Claw Trilogy 01 - Fenrir
sie ihm angetan?«
»Sie haben ihn grässlich misshandelt«, erklärte Aelis.
»Edelfrau, wir müssen ihn um den Hügel herum zur Furt bringen.«
»Dann bindet ihn auf das Maultier.«
Die Mönche arbeiteten rasch. Sie hatten Seile dabei, die zur Fesselung von Gefangenen dienen sollten. Jetzt benutzten sie die Stricke für den Beichtvater. Er war in sehr schlechter Verfassung, die Haut war kalt, der Atem ging flatternd. Aelis betete für ihn, als die Mönche das Maultier über den Bach führten.
»Wir bleiben im Schutz des Waldes, solange es geht«, entschied der Mönch. »Dann stoßen wir zum Fluss hinunter vor und entfernen uns zunächst von unserem Ziel. Jenseits der Furt kommen wir leichter voran, und der Rückweg zum Kloster ist nicht mit so vielen Gefahren verbunden. Die Nordmänner sind überall, Edelfrau. Wir müssen vorsichtig sein.«
Zwischen den Bäumen ertönte Lärm. Pferde. Einer der Mönche duckte sich, die anderen griffen nach den Waffen. Links von Aelis war ein Klappern zu hören. Beim ersten Mal hatte sie den Laut den Mönchen zugeschrieben, aber das konnte nicht sein. Jetzt kam das Geräusch von rechts.
Dann zerriss ein Schrei die Luft und die Finsternis, und sie sah die schreckliche Frau in den blutigen Kleidern. Fünfzig Schritte entfernt schimmerte ihr weißes Hemd im Mondlicht. Die Hände hingen an der Seite, sie stand aufrecht, keine Regung zeichnete sich in dem entstellten Gesicht ab. Aelis wurde klar, dass sie nicht vor Schmerzen und Qualen geschrien, sondern eine Anrufung ausgestoßen hatte.
Tief im Wald waren Hufschläge zu hören, dann wurde es still. Wer den Schrei auch gehört hatte, er hatte angehalten und wartete, ob er sich wiederholte. Er war fast unerträglich laut gewesen. In der Ferne durchbrach ein antwortender Ruf die nächtliche Stille. Die Hufschläge näherten sich Aelis. Langsam zogen die Pferde durch die Bäume.
»Wir müssen gehen, ehe man uns entdeckt«, drängte Aelis. »Tötet sie.«
»Ich werde keine unbewaffnete Frau niederstrecken«, wandte der Mönch ein.
»Dann gib mir das.« Sie zog ihm ein Messer aus dem Gürtel.
Entschlossen rannte sie zu der Frau, doch es war, als habe sich ein Schatten vor den Mond geschoben. Die Hexe, denn genau das war sie offenbar, hatte sich in Luft aufgelöst. Aelis spähte durch die Säulen der Bäume und suchte die Frau. Außer einem Schimmern entdeckte sie nichts. Ein Schwert. Alle fränkischen Schwerter befanden sich in Paris und verteidigten die Stadt. Es mussten also die Nordmänner sein.
Aelis eilte zu den Mönchen zurück. »Wir müssen sofort aufbrechen, ehe sie uns finden.«
»Nein.« Der Mönch schüttelte den Kopf und flüsterte. »Wir können uns nur entweder leise oder schnell bewegen, und in beiden Fällen wird man uns entdecken. Bruder Abram, Bruder Marellus, ihr führt die Edelfrau und den Beichtvater zum Kloster. Wenn wir rasch handeln, können wir die Verfolger vielleicht überraschen. Brüder, wir sind die Männer Christi, wir töten die Heiden. Nun wollen wir gegen die dort kämpfen.«
Die Mönche nickten und schlichen wortlos und geduckt in den Wald. Einer der beiden, die bei ihr geblieben waren, fasste sie am Arm, während der andere das Maultier führte.
»Edelfrau, die Furt. Wir müssen uns sputen«, sagte er.
Sie stiegen weiter hügelan, und Aelis folgte den Mönchen durch den dunklen Wald.
17
Eine Abmachung
S o schnell hatte Leshii noch nie gesprochen. »Ich habe sie mit dem Mönch weggeschickt. Wenn du mich tötest, wirst du nie erfahren, wohin sie gegangen ist.«
Der König hielt nicht inne, sondern kam weiter auf ihn zu, hob aber glücklicherweise nicht das Schwert, sondern versetzte Leshii lediglich einen heftigen Schlag auf die Nase.
Der Händler sah nur noch ein weißes Licht und saß auf einmal mit dem Hinterteil auf dem Reet.
»Händler, glaubst du wirklich, du kannst einen Gott um seine Bestimmung betrügen?« Siegfried baute sich vor dem kleinen Mann auf und drückte ihm die Schwertspitze in den Bauch.
»Edler Herr, ich befand mich in einer Situation, wo ich mich nur noch zwischen verschiedenen Todesarten entscheiden konnte. Ich war meinem eigenen König treu und habe das Mädchen versteckt. Hätte ich sie dir gegeben, dann hätte ich meinen Eid gebrochen und Prinz Helgis Zorn auf mich gezogen. Was blieb mir anderes übrig?«
Dieses Mal versetzte Siegfried ihm einen Stiefeltritt gegen die Brust. Leshii blieb flach auf dem Rücken liegen.
»Wo ist sie?«
»Ich zeige es dir,
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