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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Svan lachte.
    »Leg den Teppich auf das Maultier«, sagte Leshii leise zu Aelis. Lauter und auf Norwegisch fügte er hinzu: »Ich sollte dich verprügeln, aber danach wärst du erst recht zu nichts mehr zu gebrauchen. Nun mach schon, leg den Teppich auf das Maultier.«
    Aelis sputete sich und rollte den Teppich zusammen, während Leshii sich über sie lustig machte, ihre ungeschickten Bewegungen imitierte und Fratzen schnitt. Die Norweger hielten das für höchst unterhaltsam, aber Leshii hatte erreicht, was er wollte. Indem er die Edelfrau als dumm und ungeschickt darstellte, verbarg er ihre wahre Natur umso besser. Sie sahen einen dummen Jungen und genossen Leshiis Spott. Er hatte ihnen die Vorstellung von einem nichtsnutzigen Sklaven eingepflanzt, und nun nahmen sie alles, was nicht zu diesem Bild passte, kaum noch wahr. Es war eine Art Alltagsmagie, die er jedoch gewöhnlich andersherum benutzte, um den Kunden zu verdeutlichen, wie selten und wertvoll die Waren seien, auf die dies keineswegs zutraf.
    Leshii wandte sich an Fastarr. »Ich freue mich schon auf eure Gastfreundschaft.«
    Der Däne lächelte ihn an. »Und wir uns auf die deine«, sagte er und winkte in die Richtung der blinkenden Lichter, die das norwegische Lager in der tiefen Dunkelheit des Tales wie ein Spiegelbild des Sternenhimmels erscheinen ließen.

7
    Erwachen
    A elis war sicher, sie werde den nächsten Morgen nicht mehr erleben. Es verlief ausgesprochen schlecht für sie, und das galt sogar für die kleinsten Kleinigkeiten. Die Maultiere wollten ihr nicht gehorchen, die Packen rutschten auf den Tieren hin und her, sie stolperte und glitt auf dem rutschigen Abhang aus, ihre Zehen waren taub vor Kälte, und sie fürchtete, jeden Augenblick könnte jemand die Maskerade durchschauen.
    All das hätte sie noch ertragen können. Sie war auf einem Landgut aufgewachsen und viele Jahre in den umliegenden Wäldern herumgestrolcht, hatte mit ihren Freundinnen draußen unter den Sternen geschlafen, aus Bächen getrunken und mit den Töchtern des Grafen gejagt. Ihre Tante hatte sie gelehrt, mit Pfeil und Bogen umzugehen und gesagt, Aelis sei vielleicht nicht sehr geschickt, habe aber bei der Jagd auf Hirsche häufig Glück. Sie hatte den Bogen falsch gehalten, den Pfeil falsch eingelegt, die Sehne falsch durchgezogen, sich beim Schuss bewegt und trotz allem das Ziel getroffen. An das Leben im Freien war sie also durchaus gewöhnt. Neu war für sie, auf diese Weise verspottet zu werden.
    Die Angst machte sie unsicher, und jedes Mal, wenn sie ausrutschte oder ein Maultier sich nicht rühren wollte, war Leshii der Erste gewesen, der sich über sie lustig gemacht hatte, aber der kleine Norweger mit dem bösen Mund war besonders grausam gewesen. Er war hinter ihr gelaufen, hatte sie mit dem Speer zum Straucheln gebracht und dabei die ganze Zeit gelacht. So übel hatte ihr noch nie jemand mitgespielt. Es war kaum zu ertragen. Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber daraufhin verspotteten die Männer sie nur noch mehr. Am Ende war Leshii ihr zu Hilfe gekommen und hatte dem bösen kleinen Quälgeist erklärt, er werde beim König um Entschädigung nachsuchen, falls sein Sklave zu Schaden käme.
    Das Lager war wie die Ausgeburt der Hölle. Harte, narbige und dreckige Gesichter im Feuerschein, Frauen und Männer trieben es wie die Tiere im Freien, während keine drei Schritte entfernt jemand saß und aus einer Schale aß oder seine Axt schärfte. Dieses Heer verwüstete das Land schon seit einigen Jahren und ähnelte eher einer beweglichen Stadt. Die Kinder waren wie Kobolde, zerrten an den Packen, verspotteten sie in ihrer fremden Sprache und berührten sie sogar. Die Wikinger hatten einige Häuser der Gemeinen übernommen, waren jedoch zu viele, um sämtlich auf diese Weise untergebracht zu werden. So hatten sie sich zusätzlich Zelte und Unterstände aus Ästen und Blattwerk gebaut. Viele gaben sich auch damit zufrieden, zusammengekauert unter Decken und Fellen im Freien zu nächtigen. Was tun sie, wenn es regnet? , fragte Aelis sich. Es waren so viele, unzählige Speere steckten in der Erde, dazu die Schilde und Streitäxte. Es schien, als erstreckte sich das Lager so weit, wie die nächtliche Dunkelheit reichte.
    Die Maultiere trotteten weiter, die Krieger verscheuchten die Kinder und riefen ihren Kameraden etwas zu. Als sie das Flussufer erreicht hatten, sprach Fastarr mit einem Mann, der dort stand, und deutete auf ein kleines, auf den Strand gezogenes

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