ihr weh, und der Ansturm der Gefühle, die sie durchfluteten, ließ nicht nach.
    Hugin nahm den Schwertgurt ab und legte ihn in den Sand. Er trug etwas am Hals – einen Kieselstein als Anhänger, den er sich jetzt über den Kopf zog. Die Riemen, die sonst die Scheide am Schwertgurt hielten, benutzte er, um die Kordel des Anhängers zu verlängern. Auch die Berserker hatten sich unterdessen halbwegs von dem Zauberbann erholt und umzingelten den großen Wolf. Astarth hielt sich links von ihm im Wasser, Egil war rechts, Fastarr stand ihm gegenüber, Ofaeti durchsuchte die Toten am Strand nach einer Waffe.
    »Ein schöner Augenblick zum Flechten, Krähenmann«, sagte Ofaeti.
    »Das ist eine Wolfsfessel«, entgegnete der Rabe.
    Als er seine Arbeit beendet hatte, rannte er durch das Wasser zu dem Wolf. Das Wesen war viel zu sehr mit Fressen beschäftigt, um ihn kommen zu sehen. Hugin sprang ihm auf den Rücken und versuchte, den Anhänger am Hals zu befestigen, wurde jedoch abgeworfen. Er flog bis zum Strand und kam mit einem lauten Plumps auf.
    »Was für ein Tod dies wird!« Astarth schlich näher an den Wolf heran. »Komm schon, komm. Mich erwartet ein Platz in tausend Sagas!«
    Jetzt erst betrachtete Aelis den Werwolf genauer, das pechschwarze Fell und die strahlenden grünen Augen. Er war geschaffen, nicht geboren; stolz stand er auf den Hinterbeinen da. Die vorderen Gliedmaßen erinnerten viel eher an Arme, die Hände waren mit Krallen bewehrt. Er war groß, um die Hälfte sogar größer als Ofaeti.
    »Komm schon!«, rief Fastarr. »Nach diesem Tod werde ich zu Odins rechter Hand sitzen und ewig sein Fest feiern.«
    Fastarr redete vom ewigen Leben, doch das

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