Claw Trilogy 01 - Fenrir
Mönch blieb einfach nicht auf dem Maultier liegen. Sie streckte eine Hand aus, um ihn zu halten, und nahm mit der anderen den Führstrick. So musste sie seitwärts oder fast sogar rückwärts gehen. Im Wald gab es keinen erkennbaren Weg, wenn man von dem Pfad absah, der zur Hütte des Raben führte.
Wohin sollte sie sich wenden? Sollte sie den Anweisungen des Händlers folgen? Sie traute ihm nicht, hatte aber auch keinen anderen Beschützer. Also würde sie zur Furt gehen. Wo befand sie sich? Jenseits des Hügels. In ihrer Panik konnte sie sich nicht einmal mehr erinnern, ob der Wald oben auf dem Hügel lichter wurde und ihr die Möglichkeit bot, den Fluss zu überblicken. Egal. Das Gras war lang und barg viele Brombeerranken, doch sie suchte sich einen Weg, den sie für den besten hielt, und zog das Tier weiter. Es folgte und drang mit ihr in die Dunkelheit zwischen den Bäumen ein. Sie hatte kaum fünf Schritte getan, da rutschte der Mönch schon wieder. Dieses Mal stieß er einen lauten Schrei aus.
Sie schob ihn auf dem Tier zurecht und ging weiter. Einzelne Balken Mondlicht, in denen es vor Insekten wimmelte, erhellten die Dunkelheit zwischen den Bäumen. Glühwürmchen blinkten grün in der Schwärze, der Mond tünchte die Stämme der mächtigen Eichen weiß. Der ganze Wald kam ihr wie eine riesige Falle vor. Sie konnte kaum einen Schritt machen, ohne sich mit den Füßen zu verfangen. Das Maultier schniefte und schnaubte und konnte leicht tausend Wikinger aufwecken, und der Mönch konnte jederzeit wieder von seinem Rücken gleiten.
Aus der Richtung des Wikingerlagers hörte sie Stimmen. Jemand kam den Hügel herauf. Sie atmete tief durch. So ging es nicht weiter. Fast ohne nachzudenken schob sie den Beichtvater nach vorn und sprang hinter ihm auf den Rücken des Tiers. Es beklagte sich mit einem Seufzen und bockte, scheute jedoch nicht. Sie versetzte ihm einen leichten Tritt in die Rippen, damit es loslief. Es reagierte nicht. Dann wurde ihr klar, dass das Maultier nicht als Reittier ausgebildet war. Es war ein guter Lastenträger, war aber sein ganzes Leben in einer Karawane gelaufen.
Wieder kam ihr die dampfende, wiehernde Gestalt in den Sinn. Sobald sie daran dachte, setzte sich das Tier in Bewegung und trat trotz der Dunkelheit sicher auf.
Das Maultier war zuversichtlicher als sie selbst, während sie durch den Wald wanderten. Für sie steckte hinter jedem Schatten der Rabe, und jeder Baum am Rande des Gesichtsfeldes war ein Däne. Schließlich glaubte Aelis, etwas zu hören, und hielt an. Tatsächlich, irgendetwas folgte ihr. Hinter sich hörte sie schnelle und leichte Schritte, die dahinflogen, wo sie schwerfällig tappen musste. Sie wusste, dass jede weitere Bewegung sie verraten würde, also lenkte sie das Maultier in den Schatten eines großen Baums. Ganz still wollte das Tier nicht bleiben, daher band sie es an einen Ast und schleppte den Beichtvater fünfzig Schritte weiter bis zu einem Bach, an dessen Ufer sie ihn ablegte.
Aelis wartete eine Weile reglos ab. Außer der leichten Brise war zwischen den Bäumen nichts zu hören. Schließlich kehrte sie zum Maultier zurück und band es los. Dann fielen sie über sie her. Es waren zwei. Sie drückten sie im Handumdrehen zu Boden. Aelis sah Messer blitzen und hörte die beiden reden.
»Wo ist er?« Sie benutzten ihre eigene romanische Sprache. »Wo ist der Beichtvater?«
»Ich bin Edelfrau Aelis, Nachfahrin Roberts des Tapferen«, stieß sie hervor, so schnell sie konnte.
»Edelfrau?« Ein Mann beäugte sie in der Dunkelheit. Er trug ein steifes Lederwams. Sie erkannte ihn nicht. Der Gefährte war leichter bekleidet, trug aber zwei kleine Äxte am Gürtel. Links von ihr waren weitere Geräusche zu hören, noch mehr Gesichter starrten sie zwischen den Bäumen heraus an. Sie brauchte einige Augenblicke, um es zu begreifen. Diese Männer mussten Kriegermönche sein. Sie hatten sich die Haare kurz geschnitten und trugen eine Tonsur. Es waren zehn. Die beiden Vordersten waren sichtlich verwirrt, also sprach Aelis rasch weiter, um sich zu erklären und ihnen zu berichten, was geschehen war.
»Wir kommen aus Saint-Germain«, antwortete der Mönch, der sie angegriffen hatte. »Wir versuchen, einen Dänen zu schnappen, um zu erfahren, was mit dem Beichtvater geschehen ist.«
Aelis neigte den Kopf. »Er ist hier.« Sie führte die Mönche und das Maultier zu dem kleinen Bach. Die Neuankömmlinge keuchten, als sie den Heiligen betrachteten.
»Was haben
Weitere Kostenlose Bücher