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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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dass die ihm verbleibende Spanne kurz sein würde. Er fühlte sich wie am Rande eines Abgrundes, die Gedanken taumelten und drohten, ins Nichts zu stürzen.
    Wo war er gewesen? An einem dunklen, tiefen Ort, wo die Felsen Wasser ausschwitzten und der Feind ihn erwartete.
    »Nein, Vali, nein. Du bist jetzt jemand anders, ein Gefangener des Schicksals. Du bist das Ende und die Zerstörung.« Eine Frau hatte die Worte in der norwegischen Sprache gesprochen. Aelis. »Vali.« Den Namen kannte er. Sie hatte mit ihrer Berührung seinen Geist befeuert, ein Beben in ihm ausgelöst und jede innere Festigkeit zerstört, die er willentlich und unwillentlich durch Selbstverleugnung gewonnen hatte. Er begehrte sie, und Gott sandte ihm die Vision der Hölle, zu der ihn diese Liebe – nein, Jehan, benutze das richtige Wort! –, diese Lust verdammt hatte. Die Edelfrau hatte gesagt, sie fürchtete, eine Hexe zu sein, und wie eine Hexe hatte sie ihn mit einer Berührung in etwas anderes verwandelt.
    »Beichtvater. Priester.« Wieder die Stimme. Er litt schreckliche Qualen, die Haut war zu eng für seinen Leib. Die Wunden, die sie ihm zugefügt hatten, schwollen an und taten schrecklich weh. Am schlimmsten war das pochende, wunde Auge. Die Schmerzen setzten ihm so sehr zu, dass er kaum noch an etwas anderes denken konnte. Er überwand sich zu sprechen, obwohl die Würgeschlinge ihm das Kinn gequetscht und verletzt hatte, obwohl er kaum noch genug Kraft in sich fand, um auch nur die Lippen zu bewegen. Auch die Zunge war dick angeschwollen, doch schließlich gewann seine große Willenskraft die Oberhand, und er sprach.
    »Du bist ein Nordmann, ich erkenne es an deinen Worten. Bist du gläubig? Bist du ein Priester? Sprich mir die Messe, damit ich sterben kann.«
    Der Beichtvater schrie auf, als jemand die verschandelte Nase berührte. Der Nordmann hatte nicht viel verstanden und beugte sich über Jehans Mund.
    »Was ist die Messe?«
    »Der Leib und das Blut Christi. Salbe mich mit geweihtem Öl und bereite mich auf den Weg vor.«
    »Du stirbst.«
    »Ja. Gib mir die letzte Ölung, damit ich sicher den Weg in den Himmel finde.«
    »Was ist die letzte Ölung?«
    »Du bist kein Mann Gottes. So muss ich denn ohne Beichte sterben. Verzeih mir, Herr, denn ich war ein stolzer und überheblicher Diener. Wie ist dein Name, Nordmann?«
    »Saerda, Priester. Deine Freunde haben dich im Stich gelassen.«
    »Dann sei du mir ein Freund. Erlaube mir, dich zu Christus zu bekehren, und dann bete für mich.«
    Selbst im letzten Augenblick seines Lebens suchte Jehan noch Seelen für Jesus.
    »Wie kann ich zu Christus gelangen?«
    »Habe mit mir Anteil an seinem Leib und seinem Blut. Lass mich dich segnen, wie ich mich selbst segne.«
    Der Nordmann schnaubte. »Ich helfe dir bei dem Ritual.«
    »Hast du das Brot?«
    »Das Brot, das zu Fleisch wird? Ist es wahr, dass ihr Blut trinkt?«
    »Ja, der Wein wird Blut, das Brot wird Fleisch.«
    »Ich habe Brot.«
    Jehan überlegte. Er hatte kein Öl, um die Horte der Verderbnis, die Hände, die Stirn, die Füße und das Geschlecht zu salben, aber er musste wenigstens tun, was er konnte, solange er noch genug Kraft besaß.
    Ein Zittern lief durch seinen ganzen Körper, als er seine Sünden bereute, den Stolz auf seine Heiligkeit, den Stolz auf seine Stärke, da er sein Leiden als Willen Gottes betrachtet hatte, und vor allem seine überhebliche Gewissheit, er werde ganz bestimmt in den Himmel gelangen. Er bat um Vergebung und zitierte das apostolische Glaubensbekenntnis: »Ich glaube an Gott … «
    Jehan bekam kaum noch die Worte heraus. Er sprach das Vaterunser und war bereit für das letzte Sakrament. Er rief das Agnus Dei an, das Lamm Gottes, und änderte die Worte, damit sie zu seiner schrecklichen Situation passten. Dann sagte er: »Bringe mir das Brot, damit ich es segnen kann.«
    Es gab ein kurzes Lachen, dann ein feuchtes Klatschen und ein leises Stöhnen. Danach ein Laut wie von schmatzenden Lippen. Jehan hatte gelernt, die Ohren zu benutzen, da die Augen versagt hatten. Dieses Geräusch kannte er. Der Mann hatte Fleisch geschnitten. Nach einer Weile kam er zu Jehan und wiegte ihn in den Armen.
    »Sprich deine Worte.«
    Jehan sagte: »Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Glücklich sind diejenigen, die mit ihm das Brot brechen dürfen, den Leib Christi. Gib mir das Brot, auf dass ich es segnen und essen kann. Du musst es mir an die Lippen legen, ich kann die Hände nicht

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