Claw Trilogy 01 - Fenrir
versorgen. Der Priester hat ein wenig Zuspruch verdient. Der Berserker übernimmt deine Arbeit für den König, wenn dieser es verlangt. Du kümmerst dich unterdessen um den Mönch. Wenn du ihn tragen kannst, dann geh durch den Wald zum Fluss und suche die Furt. Ich werde dich dort treffen, und ich schwöre dir, ich bringe dich wieder mit deinen Leuten zusammen.« Leshii stand auf. »Anscheinend hast du in dem dicken Wikinger einen Freund gefunden, aber ich muss jetzt gehen.«
Aelis stand ebenfalls auf und nickte Ofaeti zu. Sie fürchtete sich, doch in ihr wuchs eine Gewissheit heran. Gott hatte sie und den Beichtvater zusammengeführt. Und Gott, so dachte sie, kannte den Unterschied zwischen Freund und Feind. Wenn jemand sich fürchten musste, dann waren es der Hexer und seine grässlichen Diener.
14
Eine Entdeckung
L eshii und die Berserker marschierten zum Lager zurück und näherten sich dem Haus, das Siegfried zu seinem Hauptquartier gemacht hatte. Die Nordmänner hatten an diesem Tag einen entschlossenen Angriff unternommen und jetzt viele Tote zu beklagen. Lagerfeuer erhellten die Nacht, irgendwo spielten Flöten und Trommeln eine raue Musik, überall hörte man Stöhnen und Schreie. Bleiche und schmale Gesichter zeichneten sich in der Dunkelheit ab. So sieht wohl das Land der Toten aus, dachte Leshii.
Das Haus war im hellen Mondlicht bereits aus der Ferne gut zu erkennen, das karierte Dach schimmerte im silbrigen Licht. Leshii war müde und freute sich schon auf die Gastfreundschaft des Königs. Der große Vorteil, wenn man mit Monarchen zu tun hatte, war der, dass es selbst in schwierigen Zeiten guten Wein und gutes Essen gab. Der Herrscher saß mitten im Raum auf einem Stuhl. Es war kein Thron, doch es war klar, dass jeder Besucher vor ihm zu stehen hatte. Leshii fragte sich, ob eine förmliche Audienz stattfinden sollte. Soweit er die Nordmänner kannte, hielten sie nicht viel von Zeremonien, und gewiss nicht in Kriegszeiten.
Der König begrüßte Leshii mit einem knappen Lächeln und hielt den Becher vor sich, damit er wieder gefüllt werde. Der Mann, der dies tat, war nicht Siegfrieds Diener, sondern der dürre Berserker namens Saerda. Also war der Mann hierhergelaufen, nachdem er das Lager des Raben verlassen hatte.
»Du hast den Knaben nicht mitgebracht, Händler.«
»Er kümmert sich um den Mönch. Der Franke hat heute sehr gelitten«, erklärte Ofaeti.
»Ich sagte doch, ihr sollt ihn hierherbringen.« Siegfried war bleich und biss die Zähne zusammen, als müsste er den Zorn unterdrücken, der in ihm aufwallte.
»Ein Diener ist wie der andere«, erwiderte Ofaeti. »Ich springe für den Jungen ein, wenn es nötig ist.«
»Ich sagte, der Junge soll hergebracht werden. Jetzt schaff ihn her, dicker Mann.«
»Der Weg auf den Berg dauert eine ganze Stunde«, beklagte sich Ofaeti. Dann blickte er den wütenden König an. »Schon gut, ich geh ja schon.«
»Gut. Bringe ihn her und mache kein großes Aufhebens. Der Rabe soll es nicht bemerken.«
»Wie du willst, Herr.« Ofaeti drehte sich um und ging hinaus.
Der König nahm den Wein und spülte den Ärger hinunter. Dann wandte er sich, wieder einigermaßen ruhig, an Leshii. »Was hat der Heilige nun gesagt? Welche Offenbarungen hat er verkündet?«
Leshii blickte in die Runde. Die Krieger im Haus des Königs platzten fast vor Neugierde. Aller Augen ruhten auf ihm. Leshii hatte schon genügend schlechte Abschlüsse gemacht und wusste genau, wann es an der Zeit war, einfach aufzugeben und die Sache zu beenden. Dies war ein solcher Augenblick. Da aber der König anwesend war, kam dies nicht infrage.
»Komm schon, Händler, was hat er gesagt?«
Leshii überlegte, ob er lügen sollte, doch das wäre keine gute Idee gewesen. Die lateinische Sprache war weit verbreitet, und der König mochte es bereits von jemand anders gehört haben. Die Wahrheit war immer der sicherste Weg.
»Er sagte, sie sei in der Nähe.«
»Wirklich?« Leshii konnte den Zorn erkennen, der hinter der unverbindlichen Miene brodelte. »Was meinst du, warum er das gesagt hat?«
»Ich bin kein Magier, Herr.«
Der König stand so schnell auf, dass Leshii vor Schreck fast zurückgesprungen wäre. Siegfried konnte seinen Zorn nur noch mit größter Mühe zügeln.
»Oh, aber das bist du, Händler, das bist du. Ich habe gehört, dass ich dich schon als Kind kannte. Das haben mir meine Männer erzählt. Leider kann ich mich nicht an dich erinnern. Hast du die Erinnerung
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