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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Bäumen versammelt hatten, doch in seinen Schmerzen und der Pein hatte er den Lärm so wenig beachtet wie die anderen Geräusche des Abends. Als der zweite Vogel herabstieß, setzte die Furcht ein. Er hatte das Picken gehört, aber nichts auf der eigenen Haut gespürt. Anscheinend zupften sie an etwas, das an seinem Hals hing. Dann fügten sie ihm die erste Wunde zu, nur ein kleines, forschendes Picken auf der Wange. Er keuchte, und sogleich spürte er einen weiteren Stich in der Wange, fester dieses Mal, und das heisere, begeisterte Krächzen des Vogels. Er wand sich und suchte zu entkommen, doch das Seil schnitt ihm nur noch tiefer in den Hals. Dann fielen die Vögel über ihn her, malträtierten seinen Körper und seine Willenskraft mit unablässigen Schnabelhieben, als fiele ein harter Regen. Immerhin konnte er sich abwenden, das Seil zog sich zu, und er wurde einen Moment ohnmächtig.
    Als er zu sich kam, hörte er Stimmen.
    »Adisla, komm zu mir zurück!«
    »Nein, Vali, nein. Du bist in den Ränken der Götter gefangen, und damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Ich liebe dich.«
    »Und ich liebe dich. Aber das reicht nicht.« Die Namen kannte er nicht, doch sie schienen irgendetwas in ihm anzusprechen. Der Schatten einer Erinnerung, der erscheint und davonhuscht und kaum eine Spur zurücklässt außer dem flüchtigen Gefühl, dass irgendwo jenseits des bewussten Verstandes etwas Wichtiges, Ungreifbares wartet.
    Dann sprang ihn die Erinnerung förmlich an, so real, als geschähe es in diesem Augenblick. Die Jungfrau Maria stand vor ihm, sie erschien im hellen Kornfeld und aus dem blauen Himmel. Sie war schön und berührte ihn an der Schulter.
    »Suche mich nicht«, sagte sie. »Lass mich gehen.«
    Er weinte laut, er kreischte und stöhnte, während die Vögel ihm blutige Muster in die Haut hackten.
    »Wo ist sie?«
    Die Frage holte ihn zurück. Ungewollt hatte er sich verraten. Wer konnte wissen, was er unter solcher Folter gesagt hatte und sagen würde? Sie wollten die Edelfrau haben. Er wusste, wo sie war. Dazu brauchte er keine göttliche Eingebung. Sie war bei dem Händler. Er konnte den Schmerzen und den scharfen Stichen der pickenden Vögel, die an seiner Haut zerrten, leicht entgehen. Dem Beichtvater war klar, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Als ein Vogel ihm einen Streifen rotes Fleisch aus der Lippe riss, wiederholte er die Worte im Kopf: Ich vertraue auf Christus. Dann öffnete er vor dem bösen Schnabel den Mund. Danach wallte Schwärze in ihm auf, und seine Sinne versagten.

16
    Flucht
    A elis holte das Maultier und führte es zu dem Beicht- vater. Es folgte ihr leise und ohne Klagen. Sie wusste nicht, wie sie den Mönch auf dem Rücken des Tiers festzurren konnte, denn es war ein Packtier, das keinen Sattel trug. Unschlüssig sah sie sich auf der Lichtung um. Aus der Hütte im Wald drang der ewige Singsang. Dann fiel ihr Blick auf das schwelende Feuer der Wikinger. Sie verspürte den dringenden Wunsch, die Glut zu nehmen und das schreckliche Hexerpaar zu verbrennen.
    Das würde ihr natürlich nicht gelingen!
    Die Augen des Mönchs waren glasig, er war kaum noch bei Bewusstsein. Leise sprach sie mit dem Maultier und sagte ihm, es solle ruhig sein und still halten. Dabei beschwor sie in Gedanken die Figur herauf, die das Wort Pferd gesprochen hatte. Da ist es – sie fühlte das Schaudern und Stampfen im Kopf. Einen Moment lang wunderte sie sich über diese seltsamen Eindrücke, doch sie hatte viel zu viel Angst vor dem Raben und seiner schrecklichen Schwester, um sich lange damit aufzuhalten. Endlich hob sie den Beichtvater hoch. Er schnaufte laut, als sie ihn bewegte. Schwer war er nicht, die Lähmung hatte seinen Körper ausgezehrt, doch sie hatte Mühe, ihn hoch genug zu heben. Wieder sprach sie mit dem Maultier, während sie den Mönch gegen das Tier lehnte. Ihr Kaftan wurde feucht von Jehans Blut, als sie den Mönch über den Rücken des Tiers legte. Er stieß einen kleinen Schrei aus, eher wie jemand, der im Traum Schmerzen erleidet, als er an die richtige Stelle rutschte.
    Der Singsang in der Hütte brach ab. Aelis erstarrte vor Schreck. Das Singen setzte nicht wieder ein, und sie hörte auch keine anderen Geräusche aus dieser Richtung. Nur die Laute aus dem fernen Wikingerlager wehten herauf. Sie führte das Maultier ein paar Schritte, doch der Beichtvater rutschte sogleich wieder herunter. Sie fasste ihn unter den Achseln, ehe er stürzte, und schob ihn zurück.
    Der

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