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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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trug sie nur Siegfrieds leichte Hosen und ein Seidenhemd. Das war nicht gerade viel für eine kalte Nacht.
    Er stammte aus dem Land der Rus und kannte die Kälte, doch er war auch daran gewöhnt, angemessen bekleidet zu sein. Es war schon frostig gewesen, als der Wind nicht geweht hatte. Jetzt zog eine Brise durch die Bäume und trieb zusätzlich die Kälte vom Fluss in ihr Lager, sofern man es überhaupt ein Lager nennen konnte. Ein Feuer durften sie natürlich nicht entfachen, denn dies hätte die Aufmerksamkeit ihrer Feinde erregt. Abgesehen davon hatten sie ohnehin weder Feuerstein noch Stahl bei sich.
    Gegen seinen Rat hatte die Edelfrau das Maultier und das Pferd freigelassen, damit sie im Wald etwas zu fressen suchen konnten. Er fand, sie hätten auch gleich eines töten und essen können, statt es demjenigen zu überlassen, der die Tiere zufällig fand. Doch sie liefen nicht weg und kehrten sogar zurück, nachdem sie am Fluss getrunken hatten. Der Fluss. Das war ein weiteres Problem. Schwerer Frühlingsregen war gefallen, und nun war der Strom tief und reißend. Ein erfahrener Reiter oder fünf bis sechs Personen, die sich an den Armen festhielten, konnten die Strömung an der Furt überwinden, dachte Leshii. Aber ein alter Mann, ein Mädchen und zwei verletzte Mönche? Niemals. Dennoch, so dachte er, vielleicht schaffte er es sogar allein, wenn er das Maultier nehmen konnte.
    Was soll ich mit der Edelfrau tun? Er konnte sie im Schlaf entwaffnen und fesseln. Andererseits konnte er sie nicht den ganzen Weg bis Ladoga geknebelt und gefesselt transportieren. Eine leicht zu erkennende Gefangene war eine offene Einladung für alle Räuber und Banditen, die das Lösegeld selbst kassieren wollten. Andererseits konnte er sie wohl nicht überreden, ihn freiwillig zu begleiten.
    Er legte sich hin und grübelte unablässig über seine Probleme. Er hörte das Pferd zwischen den Bäumen schnauben. Dann kam er zu sich. Nein, beide Tiere waren dort drüben, direkt neben der Edelfrau. Nicht angebunden, aber zufrieden.
    Es war ein anderes Pferd. Verwirrt stand er auf.
    »Edlefrau, aufwachen.«
    Im Nu war Aelis aufgesprungen und hielt in der einen Hand den Schild und in der anderen das Schwert.
    Leshii konnte nichts sehen. Aelis stieß in ihrer romanischen Muttersprache ein Wort hervor. Er beherrschte die Sprache nicht sehr gut, doch es war ein Wort, das jeder Händler kannte: »Pferd.« Sie starrte in den Wald. Noch einmal sagte sie das Wort, und dann war eine Stimme zu hören, die ihr zu antworten schien.
    »Bleib hier, bleib hier. Halt. Ah!«
    Es krachte im Dunklen, offenbar war jemand gestürzt. Aelis hob das Schwert, was Leshii aber keineswegs beruhigte. Sie sah nach genau dem aus, was sie war – eine vornehme Dame, die sich als Krieger verkleidet hatte. Sie hielt das Schwert ganz hoch, das Heft war neben ihrem Ohr, als sei die Waffe ein Wimpel. Den Schild dagegen richtete sie auf den Boden. Oberkörper und Kopf blieben völlig ungeschützt.
    Zwischen den Bäumen bewegte sich etwas und näherte sich rasch. Viel zu schnell war es, um ein Mensch zu sein. Ein reiterloses Pferd. Als es die Edelfrau erreicht hatte, wurde es langsamer und gesellte sich zu den anderen Tieren. Leshii sah erstaunt zu. Ein so seltsames Verhalten hatte er noch nie bei einem Pferd beobachtet. In einem Augenblick war es mit größter Eile gelaufen, und im nächsten rieb es sich an den anderen Tieren, als hätten sie das ganze Leben auf derselben Weide verbracht.
    Er hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Im Dunklen schimmerte etwas Weißes und bewegte sich langsamer als das Pferd von links nach rechts. Er hatte den Eindruck, dort kröche etwas wie eine Krabbe.
    »Das ist ein Wikingerpferd«, erklärte Aelis.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich erkenne es am Sattel. Er ist so schlecht gearbeitet, dass … «
    Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Auf einmal tauchte zwischen den Bäumen ein Gesicht auf, das der Händler dank seiner langen Übung im Umgang mit den verschiedensten Menschen sofort erkannte.
    »Saerda, mein Freund, bist du gestürzt?«
    Knurrend wie ein Hund, dem man den Knochen weggenommen hatte, kam der Mann zum Vorschein.
    »Edelfrau, du bist mir Wergeld schuldig«, erklärte er. »Du hast den König getötet. Was ist der Preis dafür? Mehr Denier, als es in Paris gibt, würde ich meinen.«
    »Sie spricht deine Sprache nicht«, erwiderte Leshii, »aber man kann über alles verhandeln. Arbeite mit uns zusammen, um sie in die Stadt

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