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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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war sie gegen einen Baum gerannt.
    Hinter sich hörte sie das Ungeheuer, das mit raschen, leichten Schritten lief. Sich zu verstecken, wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Der Rabe hatte aus dreißig Schritt Entfernung zwei Pfeile in ihren Schild gejagt, obwohl es zwischen den Bäumen stockfinster war. Ihr war klar, dass er sie leicht finden würde. Wieder stieß er den schrecklichen, fast spöttischen Ruf aus.
    So schnell wie zuvor lief sie weiter. Sie hatte keine Zeit, vorsichtig zu sein, und stolperte immer wieder über Wurzeln, Mulden und Erhebungen im Boden. Sie stürzte sich in ein Farndickicht und spürte die Kälte des Flusses, ehe sie das Glitzern sah. Der Mond verwandelte das Wasser in eine Straße aus schimmerndem Eis. Leider war es keine Straße, über die man laufen konnte. Ganz in der Nähe ertönte wieder ein Schrei. Sie hatte keine Wahl, sie sprang ins Wasser.
    In ihrer Eile hatte sie die Rüstung vergessen. Sie war schwer, aber nicht so schwer, dass sie nicht den Kopf über Wasser halten konnte. In Friedenszeiten hatte ihr Bruder mit seinen Mannen in voller Kriegsrüstung ein Wettschwimmen über die Seine veranstaltet, und sie sagte sich, dass sie aus dem gleichen Hause stammte, auch wenn die Gliedmaßen rasch ermüdeten.
    Allerdings hatte Aelis nicht mit der starken Strömung gerechnet. Der Fluss riss sie mit sich, und sie musste kräftig mit den Armen rudern, um über Wasser zu bleiben. Die Kälte biss sie wie eine Schlange, trieb ihr den Atem aus dem Leib und zog sie nach unten. Sie trat und strampelte, um zum gegenüberliegenden Ufer zu gelangen, konnte sich dem Sog des eiskalten Flusses jedoch nicht entziehen. Gleich darauf trieb sie gegen einen umgestürzten Baum und griff nach einem Ast. Es half ihr nicht, denn die tauben Finger konnten sie nicht festhalten. Das Wasser riss sie weiter und drehte sie um sich selbst. Schließlich hatte sie überhaupt keine Luft mehr in den Lungen und verfing sich obendrein mit dem Fuß in etwas, das untergetaucht war. Sie schluckte eine Ladung eiskaltes Wasser und war sicher, sie werde untergehen, stieß einen verzweifelten Ruf aus und kämpfte gegen die Strömung an.
    Ihr Fuß hing immer noch fest, doch sie konnte noch einmal einatmen. Dabei berührte sie etwas Raues, Kaltes und Hartes. Es war ein Baumstamm, dicht unter der Oberfläche. Sie hielt sich dran fest und kehrte der Strömung den Rücken. So hing sie in der Eiseskälte an dem Stamm, vermochte aber wenigstens zu atmen.
    Sie sah sich um. Unablässig tauchte der Stamm kurz auf und ging wieder unter. Er hing noch am Ufer fest. Erst den Fuß befreien, dann konnte sie sich ans Ufer ziehen. Sie zerrte, doch der Fuß klemmte zwischen dem Stamm und einem Ast. Jedes Mal, wenn sie sich zu befreien suchte, drohte das kalte Wasser, sie nach vorn und nach unten zu reißen. Es gab keine andere Möglichkeit, sie musste es weiter versuchen. Aelis überkreuzte die Beine und benutzte das linke Bein als Hebel, um das rechte herauszubekommen. Endlich löste sich der Fuß, und sofort wollte sie das Wasser wieder entführen, doch sie war darauf gefasst und hielt sich gut fest. Am Stamm entlang tastete sie sich bis zum Ufer.
    Das zerstörte Gesicht des Hexers starrte sie über den angelegten Pfeil hinweg an. Aelis erwiderte den Blick. Nun gab es wirklich keine Hoffnung mehr. Bebend und schaudernd verharrte sie auf dem Stamm.
    »Nun tu es doch.«
    Der Rabe legte den Bogen weg und hockte sich auf die Uferböschung. Seine Augen waren leer, das Gesicht ein zweiter, kleiner Mond: vernarbt, buckelig, undurchdringlich.
    Sie machte Anstalten, ans Ufer zu klettern. Ganz egal, wie es weiterging, sie musste aus dem eiskalten Wasser heraus. Hugin drehte den Kopf zu ihr herum und blickte auf sie hinab. Dann zog er ein langes dünnes Messer aus dem Gürtel. Er wollte sie nicht hochklettern lassen.
    Nun war ihr klar, dass sie sterben musste. Wie lange sollte es dauern?
    Länger als erwartet. Es wurde allmählich heller, und sie starb nicht. Sie schauderte, die Hände waren blau angelaufen. Es war unmöglich, zum jenseitigen Ufer zu gelangen, andererseits kam sie auch nicht an dem Raben vorbei. Wie viel Zeit verging? Die frühen Morgenstunden, die ersten der zwölf Unterteilungen zwischen Morgensonne und Abenddämmerung, schienen so lang wie im Hochsommer. Wie viele waren vergangen, seit sie in den Fluss gesprungen war? Eine? Zwei? Immer noch hockte er dort, der große, Aas fressende Vogel, und beobachtete sie, wie eine Krähe ein

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