Clemens Gleich
versuchen." Er bemerkte Jianna, die sich zu ihnen gesellt hatte: "Hallo Jianna." Er umarmte sie herzlich, begrüßte Danus und ließ sich dann einmal um den Hof führen, die Fortschritte seit seinem letzten Besuch begutachtend. Fuzz saß dabei auf der hohen Warte seiner Schultern. Beim Kaffee dann tauschten sie Tratsch wie eine sehr seltsame, aber funktionale Familie. Irgendwann nahm Jianna Pikmo bei der Hand:
"Ich muss mal mit dir reden", sagte sie. Pikmo sah sich verwundert um, als suche er Hinweise auf einen unbemerkt begangenen Faux-pas, doch Fuzz und Danus nickten ihn mit unmissverständlicher "nun-geh-schon"-Mimik weg. Also lief er langsam neben Jianna her um die Ecke des Bauernhauses. Dort sah sie ihm in die Augen:
"Ich wollte mit dir schon länger darüber reden", begann sie. "Weißt du, warum Elis dich in letzter Zeit so oft hierher schickt?"
"Ja." Damit wiederum hatte Jianna nicht gerechnet. Sie hatte sich auf einen umständlichen Anlauf auf das Thema eingestellt.
"Äh. Ja?", trudelte sie. "Dann sag mal."
"Es ist wegen diesem Mann. Sie will nicht, dass wir uns in die Quere kommen."
"Das weißt du? Hat sie es dir gesagt?"
"Nein, ich kann das riechen."
"Und... und bist du nicht eifersüchtig?" Pikmo zögerte, während sein Gehirn die Bedeutung des Wortes "eifersüchtig" nachschlug, das er zu seinem eigenen Erstaunen noch nie verwendet hatte. Schließlich antwortete er fest:
"Nein. Ich bin nicht eifersüchtig. Ich liebe sie."
"Immer noch fest in den Bahnen deiner Programmierung, wie ich sehe." Jianna seufzte in freundschaftlicher Resignation.
"Ja. Aber ich bin nicht so beschränkt in meinen Gefühlen wie du denkst."
"Wie meinst du das?"
"Ich liebe auch Fuzz."
"Ach, Männerfreundschaften sind bestimmt erlaubt", plapperte Jianna. Pikmo trat auf sie zu. Er nahm ihre Hände in seine Pranken.
"Ich liebe dich", sagte er. Jianna errötete.
"So wie eine Freundin", sagte sie und guckte in einem Imitat von Interesse ihre Gartenstiefel an.
"Ich kenne mich nicht so gut mit Worten aus", entgegnete Pikmo. "Aber ich liebe dich so:" Damit umarmte er Jianna fest, kuschelte sich an sie und rieb katzenhaft seinen Kopf an ihren. Zuerst lief Jiannas verwirrtes Herz über, dann ihre Augen. Dann fiel sie tief in diesen zeitlosen Moment.
Freiheit?
Zumindest fühlte es sich so an...
~ Fin ~
Danksagung
Ich möchte mich bei der wichtigsten Person für dieses Buch bedanken: bei Dir, dem Leser, der bis hierhin mit mir gegangen ist. Es war ein harter Weg für mich und es bedeutet mir die Welt, dass Du hier bist.
Die Kether
Die gehobene Bevölkerung der wichtigsten imperialen Städte nennt sich selbst die "Kether". Es sind die direkten Nachfahren der legendären Gründer des Imperiums. Sie sehen sich als eine eigene, überlegene Rasse an, die nicht nur das Recht, sondern die Pflicht hat, über die normalen Bürger zu herrschen, deren Rolle sich in den Anfangstagen auf niedere Arbeiten beschränkte. Der Stammbaum ist für eine Ketherfamilie von zentraler Bedeutung; er muss über mindestens neun Generationen lückenlos nachweisbar frei von Vermischungen mit Gewöhnlichen sein. Eine Heirat mit "minderwertigem Blute" gilt immer noch als Schande, welche die ganze Sippe in die Bedeutungslosigkeit reißen kann. Deshalb vermeiden alteingesessene Kether-Familien solche Paarungen normalerweise um jeden Preis.
Die einfache Bevölkerung wird dazu erzogen, die Kether zu respektieren, manchmal sogar zu fürchten. In der klassischen imperialen Literatur finden Leser oft Verherrlichungen der Kether als eine Art Halbgötter. Obwohl das generelle Bildungsniveau der Bevölkerung sehr hoch geworden ist, genießt die Kether-Schicht weiterhin gesetzliche Bevorzugung und größten Respekt. Da sie jedoch heute häufig keine den Bevorteilungen entsprechende Leistungen mehr vorweisen können, fragen sich nachdenkliche Naturen, ob die Bevorzugung der Kether in der Frühzeit des Imperiums nicht nur gesetzlich, sondern auch genetisch zementiert wurde.
Briefdämonen
Das Wort "Dämon" bezeichnet in der imperialen Standardsprache ein autonomes Wesen, das zwischen einem festen, physikalisch fassbaren Körper und einem Energiefeldkörper wechseln kann. Die künstlich erschaffenen Briefdämonen nutzen diese Wandlung dazu, sich in der Energieform besonders schnell und direkt fortzubewegen zwischen Sender und Empfänger. Ein Briefdämon in Energiefeldform geht zum Beispiel problemlos durch Hauswände. Zur Informationsübermittlung drückt ein
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