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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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herunterzureißen, auf dem die gestapelten Kisten ein geometrisches Muster hinterlassen hatten. Der Holzboden genau unter der Verwesungsstelle wies einen noch größeren Fleck auf. Noch abstrakter. Und nicht anders zu beseitigen als durch Schrubben.
    Also schrubbte ich.
    Jetzt, wo die Räume kahl und leer waren, flohen die Kakerlaken durch sämtliche Ritzen, suchten Zuflucht in den Nachbarapartments. Gabe brachte einen Ozongenerator mit nach oben und schaltete ihn ein.
    Po Sin nahm die Maske ab, wischte sich über die Stirn und deutete auf die Maschine.
     
    - Sie bindet Sauerstoff mit Sauerstoff. Reinigt gründlich die Luft. Eliminiert den Gestank und verdeckt ihn nicht einfach nur.
     
    Ich betrachtete den Fleck am Boden. Er war schon deutlich blasser, aber es war unmöglich, die schmierigen Hinterlassenschaften der Leiche vollständig zu beseitigen.
    Po Sin folgte Gabe zur Tür und ließ den Ozongenerator zurück, damit er seine Arbeit verrichten konnte. Er hielt inne und wandte sich zu mir um.
     
    - Alles klar?

    Ich rieb mit meiner papierumhüllten Stiefelspitze über den Fleck.
     
    - Alles bestens.
    - So was hast du in deinen Horrorfilmen noch nicht gesehen, stimmt’s?
     
    Nach einem kurzen Augenblick folgte ich ihnen nach draußen.
    Nein, hatte ich nicht.
    Jedenfalls nicht genau so was.
     
     
    - Er sorgt nachts für Unterkünfte.
     
    Ich reckte den Kopf aus dem Fenster des fahrenden Lieferwagens, um mir den Gestank aus dem Haar blasen zu lassen, und zog ihn wieder ein, damit ich Po Sin besser verstehen konnte.
     
    - Unterkünfte für wen?
    - Leichen. Für den Untersuchungsrichter. Er sammelt sie ein. So nennen sie das. Eine Unterkunft.
    - Ohne Scheiß?
    - Klar doch. Wenn irgendein Penner in der Gosse den Geist aufgibt, wer ist dann zuständig? Glaubst du, seine Saufkumpane veranstalten’ne Kollekte und besorgen ihm’nen hübschen Sarg und ein Mausoleum auf dem Prominentenfriedhof? Eher unwahrscheinlich. Kaum haben sie sich seine letzte Flasche Fusel und seine Schuhe geschnappt, sofern er überhaupt welche anhatte, machen sie sich schleunigst aus dem Staub. Früher oder später findet jemand von der Mission oder der Sozialstation oder ein Cop, der zufällig in die falsche Straße abgebogen ist,
die Leiche. Und kurz darauf kriegt der Untersuchungsrichter einen Anruf. Dann lässt er eine Privatfirma die Leiche abholen. Und für eine dieser Firmen arbeitet Gabe. Es ist sein Nachtjob.
     
    Er biss in den Slim Jim Fleischsnack, den er aus einer Box unter dem Fahrersitz gezogen hatte.
     
    - Und deshalb kann er dich nicht nach Hause fahren.
    - Wie ist der eigentlich so drauf? Weißt du, dass in seinem Handschuhfach ein Totschläger liegt? Und wozu die Campingausrüstung?
    - Gabe befindet sich in einer Übergangssituation zwischen zwei Wohnsitzen.
    - Ist er obdachlos?
    - Nein. Sagen wir lieber, er zieht es vor, momentan keine feste Adresse zu haben.
    - Ah.
     
    Ich tippte an meinen Wangenknochen.
     
    - Und das Tattoo unter seinem Auge ist das Erkennungszeichen von’ner Gang, stimmt’s? Ist er so’ne Art geläuterter Gangsta?
     
    Er schob sich das fingerlange Reststück des Slim Jims in den Mund.
     
    - Quatsch keinen Mist über Dinge, von denen du keine Ahnung hast, Web. Und selbst wenn. Hast du vielleicht ein Problem damit, wenn jemand’ne Vorgeschichte hat? Willst du deswegen nicht mehr mit ihm fahren? Nimmst du lieber den Bus?

    Wir bogen auf den Beverly Boulevard ein, der in einer langen Kurve zur Auffahrtsrampe des Highway 101 führte.
     
    - Ich fahr nicht mit dem Bus.
     
    Er zerknüllte die leere Verpackung und warf sie unter den Sitz.
     
    - Ich weiß.
     
    Schlagartig und ohne erkennbaren Grund kam der Verkehr zum Erliegen. Typisch für die Autofahrer in L. A., die eine Art geistiger Lähmung zur Vollbremsung zwingt, sobald die Ampeln in ihrer Umgebung grün erstrahlten.
    Po Sin nutzte die kurze Verschnaufpause, nahm die Hände vom Steuer, streckte sich und blickte mich von der Seite an.
     
    - Wäre aber vielleicht gut für dich, öfter mit dem Bus zu fahren.
     
    Ich starrte hinauf zu dem gigantischen roten Schild des Ambassador Dogs & Cats Hospital. Ein weithin sichtbares Leuchtfeuer für alle verwundeten Tiere der Stadt? Oder wie sonst ist das zu verstehen? Ich meine, es muss doch einen Grund dafür geben, dass dieses Schild so beschissen groß ist? Ich stelle mir immer eine alte Lady vor, die gerade ihr Malteserhündchen Gassi führt, als plötzlich ein stechender Schmerz durchs linke

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