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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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als hätte er es hier mit einer Dreijährigen zu tun, als wolle er sagen: Natürlich geht das, ich stehe hier, oder? Zumindest bildete Jianna sich das ein. Plötzliche Paranoia ergriff Besitz von ihr. Hier war er, der Sonderfall, der beweisen konnte, dass die Sklaven eben doch mehr waren als bessere biologische Maschinen, und sie rechnete fest damit, dass die Obrigkeit prompt zuschlagen würde, um sie und ihn und FAK zu unterdrücken. Sie packte Pikmo beim Arm und zog ihn die Treppe hinauf, die zu ihren Wohnräumen führte. Nun ja, sie versuchte es, konnte den hünenhaft gebauten Ausreißer jedoch keinen Fingerbreit bewegen.
    "Worauf wartest du? Komm mit nach oben!", keifte sie. Sofort gehorchte Pikmo. Jianna ging durch den dunklen, engen Gang zu ihrem Schlafzimmer, schloss die Tür auf und wedelte Pikmo hinein.
    "Leg dich unter das Bett und komm ja nicht raus, bevor ich dich rufe!" Jianna kontrollierte noch, dass man wirklich nichts Blaues mehr sehen konnte, dann schloss sie wieder ab und rannte zurück an die Theke.
    Die gefürchtete Obrigkeit stand schon dort. Der Wächter von eben war zurück und warf finstere Blicke in alle Ecken, als hätte er zuviel davon. Jianna war rot im Gesicht, außer Puste, aber nochmal zurückrennen war jetzt nicht mehr drin. Also griff sie zum mehr oder minder Bewährten und grinste van Erster schwitzend an.
    "Entschuldigen Sie meine nochmalige Störung, aber ich habe meinen Stift hier vergessen", behauptete dieser. "Er liegt nicht auf dem Tresen, darf ich mich ein wenig umsehen?" Jianna nickte hektisch.
    "Ich hoffe, ich habe Sie gerade nicht bei irgendetwas gestört", log der Wächter, während er hinter den Ständer mit den bunten Seidentüchern guckte.
    "Nein, nein! Ich war nur gerade auf dem Klo."
    "Auf dem Klo, hm? Muss ja sehr anstrengend gewesen sein. Sind ziemlich außer Puste. Haben eine gesunde Wangenfarbe gekriegt."
    "Ich, äh, hatte Verstopfung. Ja."
    "Soso." Er kam mit langsamen Schritten wieder auf den Tresen zu. Auf einmal fiel einer seiner vielen Blicke auf die Kante des Tresens. "Da!" Jianna erschrak, trotz ihres Wissens, dass "Da!" bestimmt nicht Pikmo war.
    "Was da?", brachte sie hervor.
    "Da ist ja mein Stift!" Der Wächter hob einen golden schimmernden Füller vom Boden auf, wischte ihn ab und steckte ihn ein.
    "Danke nochmals für Ihre Zeit", sagte er dann. Er trat ihr gegenüber und sah ihr streng in die Augen. "Wissen Sie", fing er an, "wissen Sie, die Wache kann auch Ihnen helfen." Er zog ein kleines Pamphlet aus seiner Jacke, das er auf den Tresen legte wie einen Geldschein. "Haben Sie keine Scheu und melden Sie sich doch bei uns. Guten Tag." Damit stiefelte er hinaus. Jianna hoffte, dass er nicht noch mehr Schreibgeräte in irgendwelche Ecken gelegt hatte, um später nachzuschnüffeln. Sie hob die Broschüre auf. "Gefährliche Rauschmittel, Prävention und Intervention. Ihre freundliche Stadtwache hilft." stand darauf. Na, besser für eine Drogensüchtige gehalten werden als für eine Revoluzzerin, die der imperialen Wache trotzt, dachte Jianna voll Stolz. Sie begann mental bereits, ihren Wanderrucksack zu packen.
    Mit jeder Minute festigte sich ihr Entschluss mehr, Pikmo bei der Suche nach seiner ominösen Liebe zu helfen, gegen alle Widerstände dieses oppressiven Regimes. Pikmo würde ein Vorbild für FAK werden und schließlich zu einem besseren Leben für alle Felligen führen! Sie würde Kurse halten für diese ignoranten Kether ! FAK würde eine wichtige, spendenfinanzierte Imperium-weite Organisation werden! Vor allem aber, das fühlte sie deutlich, war Pikmo ihre vielleicht einzige Chance, wirklich etwas zu ändern.
    Man würde es angesichts ihres äußeren Erscheinungsbildes nicht erwarten, aber Jianna war eine geübte, erfahrene Wanderin. Sie wusste genau, was Fußgänger unterwegs brauchen und was nur unnützer Ballast ist. Als sie zum Abend endlich den Laden schließen konnte, was sie ausschließlich wegen der Wache nicht schon vor Stunden getan hatte, brauchte sie weniger Zeit, um ihren Rucksack zu packen als für den Kräutertee, den sie sich gleichzeitig zur Beruhigung braute. In der ganzen Zeit gab Pikmo unter dem Bett keinen Mucks von sich, sodass sie manchmal, im Zweifel, ob er noch da und am Leben war, unters Bett guckte. Sie traute sich nichteinmal, ihn anzusprechen, dazu war sie viel zu aufgekratzt. Also rannte sie wie ein angestochenes Huhn durchs Haus, suchte den langen Kapuzenmantel ihres Onkels heraus, prüfte jede Naht ihrer

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