Clean Team
Stirn, kurbelte das Fenster noch ein Stück herunter und schnippte ihn hinaus.
- Was er über das Auspusten von Filtern gesagt hat, war auch Blödsinn. Schmeckt kein bisschen besser.
Sie drehte sich zu mir.
- Also, wohin jetzt?
Ich startete den Pick-up.
Ich hätte ihr etwas über das fortgesetzte Interesse ihres Dads am Menschenschmuggel erzählen können. Und darüber, was ihm wahrscheinlich noch alles durch den Kopf ging, während er seinen Abschiedsbrief schrieb. Aber ich erblickte keinen rechten Sinn darin. Sie würde ohnehin schon sehr bald erfahren, dass er sein Versprechen gebrochen hatte. Und ich hatte keine Lust, der Überbringer der schlechten Botschaft zu sein.
Stattdessen reihte ich mich auf die Abbiegespur zum 110 ein und fuhr nach Hause.
- Irgendwann haben diese Typen angefangen, bei mir anzurufen. Er hatte sich mit ein paar Truckern auf einen Deal eingelassen. Ein schnelles Geschäft, bei dem jede Menge Cash für ihn abfallen sollte. Und Dad hatte eine Vorliebe für schnelle Transaktionen, also hat er zugeschlagen. Später haben sie dann bei mir angerufen, und ich hab ihnen gesagt, dass er tot ist. Woraufhin diese Typen komplett ausgetickt sind. Sie haben mir gedroht, die Cops zu verständigen. Natürlich hätte mir klar sein müssen, dass sie das niemals tun würden. Aber ich war so durcheinander. Ich hab befürchtet, die Cops fangen an, in seinem Leben rumzuschnüffeln, wenn sie erst mal Verdacht schöpfen. Ich meine, heutzutage, nach dem 11. September, brauchen die doch nur Schmuggel zu hören und durchkämmen sofort deine ganze Bude. Ich wollte nicht, dass die Leute sich posthum über ihn das Maul zerreißen. Und es sollte auch niemand erfahren, dass ich was davon
gewusst hatte. Und dass ich ihn deswegen zur Rede gestellt hatte. Und was danach passiert war.
Sie hob die Hände und presste die Handballen auf die Augen.
Ich nahm die Abfahrtsrampe zum 10 West. Die gewaltige Betonschleife umkreiste ein einsames Apartmenthaus, das so weit über den Freeway hinausragte, dass ich durch ein Fenster im obersten Stockwerk eine Frau erkennen konnte, die sich vor einem Frisierspiegel das Make-up aus dem Gesicht rieb.
Soledad löste die Hände von den Augen und musterte die Umgebung.
- Wo sind wir?
Ich deutete in Richtung Norden.
- Ich muss noch kurz was erledigen.
- Jaime hat die Pistole mitgehen lassen.
Sie starrte aus dem Beifahrerfenster auf die vergitterten Ladenfronten in der Fairfax.
- Zumindest nehm ich das an. Er hat gewusst, dass mein Dad zwei davon hatte. Sie gehören zu einer Art Set. Und sie sind wohl irgendwie wertvoll. Weil Dad gewusst hat, dass Jaime solchen Kram liebt, hat er sie ihm mal gezeigt. Und nachdem ich Jaime angerufen hatte, ob er mir mit den Truckern und diesen verfluchten Mandeln hilft, ist er vorbeigekommen. Und bei der Gelegenheit hat er sie sich wohl aus dem Schreibtisch meines Dads geschnappt. Das Exemplar, das die Cops nicht einkassiert haben. Das, mit dem Dad sich nicht erschossen hat.
Wir fuhren am Silent Movie Theatre kurz vor der Ecke Melrose vorbei. Her Grave Mistake wurde in großen Lettern auf dem Vordach angekündigt.
Soledad las es, drehte sich zu mir und lächelte.
- Wie passend.
- Ich bin bei ihm im Motel gewesen. An dem Abend, als ich dich angerufen hab, damit du Talbots Blut beseitigst. Ich bin nicht erst später mit dem Taxi gekommen, sondern wollte von Anfang dabei sein, wenn Jaime sich mit den Typen trifft. Um sicherzugehen, dass er es nicht vermasselt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon wieder einen etwas klareren Kopf. Scheiße. Wenn es einfach nur darum gegangen wäre, eine Ladung Mandeln zu verschicken, hätte ich das auch allein geschafft. Legale Geschäfte sind für mich kein Problem. Aber bei dieser Art von Fracht hab ich mich nicht ausgekannt. Welche Vorsichtsmaßnahmen man ergreifen muss und alles. Und Jaime ist der einzige, na ja, zwielichtige Charakter, den ich kenne.
Sie schnäuzte sich in ein bereits ziemlich feuchtes Kleenex.
- Außer meinem Dad natürlich.
Wir überquerten die Sunset und fuhren hinauf in Richtung Hollywood Boulevard.
- Und natürlich hat er es prompt vermasselt. Ich hab ihm ständig gesagt, er soll sich wieder einkriegen, und dass wir ihnen das bescheuerte Motelzimmer, ihr Essen oder was auch immer zahlen. Aber er hatte getrunken. Und er ist ein totaler Sturkopf. Alles muss immer genau nach seiner Vorstellung laufen, und bei der geringsten
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