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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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bemüht, sondern’ne Menge Menschen in deiner Umgebung. Am Anfang zumindest. Wir haben uns alle den Kopf zerbrochen, wie wir dich wieder auf die Spur bringen. Die Leute aus dem Tattoo-Laden, Lehrer aus deiner Schule, Po Sin und ein paar andere Eltern. Aber, Mann, du hast dich einfach zu bescheuert aufgeführt. Und irgendwann waren es die Leute einfach leid. Sie waren ratlos, wie sie damit umgehen sollen, und haben resigniert. Es war echt ermüdend, Mann. Jesus, es ist ermüdend.
     
    Er suchte nach einem Aschenbecher, fand keinen und schnippte die Asche auf den Teppich.
     
    - Also hab ich L.L. einen Besuch abgestattet.
    - Mann, ich …
     
    Er hob die Hand.
     
    - Nein. Jetzt nicht. Das ist nicht der Zeitpunkt. Ich bin zum Chez Jay gefahren, hab ihn da sitzen sehen und zu heulen angefangen. Nicht, weil ich sauer gewesen wäre. Sondern weil es so verdammt gutgetan hat, ihn wiederzusehen.
     
    Er presste die Lippen aufeinander.
     
    - Und gleichzeitig hat es geschmerzt wie die Hölle, glaub mir. So viel zum Thema Schuldgefühle. Jedenfalls, er hat sich umgedreht, mich entdeckt, und weißt du, was er gesagt hat?
     
    Ich nickte.

    - Irgendwas unvorstellbar Bescheuertes.
     
    Er nahm einen langen Zug.
     
    - Genau. Er hat gesagt: Ah, Chev, nach all den Jahren kommst du mich besuchen. Wo liegt das Problem, mein Sohn, lässt du etwa in deinen Überzeugungen nach?
     
    Ich schloss die Augen und überlegte, ob Chev meinen Vater vielleicht missverstanden hatte, wusste jedoch ganz genau, dass das nicht der Fall war.
    Ich öffnete die Augen.
     
    - Hast du ihn geschlagen?
     
    Rauch schoss aus seinen Nasenlöchern.
     
    - Nein. Ich hab auf dem Absatz kehrtgemacht und das Lokal verlassen. Denn genau da, in dem Moment, war er mir plötzlich absolut gleichgültig.
     
    Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie.
     
    - Genau in dem Moment, in dem er alles hätte wieder einrenken können, ist er endgültig zu weit gegangen. Nach dem Unfall und dem ganzen Scheiß, den er uns darüber erzählt hat, hätte ich nie geglaubt, dass er das alles noch toppen kann. Aber er hat einen Weg gefunden, ihn zielsicher verfolgt, und damit war für mich Endstation. Ich hab ihn nicht geschlagen. Ich wollte ihn nicht schlagen. Ich wollte einfach nur weg.
    - Gut.
     
    Er nickte.

    - Ja. Gut. Aber da ist noch was, Mann. Der eigentliche Punkt.
     
    Er blickte zu Boden, schüttelte den Kopf und hob ihn dann wieder.
     
    - Wie der verdammte Vater, Web, so der verdammte Sohn.
     
    Ich öffnete den Mund.
    Er brachte mich zum Schweigen.
     
    - Nein. Warte. Hör mir zu.
     
    Ich lauschte.
     
    - Er ist nicht immer so gewesen. Wahrscheinlich hat er sich immer schon wie ein Hurenbock aufgeführt und zynischen Scheiß geredet, aber er ist nicht bösartig gewesen. Das hat erst nach dem Unfall angefangen. Erst danach hat er die Menschen systematisch aus seinem Leben vergrault.
     
    Er kratzte sich die Schulter.
     
    - Falls das irgendwas bei dir klingeln lässt.
     
    Er stand auf.
     
    - Es dreht sich also nicht um’s Geld. Oder um deinen Besuch bei L.L. Wenn mein Dad noch leben würde, könnte er der schlimmste Bastard auf Erden sein, und ich würde gelegentlich nach ihm schauen. Es geht auch nicht darum, dass du die Gefühle meines Mädchens so tief verletzt hast, dass sie nicht mehr herkommen will und ich zu
ihr fahren und mich in ihr Zimmer schleichen muss, weil ihre Eltern ausrasten, wenn sie erfahren, dass sie mit einem neunundzwanzigjährigen Tattoo-Rocker liiert ist.
     
    Er betrat den Flur und blieb dort stehen.
     
    - Nein, der Punkt ist schlicht, dass du dich weigerst, gesund zu werden. Alle anderen haben sich so verzweifelt um dich bemüht, dass sie am Ende ihrer Kräfte sind, während du nur zuguckst, wie sie sich aufreiben, und so tust, als ginge dir das alles am Arsch vorbei. Du lebst einfach weiter, als wäre nie was geschehen. Als hättest du dich innerlich kein bisschen verändert.
     
    Er wandte sich ab.
     
    - Und, Web, es geht darum, dass ich nicht mehr kann. Ich hab den Eindruck, dass ich mich mit dir auf derselben Straße nach Nirgendwo befinde wie mit L.L. Und du trittst einfach weiter das Gaspedal durch und versuchst nicht mal, die Bremse zu finden.
     
    Er legte eine Hand auf seinen Schädel.
     
    - Und ich hasse dieses Gefühl, Mann.
     
    Er betrat sein Zimmer.
     
    - Ich hasse es.
     
    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Ich blieb auf dem Küchenboden sitzen und dachte, wie gut es war, dass ich alles so sorgfältig

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