Claw Trilogy 01 - Fenrir
Ausgang? Es war gewiss derjenige, den die meisten Kirchenmänner bevorzugt hätten. Gewiss wäre es aber besser, diese Männer zu Christus hinzuführen. Er würde es versuchen, dachte er sich. Er würde es versuchen.
»Ich schwöre es«, erwiderte er. »Ich will euch bei dieser Aufgabe dienen.«
»Gut«, sagte Ofaeti. Er ging zu einem Maultier und holte zwei Sandalen.
»Es ist ein weiter Weg, du wirst die hier brauchen. Halte es nicht für reine Freundlichkeit. Ich will vermeiden, dass wir wegen deiner Blasen langsamer vorankommen, und die Maultiere werden anderweitig gebraucht. Wohin gehen wir von hier aus?«
»Es gibt eine Furt. Ich glaube, sie liegt dort unten vor dem Hügel.«
Jehan verschnürte die Sandalen und fummelte ungeschickt mit den Riemen herum. Er war nicht daran gewöhnt, Schuhe anzuziehen. Derlei Dinge hatte er nie selbst tun müssen.
»Beeile dich«, drängte Fastarr. »Rollo wird bald seine Dankbarkeit für das, was Ofaeti mit seinem Sohn getan hat, ausdrücken wollen. Wo ist diese Furt?«
Jehan deutete in die Richtung, an die er sich aus seiner Kindheit erinnerte, doch die Berserker starrten in die andere Richtung den Hügel hinunter. Drunten hatte eine Gruppe von Kriegern Aufstellung genommen. Wie viele waren es? Vierzig oder mehr, weitere stießen aus dem Lager dazu, einige waren beritten.
Ofaeti zuckte mit den Achseln. »Er war ein erwachsener Mann, und er hat die Herausforderung vorgebracht.«
»Nachdem du ihn ins Gesicht geschlagen und ihm die Zähne aus dem Kopf geprügelt hast.«
»Nachdem er mich ein Waschweib genannt hatte. So ist nun mal das Gesetz. Ich hätte ihn dafür auf der Stelle töten können, war aber bereit, es bei einer gebrochenen Nase zu belassen. Er war derjenige, der es weiter treiben wollte.«
»Sie rotten sich zusammen«, warnte Holmgeirr.
»Wir könnten bleiben und kämpfen«, regte Astarth an.
Fastarr schüttelte den Kopf. »Wenn wenige gegen viele siegen wollen, siegen sie nur, wenn die Vielen fliehen. Die dort sind Rollos Männer und kämpfen voller Zorn. Wir können nicht genug von ihnen töten, um den Rest in die Flucht zu jagen. So viele besiegen wir nie.«
»Wir könnten dich einfach den Hügel hinabrollen und sie plattquetschen, du dicker Hund«, schlug Egil vor.
»Wenn du willst«, meinte Ofaeti. »Der Rückweg bergauf wird mir guttun.«
»Da ist auch Hvitkarr, einer von Rollos Häuptlingen. Beim Met habe ich ihn gestehen hören, dass er kein Wort von dem verstanden hat, was der Skalde vortrug. Ich glaube, ein Mann, der nichts von Poesie versteht, muss ein schwacher Krieger sein«, überlegte Astarth.
»Das ist wahr«, stimmte Ofaeti zu. »Einmal habe ich gehört, wie er von einem Sieg erzählt hat. Ein Hund hätte bessere Verse geschmiedet. Der Geist Odins ist nicht in ihm, warum also sollte er in seinen Männern stecken?«
»Es sind zu viele. Kommt jetzt«, entschied Fastarr. »Wenn wir im Süden in den Wald gelangen, können wir sie abschütteln. Wir brechen zur Furt auf.«
»Und was dann? Stehlen wir ein Boot? Führt der Fluss zu diesem Kloster, Mönch?«
»Nur ein Teil des Weges«, erwiderte der Beichtvater. »Es geht ein Stück über Land, dort können wir der alten Römerstraße folgen, bis wir auf die nach Süden fließende Saône treffen. Später folgen wir der Rhône bis zum Ziel.«
Jehan wiederholte nur, was er von Pilgern erfahren hatte, denn selbst war er noch nie auf diesem Weg gereist. Das Tal, in dem sich Saint-Maurice befand, war der kürzeste Weg durch die Berge in die Lombardei, nach Turin und schließlich nach Rom.
»Wir laufen«, entschied Ofaeti. »Auf den Flüssen sind sicher überall Spione unterwegs, die nach Nordmännern Ausschau halten. Kommt. Wir wollen uns nicht mitten auf dem Fluss von Rollos Männern überraschen lassen. Der Fluss führt viel Wasser, und der Übergang wird auch ohne diese Schweinehunde hinter uns schwierig.« Er nahm den Führstrick eines Maultiers und lief eilig den Hügel hinunter.
Jehan sah sich um. Am Rand des Lagers gesellten sich Reiter zu den Männern. Der Beichtvater wusste, dass er und die Berserker geschnappt werden würden. Das sorgte ihn nicht besonders, doch eine andere Angst ergriff von ihm Besitz. Er wurde den Geschmack des Menschenfleischs nicht mehr los. Ihm war übel, aber er fühlte sich auch seltsam leicht, als habe ein Teil von ihm das grausame Mahl genossen. Überrascht und entsetzt stellte er auch fest, dass er sich auf den kommenden Kampf freute. Speichel bildete sich
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