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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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weg.«
    »Ihr sollt wieder vereint werden«, erwiderte Hugin, »bevor das Jahr zu Ende ist. Darauf gebe ich euch mein Wort. Meine Schwester kann mich dank ihrer Kunst finden.«
    Grettir lächelte, doch Hugin bemerkte auch den Schimmer der Sorge in den Augen des Kriegers, der zu Munin blickte.
    »Sie ist eine gute Frau«, erklärte Hugin, »und euch wird es an ihrer Seite gut ergehen.«
    Er hob den Arm, um den ausgewählten Männern zu zeigen, dass sie ihm folgen sollten. Die Vierzig eilten sich, die Schilde zu schultern und aus der Gegenwart des zerfetzten, zerlumpten Wesens zu entfliehen, das im Wald am Feuer saß und Botschaften ihrer Götter übermittelte. Gern folgten sie Hugin, als dieser durch den dunklen Wald schritt.

28
    Raben
    D er Bauernjunge hatte zuerst mit dem Gedanken gespielt, den Vogel zu töten, der durch den Rauchabzug hereingekommen war. Gekochter Rabe war kaum genießbar, aber das Fleisch war so knapp, dass jeder Braten höchst willkommen war. Doch es hatte komisch ausgesehen, wie sich der Vogel auf die Schulter des schlafenden Herrn gehockt hatte. Er war auf den Kopf gehüpft, und der Bauernjunge hatte sich gewundert und halb gehofft, der Vogel werde dem Edelmann das Haar zerzausen. Nicht, dass er dem Herrn übel gesonnen war, er achtete ihn sogar, doch seine Art von Humor war eben so beschaffen, dass er einen Vogel, der das Haar schlafender Männer zerzauste, höchst amüsant gefunden hätte.
    Dann aber hatte es ein wildes Geflatter und ein Durcheinander von Flügeln gegeben, und er hatte einen scharfen Stich auf der Wange gespürt. Schon wieder ein Rabe, der durch den Rauchabzug hereingeflogen war. Er hatte die Hand an die Wange gelegt und gekostet. Blut. Das Wesen hatte ihn verletzt, nach ihm gehackt oder ihn mit den Krallen gestreift, als es vorbeigeflogen war.
    Er sagte nichts, sondern betrachtete nur die blutigen Finger. Der Vogel auf der Schulter des Edelmannes beobachtete seinerseits den Bauernjungen. Die Augen glühten wie kleine Kohlen. Er machte keine Anstalten, sich zu bewegen, obwohl die Gluthitze in dem Raum bedrückend war. Der Vogel sah ihn unverwandt an. Bildete es sich der Junge nur ein, oder drückte die Haltung des Tiers sogar eine Frage aus? War der Kopf nicht schief gelegt, um ihn einzuschätzen?
    Wieder tastete er nach der Wange. Die Wunde tat weh, es war keine normale Schnittwunde, sondern fühlte sich eher wie der Stich einer Biene an. Sein Herz raste. Auf einmal war ihm gar nichts mehr klar, und er fühlte sich, als schlängelte sich etwas durch seinen Kopf. Als müsste er aufstehen und sich setzen, still stehen bleiben und weglaufen, alles in ein und demselben Augenblick.
    Der junge Herr atmete ungewöhnlich laut. Aufreizend laut. Es mochte ja sein, dass der Mann den feindlichen König getötet hatte, aber musste er wirklich so schniefen und schnaufen? Hatte er überhaupt den Wikingerkönig getötet? Trotz ihres vornehmen Auftretens und ihrer Eleganz waren die Adligen voller Lügen. Die Hitze wurde unerträglich. Er zog sich das Hemd aus und saß mit nackter Brust da, inzwischen schwitzte er stark. Ausgehend von der verletzten Wange breitete sich inzwischen ein taubes Gefühl auf der ganzen rechten Seite aus.
    Der Vogel ließ ihn nicht aus den Augen.
    Der junge Bauer streckte die Arme aus. »Welche Antwort soll ich dir geben?« Dann erst wurde ihm bewusst, dass er mit dem Raben gesprochen hatte. Das kam ihm recht dumm vor, und er kicherte. Immer noch beobachtete ihn der Vogel. So heiß war dem jungen Mann noch nie gewesen, und noch nie hatte er etwas so Komisches erlebt. Trotz der Hitze schauderte er. Dann hörte das Kichern auf, und ein anderes Gefühl wallte in ihm auf. Wut. Natürlich wusste er, was der Adlige vorhatte. Seine Schwester vergewaltigen, die Ernte stehlen und jeden töten, der sich ihm in den Weg stellte. So etwas tun die Edelleute oft, das ist uns gut bekannt.
    Der Edelmann schläft gar nicht richtig. Er liegt da wie ein Fuchs auf der Lauer und wartet, bis alle anderen eingeschlafen sind. Dann kann er aufstehen und seine üblen Taten tun. Die Adligen haben das Recht, ihren Anteil zu verlangen, aber als Gegenleistung darf das einfache Volk Schutz verlangen. Was haben sie schon vollbracht, diese feinen Herrschaften? Sie haben zugelassen, dass die Nordmänner das Land überrennen, Neustrien plündern und Paris belagern. Was erwartet einen Gemeinen, wenn er nicht tut, was von ihm erwartet wird?
    Die Hitze im Kopf war unerträglich. Irgendetwas biss ihn und

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