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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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lebte irgendetwas – es schien zu glühen und zu pulsieren. Es konnte vielerlei Gestalten annehmen – eine Note oder eine Schwingung, die sich durch ihre Knochen fortpflanzte. Benennen konnte sie es nicht, doch sie stellte es sich als Umriss vor, der dem flachgedrückten römischen Zeichen für eintausend entsprach. Es besaß einen lebendigen Schimmer, ähnlich dem Strom des Lichts auf dem Rücken eines Braunen. Sie nahm auch Pferdegeruch wahr, und die Figur schien zu dampfen, zu stampfen und zu schwitzen. Im Geiste versuchte sie, der Gestalt einen Namen zu geben, doch ihr fiel nichts anderes als »Pferd« ein. Diese Gestalt, das wusste sie, hatte mit Pferden zu tun und war auf eine ganz grundlegende Weise mit den Tieren verbunden.
    »Schaff die Maultiere ins Boot«, wiederholte Leshii. Sie betrachtete das Tier direkt vor ihr. Als sie sich ihm näherte, wandte es sich ab, doch sie blieb beharrlich und legte ihm die Hände auf den Kopf. Sie stellte sich vor, wie der glühende, wabernde Umriss vor ihr schwebte und ahmte das Geräusch seines Atems nach. Sie spürte die Angst und das Misstrauen des Maultiers, doch die Gestalt verlieh ihr eine Ruhe, die auf das Tier überzugehen schien. Das Maultier beruhigte sich und stupste mit den Nüstern ihre Hand. Dann führte sie es die Planke zum Boot hinauf.
    Als die Tiere an Bord waren, kletterten auch die Krieger und Leshii hinein und legten ab, um zu dem fernen Ufer zu rudern. Die Wikinger hatten sich gesetzt, nur für sie gab es keinen Platz, also lehnte sie sich mit dem Gesäß an das Dollbord. So seltsam hatte sie sich noch nie im Leben gefühlt. Es war, als gehörte ihr Bewusstsein jemand anderem, als wüchsen darin fremde Dinge. Gestalten wie das Pferdesymbol, das am Rande ihres Gesichtsfeldes tanzte und bebte. Inzwischen glaubte sie, so etwas schon einmal gespürt zu haben, als sie in der Kindheit an Scharlach erkrankt war. Es war, als weckten außergewöhnliche Angst und Unsicherheit diese Wahrnehmungen, als habe die schlimme Panik, da sie mitten unter Berserkern saß, ihr altes Bewusstsein unterdrückt und für diese Erscheinungen Raum geschaffen.
    Sie zitterte. Was geschah mit ihr? Die Fremdheit, die sie schon immer in sich gespürt hatte, war so stark wie ihr gewohntes Selbst. Man konnte meinen, sie habe sich selbst bisher völlig falsch eingeschätzt. Sie war die Tochter eines Grafen, ein Mädchen, das auf einer Wiese spielte, ein Kind, das zum Wohl der Familie verheiratet wurde, ein wildes Wesen unter den Sternen. Jetzt schien es, als seien diese anderen Dinge in ihr, die musikalischen Sinne, ihre Empfänglichkeit für die Einstellungen und Stimmungen, zu Riesen herangewachsen, die alles überschatteten, was sie vorher verkörpert hatte. Wie hatte sie die Maultiere kontrolliert? Hexerei? War es möglich, eine Hexe zu sein, ohne es selbst zu wissen?
    Sie betrachtete die Brücke, die sich von der Stadt bis zum Ufer spannte. Die Wikinger wichen ihr weiträumig aus, um den Bogenschützen kein Ziel zu bieten. Im Moment wurde der Turm repariert und verstärkt, dort wimmelte es vor Menschen. Sie wollte schreien und ins Wasser springen, um hinüberzuschwimmen, doch die Wikinger hätten sie mit den Speeren gepfählt, ehe sie auch nur zehn Züge vom Boot entfernt gewesen wäre.
    In der Stadt waren noch nicht alle Brände gelöscht. Die Rauchfahnen zogen wie Risse über den Mond. Von dem Turm sprang eine männliche Gestalt auf die Brücke herunter. Sie sah sich um. Im Boot hatte es niemand außer ihr bemerkt, und anscheinend war auch am Turm niemandem etwas aufgefallen. Sie selbst hatte nur eine kurze Bewegung wahrgenommen, doch sie hatte es als das erkannt, was es war. Etwas wie Kälte strahlte von der Gestalt über das Wasser zu ihr herüber. Wie ein angriffslustiges Raubtier mit scharfem Verstand und glitzernden kleinen Augen. Sie konnte es nicht in Worte fassen, doch das Wesen erinnerte sie an Donnergrollen. An den Schrei eines Raben.
    Der Händler ließ sich neben ihr nieder und sagte leise auf Lateinisch: »Es tut mir leid, dass ich so respektlos war. Es diente aber nur deiner Sicherheit.«
    Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen.
    »Keine Sorge, alles wird gut«, tröstete er sie.
    Sie warf ihm einen fragenden Blick zu.
    Er lächelte und nickte in die Richtung einiger Nordmänner, die – es war unglaublich – eingeschlafen waren, kaum dass das Boot abgelegt hatte. »Die Köpfe dieser Bastarde werden früher oder später an die Tore deines Bruders genagelt

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