Clean Team

erzählen?
     
    Er grinste und zwinkerte.
     
    - S’ne Nuss.
     
    Ich nickte.
     
    - Bingo. Nur leider ist das hier nicht unser Thema. Mich interessiert vielmehr, warum jemand deine Schwester entführt und dann offensichtlich aus einer spontanen Laune heraus Talbot kaltgemacht hat, und alles das wegen ein paar Nüssen?
    - Ich hab Talbot nicht kaltgemacht. Hab ihm nur seinen verfickten Arsch aufgeschlitzt.
    - Klar, hast ihn übel zugerichtet. Hast ihn aufgeschlitzt wie’nen türkischen Knastbruder in Midnight Express . Aber sein Kumpel oder Boss oder wer auch immer, der Typ, der aussieht wie Sam Elliot ohne Schnurrbart, der hat ihn später kaltgemacht.
     
    Seine Augen zuckten unstet hin und her, offensichtlich auf der Suche nach Verbindungen zwischen Dingen, die für ihn keinen Zusammenhang ergaben.
     
    - Ihn kaltgemacht? Harris hat Talbot kaltgemacht?
    - Ist Harris der große Cowboy mit dem dicken Colt?
    - Ja.
    - Dann lehn ich mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, ja, er ist derjenige, der Talbot kaltgemacht hat.
     
    Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.
    - Verdammt, das is … das is’ so was von krank.
    - Stimmt. Besonders, wenn man in Betracht zieht, dass er ihn mit meinem Telefon zu Tode geprügelt hat.
     
    Sein Gesicht verzog sich, sein Mund klappte ein paarmal auf und zu, dann streckte er die Zunge heraus.
    Aus meiner Collegezeit wusste ich, was diese verräterischen Anzeichen zu bedeuten hatten und trat einen großen Schritt zurück, während er sich über die Stuhllehne beugte und mehrere Liter Maliburum ausspie.
    Ich wich der Pfütze aus, so gut es ging.
     
    - Wenn schon die Vorstellung so was bei dir auslöst, hättest du das Ganze erst mal in natura miterleben sollen.
     
    Er schüttelte den Kopf.
     
    - Nein, nein, Mann, das isses nicht, was mich so schafft. Nur...
     
    Er würgte.
     
    - Nur, dass Harris Talbots Onkel ist, das ist echt abartig.
     
    Er ließ sich in den Stuhl zurückfallen, wischte sich etwas pinkfarbene Kotze vom Kinn und erbrach sich dann in seinen Schoß.
    Ich machte mich auf die Suche nach Handtüchern, in der sicheren Annahme, dass wir diese Szene noch mal drehen mussten.
     
     
    - Mandeln, Jaime.

    Er leerte das Wasserglas, das ich ihm gebracht hatte, und hielt es mir dann hin.
     
    - Sie haben sie geklaut.
     
    Ich nahm das Glas und reichte ihm ein feuchtes Handtuch. Das letzte im Motelzimmer, das noch nicht über der großen Pfütze aus Rumkotze ausgebreitet lag.
     
    - Was geklaut?
    - Mandeln, Arschloch. Danach hast du doch gefragt, oder?
     
    Ich setzte mich wieder aufs Bett, so weit von seinem stinkenden Erbrochenen entfernt wie möglich. Kurz hatte ich erwogen, das Zeug aufzuwischen, dann aber beschlossen, dass für heute mein Soll erfüllt war, was das Beseitigen von anderer Leute Saustall betraf. Schließlich war ich hier, um mich um meinen eigenen Saustall zu kümmern. Oder mein Leben ansatzweise in den Griff zu kriegen. Oder irgendwas in der Art. Jedenfalls erschien es mir wichtig, dieses Vorhaben nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren.
    Und indem ich mich unaufhörlich auf den Gedanken konzentrierte, dass ich womöglich selbst verantwortlich war für den geistigen Lähmungszustand, der mich von allem entfremdete, das mir einmal wichtig gewesen war, veränderte sich mein bisheriger Blickwinkel auf die Dinge. Demzufolge hatte ich als Einziger die Stellung gehalten, unveränderlich, abgehärtet und immun gegen alle Schicksalsschläge, während der Rest der Welt ohne mich stumpf weitermarschierte, blind gegenüber der Tatsache, dass sie meinen hohen Ansprüchen nicht genügte.
    Es war nicht einfach, meine neue Sichtweise zu bewahren. Besonders, da ich mich beständig mit Fantasien herumschlagen musste, in denen ich als begnadeter Faustkämpfer
Jaime die Abreibung verpasste, die er so dringend verdiente.
    Ich hustete in meine Hand.
     
    - Die Angelegenheit mit dem Arschloch mal beiseite, ja, das war meine Frage. Und ich bin mir sicher, dass du jetzt, wo du Gelegenheit hattest, deinen Kopf wieder klarzukriegen und dich ein bisschen auf dich selbst zu übergeben, nachvollziehen kannst, warum mich die Vorstellung von Mandeldieben etwas verwirrt.
     
    Er fuhr sich mit dem Handtuch über die gebleckten Zähne und rubbelte den bitteren Film herunter.
     
    - Arschloch, sie haben’ne Blechkiste mit dem Zeug gestohlen.
    - Sicher. Den Teil hab ich begriffen. Denn Harris hat mir, bevor er seinen Neffen ermordet hat, sehr deutlich gemacht,