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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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mein Dad, er war, also, er war ein toller Vater. Aber er hat unsaubere Geschäfte gemacht. Nein, stimmt nicht. Er war ein richtiggehender Krimineller. Ein Schmuggler. Und ich hab davon gewusst. Schon lange. Und nicht nur von den Mandeln. Auch von anderen Dingen.
     
    Ein Sattelschlepper donnerte vorbei, und der Fahrtwind ließ den Apache auf seinen Stoßdämpfern schwanken.
    Sie beobachtete, wie er die Rampe hinunterschoss.
     
    - Menschenschmuggel.
     
    Sie durchwühlte ihre Taschen.
     
    - Meine Zigaretten sind aus.
     
    Sie öffnete den Aschenbecher und pickte die längste Kippe heraus. Sie schob sie zwischen die Lippen, pustete einmal durch den Filter, zündete sie an, und das Führerhaus füllte sich mit Rauch.

    - Chinesen. Arme Teufel. So arm wie, na ja, so arm, dass es dafür gar keinen Ausdruck gibt. Sie wollen einfach ein besseres Leben. Oder Freiheit. Was weiß ich. Sie lassen sich in einen Frachtcontainer sperren. Vierzig, fünfzig Menschen. Zwei Wochen auf dem Ozean. Ein Chemoklo. Winzige, verpackte Essensrationen. Wasser in Flaschen. Aber manchmal werden die Container nicht in der vorgesehenen Reihenfolge verladen.
     
    Sie kurbelte das Fenster einen Spalt herunter, und Rauch schwebte nach draußen.
     
    - Die Leute, die das einfädeln, versuchen, es so zu arrangieren, dass diese Container als Letzte verladen werden. Ganz oben auf den Stapel, in der frischen Luft. Aber manchmal geht was schief. Ein Container wird verwechselt, gerät statt oben aufs Deck tief unten in den Frachtraum, begraben unter einem Dutzend anderer Container. Mörderische Hitze. Keine Atemluft.
     
    Sie warf das abgebrannte Streichholz durch den Fensterspalt.
     
    - Bei einer Containerladung, die mein Dad organisiert hat, ist das passiert. Alle sind gestorben. Vierzig Menschen.
     
    Sie blickte mich an.
     
    - Und ich hab es rausgefunden. Als er krank geworden ist, musste ich ihm bei ein paar seiner Geschäftsangelegenheiten helfen und bin darauf gestoßen.
     
    Sie wandte den Blick ab.

    - Aber ich hab nie, na ja, ich hab nie was unternommen deswegen. Außer mit ihm zu reden. Mein Gott, er war mein Dad, und er war in diese scheußliche Geschichte verwickelt. Ich meine, wie war das möglich? Wie hat er es geschafft, damit zu leben? Ich konnte einfach nicht glauben, dass er morgens aufgestanden und zur Arbeit gegangen ist und einfach weiter geschmuggelt hat. So, als wär nie was gewesen. Und ich hab gedacht: Vielleicht täusch ich mich ja. Ich muss mich täuschen. Er kann das unmöglich getan haben. Er kann unmöglich verantwortlich für den Tod dieser Menschen sein und sich nichts davon anmerken lassen. Denn das hat er nie, weißt du? Sich was anmerken lassen. Er hat es perfekt verborgen. Mit Hilfe seiner Unterlagen hab ich den genauen Zeitpunkt des Unglücks rekonstruiert. Ich muss damals fünfzehn gewesen sein, und ich weiß noch genau, dass sich sein Verhalten zuhause nicht im mindesten geändert hat. Ich musste mich einfach täuschen. Zu so was konnte ein Mensch doch unmöglich imstande sein.
     
    Sie nahm einen Zug.
     
    - Also hab ich ihn gefragt.
     
    Sie blies den Rauch durch den Fensterspalt nach draußen.
     
    - Ich hab ihn zur Rede gestellt. Hab ihn gefragt, ob es wahr ist.
     
    Sie betrachtete eine Weile die Glut ihrer Zigarette, bis es ihr zu langweilig wurde.
     
    - Und er hat es mir bestätigt. Und im gleichen Atemzug hat er mir versichert, er hätte so was seither nie wieder
getan. Nach dem Vorfall hätte er sofort damit aufgehört. Es habe sich aber tatsächlich so abgespielt. Diese Menschen kommen hier rüber und verpflichten sich, für jemanden zu arbeiten, um die fünfzigtausend Dollar abzahlen zu können, die die Überfahrt kostet. Sie werden zu Leibeigenen. Sie geraten von einem beschissenen Leben in ein noch beschisseneres. Und manche sterben qualvoll. Aber er hat mir hoch und heilig versprochen, er hätte seitdem nie wieder so was getan. Als ob das alles wieder gut gemacht hätte.
     
    Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Falte.
     
    - Allerdings hab ich ihm gesagt, was ich darüber denke.
     
    Sie schob ihren Daumennagel in die Falte und drückte, bis die Haut um die Falte herum ganz weiß wurde.
     
    - In der Nacht, als er sich umgebracht hat.
     
    Sie presste noch fester.
     
    - Was er vielleicht schon vorher geplant hatte. Vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls hat er in seinem Abschiedsbrief nichts darüber geschrieben.
     
    Sie blickte auf den Zigarettenstummel in ihrer Hand, runzelte die

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