Claw Trilogy 01 - Fenrir
kein Krämer. Auf dem Marktplatz verliere ich die Hälfte von dem, was ich in der Schlacht gewonnen habe.«
»Schlägst du vor, dass wir zusammenarbeiten? Ich bin kein Kämpfer.«
»Das ist mir klar«, erwiderte Skakki. »Aber auf dem Markt kannst du sicherlich geschickt verhandeln. Du siehst mir jedenfalls danach aus.«
»Ja, das kann ich.«
»Dann werde ich dich prüfen«, sagte er. »Sind die Männer, mit denen du reist, eigentlich Blutsverwandte von dir?«
»Ich kenne sie erst seit dem Frühling.«
»Gut. Ich habe die Absicht, sie als Sklaven zu nehmen. Für den Heiler kann man einen sehr guten Preis erzielen, und den Horda-Mann werde ich wohl dem Prinzen selbst verkaufen. Er ist zu aufsässig, als dass ein Bauer ihn halten könnte.«
»Das Jahr geht zu Ende«, wandte Leshii ein. »Du wirst jetzt keinen guten Preis erzielen.«
»Er wird besser sein, wenn du an meiner Seite stehst.«
»Die Händler werden mich nicht dort haben wollen.«
»Glaube mir, sie werden dich akzeptieren. Ich habe ihnen Reichtum in Form von Sklaven und Beutegut gebracht. Sie werden dich akzeptieren, keine Sorge.«
Leshii erhob noch weitere Einwände, um nicht nur sich selbst, sondern auch den Wikinger zu überzeugen. »Was ist, wenn Horda-Männer im Hafen sind? Es könnte ein gewaltiger Kampf entbrennen, wenn du einem ihrer Schiffe begegnest. Diese Männer sind schnell bei der Hand, wenn es darum geht, das Schwert zu ziehen.«
»Die Horda sind alle in Britannien«, erwiderte Skakki, »und der König des Westens heißt sie an seinen Gestaden nicht willkommen. Ich bin ein furchtloser Mann, aber doch nicht so furchtlos.«
»Dann haben wir eine Abmachung. Aber ich warne dich, die beiden sind weder Schwächlinge noch Feiglinge. Sie haben viele, viele Männer getötet und machtvolle Hexerei eingesetzt.«
»Gut«, sagte Skakki. »Dann werde ich berühmt, weil ich sie überwältigt habe. Aber ich gebe nun auch dir einen Rat. Falls du sie warnst, schneide ich dir die Kehle durch.«
Leshii erbleichte. »Wann willst du es tun?«
»Morgen.«
Leshii atmete aus. Wenigstens hatte er noch ein wenig Zeit, sich zu überlegen, wie er sich verhalten wollte. Er ging zu dem Maultier und warf dessen Dung über Bord. Das Tier lehrte ihn eine wichtige Lektion. Es nahm, was das Leben ihm vor das Maul warf, und beklagte sich nie. Es lag nur da und kaute das Heu, das sie auf einem verlassenen Hof am Ufer gefunden hatten, blickte zum Meer hinaus und schiss. Beinahe hätte Leshii gelacht. Das wäre doch ein Motto für ihn: »Blicke zum Meer hinaus und scheiße.« Ein schöner Leitspruch, um ein gutes Leben zu führen – blicke nach vorn, aber vergiss die praktischen Dinge nicht. Welche Möglichkeiten hatte er hier? Den Helden spielen oder praktisch denken?
»Mein Freund!« Skakki legte Ofaeti den Arm um die Schultern oder jedenfalls so weit, wie es überhaupt möglich war.
»Ich bin nicht dein Freund«, erwiderte Ofaeti mühsam beherrscht. »Wir sind Bootsgefährten. Viele Jahre müssen vergehen, und du musst dich durch tapfere Taten bewähren, ehe ich dich einen Freund nenne. Es gibt nur drei auf der Welt, die ich Freund nenne. Der Mann da im Bug ist still am Lagerfeuer, aber laut in der Schlacht. Er hat sich bewährt. Der Händler dort, der in Angst lebt, aber tapfer handelt, ist viel mutiger als andere, die kühn geboren wurden. Er ist bereit, in der Nacht ins Nest der Feinde zu schleichen, um ein Boot zu beschaffen, er teilt sein Essen ohne Murren und beklagt sich kaum, obwohl er alt ist.«
»Und dein dritter Freund?«
»Das ist das Schwert an meiner Seite.« Ofaeti klopfte auf die Waffe.
Als er zu seinem Platz am Steuerruder zurückkehrte, bekam Skakki einen Hustenanfall und klopfte dreimal auf das Dollbord. Dann griff er rasch zu, riss Ofaeti das Schwert aus dem Gürtel und wich einen Schritt zurück.
Das Husten war das Signal gewesen. Als Skakki das Schwert an sich nahm, fielen sechs Männer über den Raben her. Hugin ließ sich jedoch nicht so leicht überrumpeln. Auch ihm nahmen sie das Schwert ab, aber er war schnell, wendig und wachsam. Er war schon auf den Beinen und hatte einen Mann niedergestreckt, bevor die anderen überhaupt bemerkten, dass er sich bewegt hatte. Dennoch war er umzingelt, und die meisten Männer konzentrierten sich auf ihn.
Skakki hatte auch Leshii nicht getraut. Ein junger Wikinger mit einem dünnen Bart, der die Schneidezähne verloren hatte, zog lächelnd ein Messer. Mit diesem Lächeln sah er schrecklicher
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