Claw Trilogy 01 - Fenrir
Idee, mich zu bestehlen.«
»Im Gegenteil«, wandte Leshii ein. »Ich dachte eher daran, einen guten Preis für dich herauszuholen.«
»Ich folge dem Wolf«, erklärte der Rabe.
»Ich komme mit dir. Der Wolf hat drei meiner Freunde getötet, und dafür muss er mit seinem Fell bezahlen«, sagte Ofaeti.
Hugin nickte. »Ja, ich kann dich gebrauchen.«
»Niemand darf mich benutzen.«
»Die Götter tun es. Sie benutzen uns alle«, erklärte Hugin ihm. »Hier bahnt sich das Schicksal an, und es wird mit Blut geschrieben. Es liegt bei mir, es aufzuhalten.«
»Ich dachte, man kann das Schicksal nicht aufhalten«, wandte Leshii ein.
»Du kannst es nicht«, erwiderte Hugin. »Aber mit Mühe und Entschlossenheit können sich Helden manchmal gegen die Götter auflehnen.«
»Wie bescheiden«, bemerkte Leshii.
»Wie willst du denn das Schicksal abwenden?«, erkundigte sich Ofaeti.
»Indem ich sie finde.«
»Falls dir das hilft, sie will zu Helgi.«
»Das war schon ihre Absicht, als sie mich mit nassem Arsch in Franken sitzen ließ«, fügte Leshii hinzu.
Der Rabe dachte einen Moment nach. »Dann ist es, wie ich dachte. Helgi muss sterben«, sagte er.
»Was nützt das schon?«
»Der Gott wandelt auf der Erde. Ich sah ihn in Visionen, und ich bin sicher, dass es wahr ist. Meine Schwester hat den Gott mit aller Kraft verteidigt und wollte ihn vor seinem Schicksal bewahren, indem sie die Edelfrau tötete und mich dazu brachte, ihr zu helfen. Der Wolf folgt der Edelfrau. Die Edelfrau geht zu Helgi. Dort wird also der Faden des Schicksals sein Ende nehmen, wenn der Wolf gegen den Totengott kämpft.«
»Denkst du, Helgi ist dein Gott?«, fragte Ofaeti.
»Ich weiß es nicht.«
»Und wenn er es ist?«
»Dann muss ich ihn zu töten versuchen, bevor es der Wolf tut. Ich muss verhindern, dass sich das Schicksal erfüllt.«
»Wozu soll das gut sein?«
»Das wird alles beenden.«
»Was denn?«
»Den blutigen Kreislauf – der Gott kommt zur Erde, der Wolf kommt zur Erde und tötet ihn.«
»Was kümmert es dich?«
»Wenn die Edelfrau den Wolf anlockt, dann stirbt auch sie.«
»Ich frage noch einmal, was kümmert es dich?«, hakte Leshii nach.
»Als der Zauberbann brach, habe ich mich erinnert«, erklärte Hugin.
»Woran?«
»An früher. Ich habe geschworen, sie zu beschützen.«
»Früher? Wann denn?«, fragte Leshii. »Seit Paris hast du die ganze Zeit versucht, sie zu töten.«
Der Rabe würdigte ihn keiner Antwort, sondern wandte sich an Ofaeti. »Ich bitte dich um eine Gunst, dicker Mann, weil ich dich aus dem Zauberbann der Hexe befreit habe.«
»Ich weiß nicht, ob es ihr Zauber war, aber ich weiß, dass es aufgehört hat, als du sie getötet hast, also mag dies wohl zutreffen. Was verlangst du?«
»Es ist einfach. Such dir eine gute Frau, ziehe viele brave Söhne groß und erzähle ihnen die Geschichte, die ich dir erzähle. Lass deine Söhne sie wiederum ihren Söhnen erzählen, so lange die Welt Bestand hat. Es ist eine edle Aufgabe.«
Ofaeti deutete auf Leshii. »Kannst du oder kann er nicht ebenso viele Söhne zeugen und ihnen die Geschichten erzählen?«
»Er ist alt, und mir ist es bestimmt zu sterben.«
»Wie das?«
»Indem ich mich gegen den Wolf wende, wie ich es früher getan habe und wie ich es weiterhin tun werde. Es ist mein Schicksal.«
»Woher weißt du das?«
»Meine Schwester oder dieses Wesen, das ich für meine Schwester hielt, zeigte es mir, allerdings in einer Verkleidung, die ich nicht gleich erkennen konnte.«
»Sie war eine weitblickende Frau«, meinte Ofaeti, »und begabt in der Seidhr-Magie. Du kennst deine Bestimmung und scheinst doch unzufrieden damit. Ein Mann geht lächelnd dem Schicksal entgegen, sobald es ihm offenbart ist.«
»Trotz aller Lügen der Hexe muss es einen Weg geben, den Fluch zu brechen. Wenn nicht, dann werde ich in Zukunft leben, wie ich bisher gelebt habe – unwissend, was mich selbst angeht, und getäuscht. Vielleicht ist es für mich in diesem Körper zu spät, aber für den, der ich morgen bin, ist es nicht zu spät. In späteren Inkarnationen könnte einer von uns erkennen, was vor sich geht, und fähig sein, es aufzuhalten, ehe wir elendig verdammt werden und abermals leiden müssen. Wir wollen eine Botschaft an die Ewigkeit aussenden, dicker Mann, und du sollst sie überbringen.«
»Ich begleite dich zu Helgi«, erklärte Ofaeti. »Nicht, weil ich deine Bitte erfüllen will, sondern weil ich der Edelfrau geschworen habe, sie zu beschützen.
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