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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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als Mann gekleidet ohne weitere Begleitung mit einem Fremden reiste und ihr Haar unbedeckt ließ. Möglicherweise hätten sie sonst den Händler getötet und sie als Hure beschimpft. Fürs Erste musste sie die Verkleidung beibehalten.
    Die Nachricht von Siegfrieds Tod machte rasch die Runde auf den Gehöften, und bald herrschte ein solches Gedränge, dass Aelis und Leshii kaum noch weiterkamen. Die Bauern stellten Fragen – »Ist er tapfer gestorben?«, »Steckt sein Kopf jetzt auf den Stadtmauern?«, »Ziehen sich seine Mannen zurück?« – , boten ihnen Bier und Brot an und priesen den Burschen, der diese Heldentat vollbracht hatte. »Bleibe heute Abend bei uns und erzähle uns deine Geschichte«, rief jemand. »Bitte, Herr, erweise deinem Volk diesen Gefallen.« Aelis war müde und spürte auf einmal wieder die Kälte des Flusses in den Knochen. Es wäre schön, bei diesen Leuten ein Nachtquartier zu finden. Sie blickte zu Leshii, der lächelte. Der Händler bejammerte sein Pech, da er die Edelfrau nicht in den Osten bringen konnte, tröstete sich jedoch mit dem Gedanken, dass er sich allmählich daran gewöhnte. Die Art und Weise, wie ihm die Schicksalsgöttinnen in den letzten paar Tagen mitgespielt hatten, wäre für einen Mann, dem das Glück gewöhnlich hold war, ein viel zu großer Schock gewesen.
    Leshii und Aelis wurden zum größten Haus in dem Dorf geführt. Es war ein bescheidener Bau mit niedrigem Dach, Wänden aus Holz und Stroh auf nacktem Lehm und Dung, doch das Feuer drinnen war warm, und es gab Stühle, auf die man sich setzen und ein Bett, auf das man sich legen konnte. Aelis wagte nicht, sich ihrer Rüstung zu entledigen, weil man sie sonst als Frau erkannt hatte, war aber so müde, dass sie gleich auf dem Reet vor dem Feuer einschlief. Die Bauersfrau deckte sie zu. Leshii erging es nicht ganz so gut. Fremde waren immer verdächtig, und so überließ man es ihm, sich selbst den besten Platz zu suchen, den er finden konnte. Die Menschen hier waren Fremden gegenüber nicht so aufgeschlossen wie die Einwohner von Paris. Sie waren Bauern, für die bereits eine Reise nach Melun etwas Ungewöhnliches war, obwohl sie die Stadtmauern von den Feldern aus sehen konnten.
    Aelis schlief tief und traumlos in der Geborgenheit der Bauernfamilie. Einige lagen wie sie auf dem Boden, die meisten in dem Bett, das der junge Herr glücklicherweise nicht für sich beansprucht hatte. Das Feuer brannte niedrig, die Nacht war dunkel, und nach einer Weile landete der erste Rabe leicht wie ein Regentropfen neben dem Rauchabzug. Dann folgte der zweite Vogel, bald darauf der dritte.

27
    Munin
    A us dem Schatten löste sich eine Gestalt und trat neben die Frau mit dem zerstörten Gesicht, die im Feuerschein saß. Auch das Gesicht des Mannes war verschandelt und vernarbt. In der Hand hielt er ein Krummschwert in einer Scheide.
    »Noch nicht«, sagte er. »Doch ich weiß, dass der Tod durch das Wasser kommen wird.«
    Die Frau wandte sich nicht vom Feuer ab. An diesem stillen Abend waren nur wenige und weit entfernte Stimmen zu hören, und doch wusste die Frau, dass sie nicht allein waren. Ringsherum lagerten Männer zwischen den Bäumen. Sie spürte deren Atem und die Wärme ihrer Tiere, sie nahm den säuerlichen Geruch der Angst wahr, den sie verströmten. Die Angst vor dem, was sich hinter ihnen im Wikingerlager befand, und vor dem, was sie vor sich im Zwielicht erwartete. Die Männer hatten Angst vor ihr, das spürte sie, waren jedoch nicht darauf aus, sie zu töten. Gemurmel zog durch die Bäume wie das Rascheln der Blätter. »Was jetzt?« – »Sie wird es wissen.« – »Sie ist eine Norne und webt unseren Schicksalsfaden.« – »Was will sie?« – »Das, was sie immer wollen.« – »Was denn?« – »Den Tod.«
    Hugin achtete nicht auf das Getuschel hinter ihm und fasste seine Schwester bei der Hand. Sie drückte sanft seine Finger. Ein einziges Wort sprach er: »Erfolg.«
    Nun drehte sich die Frau unwillkürlich zu ihm herum, obwohl ihre Augen ihn nicht sehen konnten. Als sie sich rührte, erstarb das Getuschel sofort.
    »Ich habe ihr Gesicht erblickt«, sagte Hugin. »Jetzt können wir das Ungeheuer fangen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Hab keine Angst, meine Schwester. Unser Ringen und Leiden soll belohnt werden.«
    Wieder drückte Munin die Finger ihres Bruders. »Du machst dir Sorgen«, sagte sie.
    »Es ist nichts weiter.«
    »Du machst dir Sorgen.«
    »Der Wolfsmann hat uns wiedergefunden.«
    »Er hat den

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