Clean Team
hatte.
- Ich weiß, ich schulde dir was, Jaime. Und du kriegst dein Geld. Aber jetzt tu mir einen Gefallen und verpiss dich.
Er schlenkerte mit den Armen.
- Verpiss dich selbst, Arschloch. Besser für dich, du lässt bald meine Knete rüberwachsen.
Er wandte sich in Richtung Motel.
- Komm, Schwesterlein, wir schnappen uns meinen Kram aus dem Zimmer, holen meinen Wagen und machen uns dünne. Vergiss die Rechnung. Wird sowieso alles von der Kreditkarte deines Alten abgebucht. Und den juckt’s eh nicht mehr. Ich kann doch heut Nacht in Malibu pennen, oder?
Ich wandte mich an Soledad.
- Willst du wirklich mit ihm fahren?
Sie starrte auf den Rücken ihres Bruders.
- Nein.
- Sollte ich dich vielleicht fragen, ob du mit mir fahren willst?
Sie rieb sich die Augen.
- Ja.
- Also, willst du mit mir fahren, oder was?
- Ja.
- Dann steig ein.
Sie schwang sich in den Pick-up und schlug die Tür zu. Jaime drehte sich um und sah uns in Richtung Ausfahrt ro llen.
- Oh ja, verdrückt euch nur und habt euren Spaß. Scheißverräter! Lasst mich hier hängen und kümmert euch um euern Scheiß!
Er lief hinter dem Truck her.
- Ich kann dir nur raten, die Kohle ranzuschaffen, Arschloch! Wenn nicht, dann weißt du, was passiert!
Ich bog auf die Straße, Jaime immer noch dicht auf den Fersen.
- Ich schlitz dich auf, Arschloch! Ich schlitz dich ganz übel auf, verdammt!
Wir fuhren schweigend.
Sie spielte an dem verchromten Drehknopf von Chevs altmodischem Autoradio herum, ließ den dünnen roten Balken über die Frequenzen gleiten, bis die Stimme einer Frau ertönte, die etwas Langsames und sehr Trauriges auf Spanisch sang.
Durch die Windschutzscheibe starrte sie auf das Schild, das die Kreuzung der Freeways 405 und 101 ankündigte.
- Bringst du mich nach Hause?
Ich blieb auf der Spur für den 405 North.
- Willst du lieber woanders hin?
Sie stellte die Füße auf den Sitz und umschlang die Knie.
- Kann ich mit zu dir?
Ich riss das Lenkrad herum und schleuderte etwa zwanzig Meter vor der Kreuzung der beiden Freeways auf den Seitenstreifen. Der Pick-up kam zum Stehen. Seine Scheinwerfer beleuchteten die spinnwebartigen Muster eines Graffitis auf der Backsteinmauer, die den Freeway begrenzte. Der Verkehr donnerte vorbei. Das spanische Lied drang aus den alten Boxen.
Wir blickten einander an.
Ohne ihre Augen abzuwenden, legte sie den Kopf auf die Knie und begann mitzusingen. Ich drehte mich um, langte hinter den Sitz und fischte die Neun-Millimeter-Patrone heraus. Das gleiche Kaliber, mit dem ihr Vater sich das Leben genommen hatte. Ich zeigte sie ihr.
- Schon mal gesehen?
Sie hörte auf zu singen.
- Eine Patrone.
Ich platzierte sie vorsichtig auf dem Armaturenbrett, das gefährliche Ende zum Himmel gerichtet.
- Richtig. Genauer gesagt, es ist eine Patrone aus der Neun-Millimeter-Pistole, die du deinem Bruder überlassen hast.
Sie streckte ihre Beine wieder aus.
- Was?
- Bitte sag mir einfach nur, dass diese Patrone nicht aus deiner Pistole stammt. Und dass du zu keinem Zeitpunkt mit Harris, Talbot und diesem anderen Hinterwälder unter einer Decke gesteckt hast. Ich will nur hören, dass du
mich nicht in die Geschichte mit reingezogen hast, damit am Ende alles so ausgeht.
- Wie ausgeht?
Ich schlug aufs Armaturenbrett, das Projektil hüpfte hoch und fiel in den Fußraum.
- Na so eben! Dass alles hübsch bereinigt ist! Dass die Typen abserviert sind und du dir keine Sorgen mehr über irgendwas zu machen brauchst. So wie … Jesus! Du weißt schon.
Ich breitete die Arme aus.
- Jetzt eben!
Ich ließ die Arme wieder sinken.
Sie beugte sich vor, hob die Patrone auf und rollte sie zwischen den Fingern hin und her.
- Web.
Sie hielt das Projektil hoch.
- Die stammt nicht aus meiner Pistole.
Sie stellte sie zurück aufs Armaturenbrett.
Ich starrte die Patrone an.
- Schön. Also gut.
Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
- Aber wenn du sie von Jaime hast, stammt sie aus der Pistole
meines Dads. Und, ja, ich hab dich mit in die Sache reingezogen. Und ich stand auch vorher schon in Verbindung mit Harris und diesen Typen.
Ich schlug mir gegen die Stirn.
- Oooooh, Mann! Ich wusste es.
- Hör zu.
- Das ist so krank.
- Hör zu, verdammt nochmal!
Sie starrte auf die besprühte Wand draußen, und ich hörte zu.
- Web,
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